Vor China-Afrika-Gipfel Partnerschaft oder neue Abhängigkeiten?
China verändert mit massiven Investitionen und Megaprojekten den afrikanischen Kontinent. Für die betroffenen Länder kann Chinas Strategie Chancen eröffnen - sie birgt aber auch Risiken.
Wie so oft vor politischen Großveranstaltungen in China schwingt auch dieses Mal viel Pathos mit. Die vielen Werbevideos für den China-Afrika-Gipfel heißen "Gemeinsame Träume", "Ewige Freundschaft", "Die Früchte der Kooperation" oder gleich "Eine neue Ära der China-Afrika-Beziehungen".
Das chinesische Staatsfernsehen trommelt - und feiert dabei ausgiebig die Vorfreude der afrikanischen Gäste auf den Gipfel in Peking, der am Montag beginnt. Unter anderem mit Kenias Präsident Uhuru Kenyatta. "Ich lege den Fokus weiter auf die Entwicklung unserer Infrastruktur", sagt der. "Wir freuen uns über attraktive Investitionen der Chinesen in Kenia."
Er sei aber auch daran interessiert, Kenias Handelsbilanzdefizit mit China zu reduzieren und für Produkte aus Kenia mehr Möglichkeiten und Zugänge zum chinesischen Markt zu schaffen, sagt Kenyatta. "Das sind meine Hauptanliegen in China."
Die Vorbereitungen auf den China-Afrika-Gipfel laufen auf Hochtouren. Am Montag und Dienstag sind fast alle afrikanischen Staats- und Regierungschefs zu Besuch in Peking.
Gewaltige Infrastrukturprojekte
Kenia ist für China ein Einfallstor nach Ostafrika. Die kenianische Wirtschaft wächst seit Jahren beständig, auch durch milliardenschwere Infrastrukturprojekte, die vor allem von chinesischen Unternehmen realisiert werden. Straßen, Stromleitungen oder die neue Eisenbahnlinie von der Hafenstadt Mombasa in die Hauptstadt Nairobi.
Am Indischen Ozean bauen chinesische Unternehmen einen neuen Containerhafen. Kenia gehört in Afrika zu den Hauptprofiteuren von Chinas Megaprojekt Neue Seidenstraße. Es sind diese Projekte, die jetzt vorm Gipfel in den chinesischen Staatsmedien besungen werden. Sogar vom chinesisch-afrikanischen Familientreffen ist die Rede.
Der neugebaute Flughafen von Algier steht kurz vor der Eröffnung. Ausführende Firma ist die China State Construction Engineering Corporation (CSCEC).
Neue Form des Kolonialismus
Aber Chinas Investitionen haben auch eine Kehrseite. Die Volksrepublik ist mit Abstand Kenias größter Gläubiger. Etwa zwei Drittel seiner Auslandsschulden hat das afrikanische Land bei China. Kritiker der chinesischen Investitions- und Kreditpolitik warnen vor einer Schuldenfalle, die nicht nur Kenia, sondern auch andere afrikanische Länder treffen könnte.
China schaffe wirtschaftliche und auch politische Abhängigkeiten. Das sei eine neue Form des Kolonialismus, so der Vorwurf. Afrika-Experte Wang Hongyi bestreitet das. Er forscht beim regierungsnahen China-Institut für Sozialwissenschaften in Peking. Erstens, sagt Wang, müsse Kolonialismus aufgezwungen sein. "Zweitens beinhaltet Kolonialismus, dass es in dem jeweiligen Land eine große Anzahl deiner eigenen Leute gibt. Diese beiden Bedingungen für Kolonialismus erfüllt China nicht."
Das chinesische Engagement in Afrika sei nicht an politische Bedingungen geknüpft. "Und wir zwingen auch keinen, weder politisch noch militärisch, sich gemeinsam mit uns zu entwickeln. China hat keine Kolonie dort, wie manche behaupten. Mit Kolonialismus hat das nichts zu tun."
Chinesische Unternehmen lassen inzwischen in Afrika produzieren. Die Bekleidungsfirma G&H Garments hat Produktionsstätten in Ruanda, Kenia, Senegal und Äthiopien.
Neue Milliardenkredite erwartet
Kritische Zwischentöne sind beim China-Afrika Gipfel eher nicht zu erwarten. Seit Tagen fliegen afrikanische Staatschefs in Peking ein. Etwa 50 von ihnen sollen teilnehmen, dazu der Generalsekretär der Vereinten Nationen und knapp 30 afrikanische und internationale Organisationen.
Unter Präsident Xi Jinping haben sich die Beziehungen zu Afrika insgesamt intensiviert. Auch für diesen Gipfel wird erwartet, dass der chinesische Staats- und Parteichef neue Kredite und Finanzzusagen an afrikanische Länder in Milliardenhöhe verkündet.
Mit Blick auf das Projekt Neue Seidenstraße wird die chinesische Investitionspolitik in Afrika noch weiter gehen. Afrika bleibt eine Kernregion für den Versuch einer Globalisierung chinesischer Prägung. Für Afrika kann das Chancen eröffnen, birgt aber auch viele Gefahren.