Nach dem Anschlag auf das Satiremagazin im Januar 2015 bekundet eine Passantin ihre Solidarität

Prozessauftakt "Charlie Hebdo" Mohammed-Karikaturen erscheinen erneut

Stand: 01.09.2020 17:09 Uhr

Zwölf Menschen sind beim islamistischen Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" vor fünf Jahren aus dem Leben gerissen worden. Zum Prozessauftakt reagiert das Magazin mit einem Sonderheft.

Heute beginnt der erste Prozess im Zusammenhang mit dem islamistischen Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" - mehr als fünf Jahre nach der Bluttat. Zwölf Menschen wurden damals in der Redaktion getötet. Anlässlich des Prozessauftakts hat das Magazin die Karikaturen des Propheten Mohammed in einer Sonderausgabe erneut abgedruckt.

Laurent Sourisseau, Herausgeber von "Charlie Hebdo"

Herausgeber Sourisseau sagt, die Redaktion habe auf den passenden Augenblick gewartet, die Karikaturen erneut zu veröffentlichen.

Die Redaktion sei schon oft darum gebeten worden, man habe aber einen konkreten Anlass abwarten wollen, zitierten französische Medien den Herausgeber Laurent Sourisseau. "Der Hass, der uns vor fünf Jahren getroffen hat, ist immer noch da", sagte er. Geschichte könne nicht neu geschrieben oder ausgelöscht werden. "Wir werden niemals aufgeben."

Karikatur des getöteten Zeichners Cabu

Die zwölf Mohammed-Karikaturen, auf die sich die Attentäter damals bezogen und erklärt hatten, den Propheten rächen zu wollen, waren im Jahr 2005 zuerst von der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" veröffentlicht und im Folgejahr von "Charlie Hebdo aufgegriffen worden. Sie zeigen den Propheten, der eine Bombe anstelle eines Turbans trägt, oder bewaffnet ist mit einem Messer, flankiert von zwei schwarz verschleierten Frauen. Neben diesen beiden Karikaturen ist auf dem Titel des Sonderhefts auch eine Mohammed-Karikatur zu sehen, die von ihrem Zeichner Cabu signiert ist. Cabu ist eines der Anschlagsopfer.

14 mutmaßliche Komplizen angeklagt

Der Prozess gegen 14 mutmaßliche Komplizen der Attentäter und Hintermänner ist das größte Verfahren wegen der islamistischen Anschlagsserie in Frankreich, die insgesamt 258 Todesopfer forderte. Vor Gericht müssen sich 13 Männer und eine Frau verantworten. Nur elf von ihnen erscheinen in Person, von den anderen ist nicht bekannt, ob sie leben oder tot sind. Alle werden beschuldigt, die Täter mit Waffen und Logistik versorgt zu haben. Alle drei Attentäter starben damals. Der Prozess ist bis zum 10. November angesetzt.

Die Erstveröffentlichung der Karikaturen in Dänemark hatte gewalttätige Demonstrationen in mehreren muslimischen Ländern hervorgerufen. Die Darstellung des Propheten ist im sunnitischen Islam streng verboten. Auf Spott oder Beleidigung gegen ihn steht traditionell die Todesstrafe.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 01. September 2020 um 18:00 Uhr.