Eurogruppenchef Centeno geht Ein undankbarer Job
Der Portugiese Centeno tritt als Chef der Eurogruppe zurück. Damit gibt er einen undankbaren Job ab, den er nie so meisterte wie seine Vorgänger. Wer Centeno folgt, ist noch unklar.
Der Portugiese Mario Centeno ist der dritte Eurogruppenchef. Denn dieses Amt haben die Euro-Staaten erst im Jahr 2004 ins Leben gerufen, weil es immer wieder Streit gegeben hatte - vor allem um die Staatsschulden. Gefragt waren Koordinations- und Durchsetzungsfähigkeit. Und Charisma. Da kam der spätere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker wie gerufen. Europäer durch und durch, international erfahren und einer, der den Euro quasi mit erfunden hatte.
Eigentlich sind zweieinhalb Jahre Amtszeit vorgesehen. Aber Juncker machte die Sache so gut, dass er fast zehn Jahre blieb. Die Finanzkrise, der Schuldenkollaps von Griechenland und die ständige Sorge, der Euro könnte scheitern, schafften allerdings selbst den Luxemburger. Am Schluss hatte er keine Lust mehr:
Ich weiß nicht, ob das ein Irrenhaus ist, aber ich bin froh, aus diesem Haus raus zu kommen - ich hab sechs Monate lang gerufen: Holt mich hier raus…
Dijsselbloem zeigte ebenfalls Schwächen auf
Juncker war es gelungen, die Eurogruppe irgendwie zusammen zu halten - in seiner Zeit kamen sogar vier Staaten dazu. Große Fußstapfen für seinen Nachfolger, den Niederländer Jeroen Dijsselbloem. Hollands Finanzminister war damals im Jahr 2013 der einzige Kandidat - Eurogruppenchef zu sein, ist offenbar kein dankbarer Job. Doch auch Dijsselbloem machte seine Arbeit gut - und versäumte es nie, offensichtliche Schwächen aufzuzeigen: So bemängelte er schon vor drei Jahren, als das Schlimmste der Finanzkrise schon Vergangenheit war, die Möglichkeiten, künftige Erschütterungen der Währungsunion zu bekämpfen, seien sehr dünn. Deshalb, so Dijssebloem, sei man sehr verwundbar für etwas, was in den nächsten Jahren kommen könnte.
Es klang wie eine Vorahnung auf das, was mit Corona kommen würde.
Centeno fehlt Leichtigkeit, Klarheit und Durchsetzungsfähigkeit
Nun sei ein europäischer Plan nötig, um den Schwächsten zu helfen und den Binnenmarkt zu schützen, sagte dann tatsächlich ein paar Jahre später Dijselboems Nachfolger Mario Centeno auf dem vorläufigen Höhepunkt der Corona-Krise. Und seitdem hat es der portugiesische Finanzminister als Eurogruppenchef wieder und wieder gesagt. Aber ihm fehlen die Leichtigkeit und die Durchsetzungsfähigkeit eines Jean Claude Juncker und die Klarheit eines Jeroen Dijsselbloem. Centeno ist eher Verwalter.
Zahlen waren immer Teil dieses Weges, und sie haben immer Recht gehabt. Ich möchte hier etwas hinterlassen. Wenn es etwas gibt, dessen wir uns sicher sein können, dann ist es die Feststellung, dass die Zahlen auch weiterhin stimmen werden.
Centeno wird nun der Eurogruppenchef mit der kürzesten Amtszeit. Wer ihm folgt, ist noch offen. Manches deutet auf die spanische Finanzministerin Calvino hin. Im Europaparlament allerdings gibt es kritische Stimmen, dass es dann schon wieder ein Mitglied einer nationalen Regierung wäre.
"Der Eurogruppenchef sollte ein europäischer und nicht ein nationaler Politiker sein. Diese Position verdient einen Vollzeit-Vorsitzenden", sagt der Grüne Europaparlamentarier Sven Giegold. Er spricht damit für viele in Brüssel, die sich an der Spitze der Eurogruppe eine Frau oder einen Mann wünschen: frei von Interessen des eigenen Herkunftslandes.