Medienberichte May vor Sturz?
Im britischen Unterhaus soll eine politische Revolte bevorstehen. Medienberichten zufolge planen Mitglieder aus Mays Kabinett den Sturz ihrer Premierministerin.
Schon längst hat sich das Chaos um den Brexit zur nervlichen Zerreißprobe für die Politiker im britischen Parlament entwickelt. Und nun droht es für Premierministerin Theresa May zum endgültigen Fallstrick zu werden - so brodelt es zumindest in der Londoner Gerüchteküche.
Mehrere Medien, darunter die "Daily Mail" und die "Sunday Times", berichteten unter Berufung auf namentlich nicht genannte Mitglieder des Unterhauses, gegen May werde ein "ausgewachsener Kabinettscoup" geplant. Das erklärte zumindest der "Sunday Times"-Reporter Tim Shipman per Tweet. Elf Kabinettsmitglieder hätten dies bestätigt, hieß es von der Zeitung.
Nachfolger sollen sich schon positioniert haben
Das Ziel dieses Coups lässt sich kurz und knapp zusammenfassen: May soll weg und mit ihr auch das Hin und Her um den Brexit. Und laut Medien gibt es auch schon erste potenzielle Bewerber, die Mays Platz zumindest interimsmäßig einnehmen wollen. Einer von ihnen sei Mays derzeitiger Stellvertreter David Lidington, wie die "Sunday Times" weiter berichtete. Er solle einen neuen Brexit-Kurs festlegen, bis im Herbst ein neuer, dauerhafter Premier gewählt würde. In zahlreichen Telefonaten hätten mehrere Minister Lidington ihren Rückhalt versichert.
Als weitere mögliche Nachfolger würden auch der derzeitige Umweltminister Michael Gove gehandelt oder Außenminister Jeremy Hunt gehandelt. Gove stand gemeinsam mit dem früheren Außenminister Boris Johnson 2016 an der Spitze der Brexit-Kampagne.
Werden als mögliche Nachfolger gehandelt: Umweltminister Michael Gove ...
Setzen Minister May am Montag die Pistole auf die Brust?
In der nächsten Unterhaus-Debatte zum EU-Austritt am Montag wollen die Parlamentarier, die mit der "Sunday Times" gesprochen haben sollen, May angeblich mit ihrer Forderung konfrontieren. Entweder sie gehe oder die Minister wollten ihren Rücktritt einreichen, so die Zeitung.
Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge kam aus Regierungskreisen schon das Dementi: Die Berichte über eine mögliche Revolte gegen May seien falsch.
May gibt Abgeordneten die Schuld
Was sich jedoch nicht von der Hand weisen lässt, ist die zunehmende Missstimmung zwischen May und dem Unterhaus. Erst Ende der Woche hatte May in einer öffentlichen Ansprache den Abgeordneten die Schuld daran gegeben, dass es beim Brexit nicht endlich eine Entscheidung gebe. Es sei höchste Zeit, dass das Parlament jetzt endlich grünes Licht für das Austrittsabkommen gäbe.
Dass das Unterhaus dieser inzwischen so oft wiederholten Forderung nachkommt, bezweifelt May aber offenbar selbst. Zwar hatte sie eine erneute Abstimmung über den Brexit-Deal angekündigt, nachdem die EU einem Aufschub des Austrittstermins nur unter der Bedingung zugestimmt hatte, dass London dem Vertrag doch noch zustimmt.
Doch am Samstag ruderte May dann zurück und schob die Verantwortung abermals in Richtung der Parlamentarier: Sie werde nur eine dritte Abstimmung ansetzen, wenn sie sicher sein könne, dass sie für ihren Deal mit der EU auch die nötige Unterstützung bekäme.
Großbritannien sollte eigentlich am kommenden Freitag aus der EU austreten. Nun wurde der 12. April als Brexit-Datum festgesetzt, mit der Option, den Aufschub noch bis zum 22. Mai zu verlängern - allerdings nur mit dem britischen "Yes" zum Austrittsvertrag.