Austritt aus EU-Zollunion "In dem Fall sind Hürden unvermeidlich"
Die Briten wollen beim Austritt aus der EU auch die Zollunion verlassen und ein Handels- und Zollabkommen abschließen. Doch das würde zu Barrieren führen, warnt der Brexit-Unterhändler der EU, Barnier.
Der Brexit-Unterhändler der Europäischen Union, Michel Barnier, hat Großbritannien vor den Auswirkungen eines Verlassens der Zollunion mit der EU gewarnt. Dieser Schritt werde zu Handelsbarrieren führen, sagte Barnier nach Gesprächen mit dem britischen Brexit-Minister David Davis in London.
Für die Briten sei es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen, ob sie in der Zollunion bleiben wollten oder nicht. Die Zeit vor dem geplanten EU-Austritt am 29. März 2019 werde immer knapper.
Großbritannien will Handels- und Zollabkommen
Davis sagte hingegen, sein Land werde die Zollunion und den Binnenmarkt verlassen, man wolle aber dafür sorgen, dass der Handel so ungestört wie möglich ablaufen könne. Dafür wolle man ein umfassendes Handelsabkommen mit der Europäischen Union und ein Zollabkommen mit Brüssel abschließen.
EU-Chefunterhändler Michel Barnier (l) unterhält sich mit Brexit-Minister David Davis in Downing Street No 10.
May kündigte klaren Schnitt in Zollfragen an
Zuvor hatte bereits die britische Premierministerin Theresa May bekräftigt, dass ihr Land nach dem Brexit nicht mehr Teil der Zollunion mit der EU bleiben wolle.
Medien hatten tagelang darüber spekuliert, dass London eine teilweise Mitgliedschaft in der Zollunion anstreben könnte. Damit solle ein freier Warenverkehr zwischen Großbritannien und der EU nach dem Brexit gewährleistet werden. Gleichzeitig könne das Land in Sachen Dienstleistungen die Freiheit haben, Handelsverträge mit Drittstaaten abzuschließen, hieß es.
Damit hätten auch Grenzkontrollen zwischen dem EU-Mitglied Irland und dem britischen Nordirland vermieden werden können - eines der kniffligsten Probleme, die der britische EU-Austritt mit sich bringt. Doch dem erteilte May nun eine Absage.
Brexit-Hardliner setzen May unter Druck
Die Premierministerin steht derzeit unter heftigem Druck der Befürworter eines klaren Bruchs mit Brüssel in ihrer Partei. Gerüchte über eine Rebellion machten in der vergangenen Woche die Runde. Von einem Brexit-Dream-Team unter der Führung von Außenminister Boris Johnson war die Rede. Der hatte einem Zeitungsbericht zufolge mit "der Kavallerie" gedroht, sollte der Vorschlag einer künftigen Mitgliedschaft in der Zollunion bei Kabinettssitzungen in dieser Woche auf den Tisch kommen.
Außenminister Boris Johnson befürwortet einen klaren Bruch mit der EU.