Brahimi tritt Job als UN-Sondergesandter für Syrien an Der Mann für Konflikte und Krisen soll es richten
Der pensionierte Spitzendiplomat Lakhdar Brahimi ist ab heute neuer Sondergesandter für Syrien. Kann er richten, woran sein Vorgänger Annan in den vergangenen sechs Monaten gescheitert ist? Die Ohnmacht der Vereinten Nationen und die verhärteten Fronten stehen der Mission im Weg.
Von Claudia Sarre, ARD-Hörfunkstudio New York
Es ist womöglich der schwierigste Job, den man sich vorstellen kann: Nach 18 Monaten blutiger Gewalt endlich für Frieden in Syrien zu sorgen. Der pensionierte Diplomat Lakhdar Brahimi bezeichnete sich selbst zwar als "verrückt", aber für unmöglich hält der 78-Jährige diese "mission impossible" offenbar nicht.
Er sei innerhalb der Weltgemeinschaft immer der Friedensstifter gewesen, sagte der Algerier vor drei Jahren in einem Interview: "Ich denke, ich war, oder habe zumindest versucht, Vermittler zu sein in den letzten Jahren meiner Karriere. Seit den 1980er-Jahren habe ich vor allem mit Konflikten zu tun gehabt. Vielleicht kann ich tatsächlich behaupten, dass ich ein Friedensstifter bin."
Brahimi engagierte sich in Afghanistan
Bei den Vereinten Nationen gilt der ehemalige algerische Außenminister als Mann für Konflikte und Krisen. Brahimi vermittelte unter anderem in Südafrika, im Kongo, Sudan, Zypern und in Haiti. Als besonders erfolgreich galt sein Einsatz in Afghanistan Ende 2001. Als dem Land nach den Terroranschlägen vom 11. September Machtvakuum und Chaos drohten, entwarf Brahimi den Plan einer Afghanistan-Konferenz, die kurzfristig auf dem Petersberg bei Bonn einberufen wurde.
Ausgerechnet Kofi Annan, damals UN-Generalsekretär und nun Vorgänger Brahimis als Sondergesandter für Syrien, lobte ihn damals über den grünen Klee: "Ich möchte meinem UN-Sondergesandten Brahimi besondere Anerkennung zollen für den hervorragenden Job, den er in Afghanistan in den letzten beiden Jahren gemacht hat."
Nun soll Brahimi richten, woran Annan in den vergangenen sechs Monaten gescheitert ist. Die Hoffnung der Weltgemeinschaft ist groß, man vertraut auf sein diplomatisches Geschick und seine jahrzehntelange Erfahrung. Tatsächlich habe er in den vergangenen 20 Jahren viel gelernt, sagte der Jurist vor zwei Jahren in einer Rede: "Wenn man mit Konflikten umgeht, sieht man eine Menge Bosheit, Grausamkeit und Ungerechtigkeit. Aber man trifft auch auf eine Menge Freundlichkeit, Mut und Versöhnlichkeit."
Der Mann mit weißen Haar und Brille ist ein Optimist. Wohl auch deswegen gibt er sein Pensionärsleben in Paris vorübergehend auf und kehrt aufs diplomatische Parkett zurück. In dieser Woche traf er sich bereits mit dem UN-Sicherheitsrat in New York. Ihm sei wichtig, dass das höchste UN-Gremium geschlossen hinter ihm stehe, hatte er im Vorfeld mehrmals betont.
Keine einheitliche Linie im Rat
Doch von einer einheitlichen Linie im Rat kann keine Rede sein. Die westlichen Staaten verlangen eine härtere Gangart gegenüber dem Assad-Regime, Russland und China hingegen legen schützend ihre Hände über die syrische Regierung.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Diplomat imstande ist, den Weltsicherheitsrat zu einen und so den Weg für dauerhaften Frieden in Syrien freizumachen.