Polizeigewalt gegen Schwarze Sieben Fälle aus dem Jahr 2015
Der Tod Michael Browns vor einem Jahr erschütterte Menschen weit über die USA hinaus. Und trotzdem blieb Brown nicht das letzte Todesopfer von Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA. tagesschau.de dokumentiert bekannt gewordene Fälle seit Jahresbeginn.
10. Februar 2015: Antonio Zambrano Montes
Der 35-jährige Antonio Zambrano Montes wird beschuldigt, in Pasco im US-Bundesstaat Washington Steine auf einen Streifenwagen und drei Polizisten geworfen zu haben. Einer der Beamten sagt aus, er habe Angst um sein Leben gehabt und deshalb das Feuer eröffnet.
Ein Augenzeugenvideo zeigt, wie Zambrano Montes vor den Polizisten davon läuft. Als er sich zu ihnen umdreht, eröffnen sie das Feuer. Es ist unklar, ob Zambrano Montes im Moment seines Todes noch einen Stein in der Hand hat. Die Beamten schießen zwölf mal auf ihn.
4. April 2015: Walter Scott
In Charleston, South Carolina, schießt der weiße Polizist Michael Slager dem unbewaffneten Schwarzen Walter Scott in den Rücken, während Scott vor ihm davonläuft. Auch hier dokumentiert ein Augenzeuge den Vorfall mit einer Handykamera - die ganze Welt kann sehen, wie Slager acht Mal auf Scott schießt und dem Sterbenden danach Handschellen anlegt, ihm aber nicht erste Hilfe leistet. Nachdem das Video bekannt wird, wird Michael Slager wegen Mordes angeklagt.
12. April 2015: Freddie Gray
Der 25-jährige Freddie Gray wird in Baltimore festgenommen, mit der Begründung er habe ein verbotenes Messer bei sich gehabt. Gray wird gefesselt, aber nicht gesichert in einen Polizeitransporter gehievt. Bei der Ankunft am Zielort atmet er nicht mehr, seine Wirbelsäule ist gebrochen, er stirbt eine Woche später.
Ende April brechen daraufhin in Baltimore heftige Proteste aus, es kommt zu Plünderungen und Brandstiftungen, der Gouverneur des Staates Maryland verhängt den Notstand und entsendet die Nationalgarde nach Baltimore. Die Staatsanwaltschaft erhebt gegen sechs Polizisten Mordanklage.
5. Juni 2015: Weiblicher Teenager in Texas, Name nicht bekannt
In McKinney, Texas, gerät eine Poolparty von Teenagern außer Kontrolle. Die Polizei wird gerufen, um die Situation zu beruhigen. Einer der Beamten: Eric Casebolt. Es kommt zu Streitereien mit den Teenagern, die den Beamten beschimpfen. Als Casebolt ein schwarzes, unbewaffnetes Teenagermädchen im Bikini zu Boden wirft, wird er von ihren Freunden bedrängt. Er zieht seine Waffe. Auf dem Video hört man das Mädchen weinen: "Call my Momma" - "Ruft meine Mama an". Anders als die anderen Betroffenen in dieser Liste bleibt das Mädchen am Leben.
Casebolt entschuldigt sich für sein Verhalten und scheidet aus dem Polizeidienst aus. Er sagt, sein Verhalten sei nicht rassistisch motiviert gewesen.
10. Juli 2015: Sandra Bland
Sandra Bland wird in Prairie View, Texas, in ihrem Auto von einem Texas State Trooper angehalten, weil sie beim Spurwechsel nicht geblinkt habe. Bland ist unkooperativ, die Situation eskaliert soweit, dass der Polizist die unbewaffnete, 28 Jahre alte Frau mit seiner Elektroschock-Waffe bedroht.
Das Verhalten des Polizisten wird allgemein kritisiert, viele Beobachter glauben, er hätte eine weiße Frau anders behandelt. Der Vorwurf rassistischer Gewalt gegen Bland wird noch lauter, als sie drei Tage später tot in ihrer Zelle aufgefunden. Eine Untersuchung ergibt, dass Bland sich selbst das Leben genommen hat. Die Familie der Toten zweifelt das an und veranlasst eine zweite Untersuchung.
19. Juli 2015: Daniel Dubose
Officer Ray Tensing hält den 43-jährigen Schwarzen Daniel Dubose an, weil an dessen Auto ein Nummernschild fehlt. Tensing trägt eine sogenannte BodyCam, eine Minikamera, am Körper. Sie zeichnet auf, wie sich zwischen den beiden eine Debatte darüber entspannt, ob Tensing seinen Führerschein dabei hat oder nicht - und wie die Situation urplötzlich eskaliert.
Tensing schießt Dubose in den Kopf und tötet ihn mit einem Schuss. Er sagt, er habe sich verteidigen müssen, Dubose habe ihn beinahe mit dem Auto überfahren. Der Staatsanwalt nennt das Unsinn, bezeichnet Tensings Verhalten als das Dümmste, was er je von einem Polizisten gesehen habe, und klagt den Polizisten des Mordes an. Tensing wartet derzeit auf sein Verfahren.
8. August 2015: Christian Taylor
Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Tod von Michael Brown erschießt ein weißer Polizist in Arlington, Texas, einen 19-jährigen Schwarzen. Auch der Student war unbewaffnet, teilte die Polizei mit. Er sei mit einem Auto in das Schaufenster eines Autohändlers gefahren. Nach Eintreffen der Polizei sei es zu einer Auseinandersetzung gekommen, bei der Schüsse gefallen seien. Nun wird der Vorfall untersucht. Wie das gerichtsmedizinische Institut bekannt gab, hatte der Tote Schusswunden am Hals, im Brustkorb und im Bauch.