Gespräch mit Netanyahu Biden fordert erneut Schutz für Zivilisten in Gaza
Israel will seine Militäroperation im Süden des Gazastreifens offenbar ausweiten. Dort allerdings befinden sich Hunderttausende Binnenflüchtlinge. US-Präsident Biden appellierte nun erneut an Israels Premier Netanyahu.
US-Präsident Joe Biden hat von Israel erneut einen besseren Schutz für die Zivilisten im Gazastreifen gefordert. Biden reagierte damit auf einen Befehl von Israels Premier Netanyahu vom Freitag, in dem er die israelische Armee dazu aufrief, eine Offensive auf Rafah im Süden des Gazastreifens vorzubereiten.
In einem Telefonat mit Netanyahu habe Biden bekräftigt, es brauche einen "umsetzbaren Plan, um die Sicherheit der mehr als eine Million Menschen, die dort Zuflucht suchen, zu gewährleisten", teilte das Weiße Haus in Washington mit. Außerdem habe der US-Präsident konkrete Schritte hin zu mehr humanitärer Hilfe verlangt, hieß es weiter.
Nach Angaben von Augenzeugen hat Israel bereits mehrfach Ziele in Rafah aus der Luft angegriffen. Israelische Bodentruppen waren dort bislang aber nicht im Einsatz. Vor dem Gaza-Krieg hatte die an Ägypten grenzende Stadt etwa 300.000 Einwohner, inzwischen sollen sich dort mindestens 1,3 Millionen Binnenflüchtlinge aufhalten. Die meisten von ihnen sind aus anderen Teilen des Küstenstreifens dorthin geflohen - teils auf Anordnung des israelischen Militärs.
Aufruf per Flyer, Rafah zu verlassen
In einem Interview des US-Senders Fox News erklärte Netanyahu, es gebe nördlich von Rafah für die Menschen "viel Platz, wo sie hinkönnen". Israel schicke sie in diese Richtung, unter anderem mithilfe von Flyern und über mobile Kommunikation. "Diejenigen Leute, die sagen, wir können unter keinen Umständen nach Rafah vorrücken, sagen im Grunde: Gewinnt nicht, sondern verliert", argumentierte Netanyahu.
Die US-Regierung hatte sich schon vor der Ankündigung des Premiers deutlich gegen ein militärisches Vorgehen in Rafah ausgesprochen. Am Donnerstag verschärfte Biden seine Tonart gegenüber Israel und bezeichnete das Vorgehen gegen die islamistische Hamas im Gaza-Krieg als unverhältnismäßig. Angesprochen darauf sagte Netanyahu bei Fox News: "Wie hätten die USA an unserer Stelle reagiert? Ich würde sagen, die Reaktion wäre mindestens genauso stark ausgefallen wie die von Israel."
Wie hätten die USA reagiert?
Nach Angaben des Weißen Hauses ging es in dem Gespräch zwischen Biden und Netanyahu auch erneut um das gemeinsame Ziel, die Hamas zu besiegen und die langfristige Sicherheit Israels und des israelischen Volkes zu gewährleisten. Biden habe zudem darauf gepocht, die in den Verhandlungen mit der Hamas erzielten "Fortschritte zu nutzen, um die Freilassung aller Geiseln so schnell wie möglich sicherzustellen".
Netanyahu wiederum betonte in einem Interview des US-Senders ABC News, die Zahl der verbliebenen Geiseln rechtfertige Israels massives militärisches Vorgehen im Gazastreifen.
Die USA drängen Israel schon länger dazu, den Schutz der Zivilbevölkerung zu verstärken und mehr Hilfe für die Bevölkerung in Gaza zu ermöglichen. Die jüngsten Äußerungen der US-Regierung lassen jedoch zunehmenden Unmut erkennen, was den Widerhall ihrer Appelle bei der israelischen Führung angeht.