Monitor für das Jahr 2023 Mehr als 5.700 Minen-Opfer registriert
164 Staaten ächten Landminen. Dennoch dokumentiert der jährliche Bericht für 2023 erneut Tausende Opfer. In mehr als 5.700 Fällen seien Menschen verletzt oder getötet worden - die meisten in Myanmar und Syrien.
Die Kampagne zum Verbot von Landminen hat für 2023 mehr Opfer registriert als im Vorjahreszeitraum. Im vergangenen Jahr fielen demnach weltweit mindestens 5.700 Menschen Landminen zum Opfer, wie aus dem Bericht der Kampagne (ICBL-CMC) hervorgeht. Das entspreche etwa 1.000 Betroffenen mehr und einem Anstieg um 22 Prozent. Die Kampagne ist ein Netzwerk von zahlreichen Organisationen weltweit, die sich für ein Verbot dieser Waffen einsetzen.
Mindestens 1.983 Menschen seien durch Landminen getötet worden, die anderen teils schwer verletzt. Rund 84 Prozent der Betroffenen waren laut dem Bericht Kinder und andere Zivilisten, die an Straßen oder in Feldern auf Landminen traten. Nicht alle Todesfälle und Verletzungen durch Landminen werden registriert, daher dürften die tatsächlichen Werte höher liegen.
Die zehn Ländern mit den meisten registrierten Opfern waren 2023 den Angaben zufolge Myanmar (1.003), Syrien (933), Afghanistan (651), die Ukraine (580), Jemen (499), Nigeria (343), Burkina Faso (308), Mali (174), Äthiopien (106) und der Irak (102).
58 Gebiete mit Landminen verseucht
Die hohe Zahl von Opfern im neunten Jahr in Folge sei vor allem auf die Zunahme bewaffneter Konflikte und den vermehrten Einsatz selbst gebauter Minen zurückzuführen, teilte Handicap International mit. Zusammen mit anderen Organisationen erhielt die Organisation 1997 den Friedensnobelpreis. Insgesamt seien immer noch 58 Länder und andere Gebiete mit Landminen verseucht.
Die Organisation forderte, sich stärker für den Minenverbotsvertrag zu engagieren: die sogenannte Ottawa-Konvention. Sie ist ein völkerrechtlicher Vertrag, trat 1999 in Kraft und verbietet Einsatz, Lagerung, Herstellung sowie Weitergabe von Antipersonenminen. Auch verpflichtet sie die Mitgliedsstaaten zur Opferhilfe.
Insgesamt traten 164 Länder bei, dazu zählt Deutschland. Nicht Teil der Ottawa-Gruppe sind 33 Länder - darunter die USA, Israel und China, sowie auch Myanmar, Nordkorea, Russland und der Iran.
Informationen zum Einsatz durch Russland und die Ukraine
Auch nichtstaatliche Akteure hätten Landminen eingesetzt, heißt es in dem Bericht. Das sei unter anderem im Gazastreifen passiert, ebenfalls in Kolumbien, Indien, Myanmar und offenbar Ländern der Sahel-Zone, konkret Burkina Faso und Mali. In zwölf Ländern würden Landminen weiter produziert oder gekauft, dazu zählten China, Kuba, Singapur und Vietnam.
Laut dem Landminen-Report setzte auch Russland seit seinem Einmarsch im Februar 2022 in der Ukraine in großem Umfang Antipersonenminen ein. Es gebe glaubwürdige Informationen, dass die Ukraine 2022 auch Landminen in und um Isjum verwendet habe, als die Stadt unter russischer Kontrolle gestanden habe. Die Ukraine ist Partei des Ottawa-Vertrags.
Konfliktparteien legen Landminen, um das Vorrücken feindlicher Kräfte zu stoppen. Sie explodieren bei Berührung.