Probleme in Südkorea Weltgrößtes Pfadfinder-Lager wegen Taifuns geräumt
Im südkoreanischen Buan treffen sich gerade Pfadfinder aus der ganzen Welt. Hitze, fehlende sanitäre Anlagen und schlechte Organisation machen den Jugendlichen zu schaffen. Nun sorgt Taifun "Khanun" für das vorzeitige Aus.
Es war als große, friedliche Begegnung geplant: Das Weltpfadfindertreffen (auch "Jamboree" genannt) in Südkorea: Rund 43.000 Teilnehmende, darunter auch 2200 Deutsche zwischen 14 und 18 Jahren, waren vergangene Woche angereist.
Doch die Beschwerden häuften sich, Jugendliche klappten reihenweise unter der Hitze zusammen, es fehlte an sanitären Einrichtungen.
Wer durch das riesige Pfadfinderlager im südkoreanischen Buan läuft, hat den Eindruck, die Jugendlichen aus aller Welt haben sich mit allem arrangiert. Sogar ein wenig mit den täglich etwa 33 Grad im Schatten, wie Till sagt. Er ist 17 Jahre alt und Pfadfinder aus Schleswig-Holstein: "Also ich bin jetzt auch total an die Hitze gewöhnt, es ist normal. Man steht einfach auf und es sind 30 Grad."
Pfadfinder aus Großbritannien verlassen ein Camp.
Und auch immer noch 30 Grad, wenn er abends ins Bett geht. Seine Gruppe habe sich schon mit anderen Pfadfindern aus Tunesien, den Philippinen, Indonesien und vielen anderen Ländern ausgetauscht, erzählt er begeistert.
"Alles auf den letzten Drücker"
Anfangs gab es auf dem fast neun Quadratkilometer großen Gelände fast nirgendwo Schatten, das hat sich geändert. An einer Stelle sitzt ein Trupp aus Hamburg und Bremen. "Es läuft ja auf einem Pfadfindertreffen nie alles von Anfang an perfekt, ich fand es eigentlich in Ordnung", sagt einer Teilnehmerin.
Ein anderer ergänzt: "Ich habe das Gefühl, dass die Koreaner alles auf den letzten Drücker machen wollen." Die Duschen seien katastrophal gewesen. "Teilweise gab es keinen Wasserdruck, dann konnte man nicht duschen. Das war schrecklich. Nie wieder Korea im Sommer."
Pfadfinder aus Norddeutschland im Camp in Südkorea
Aber er sagt auch: "Jeder begrüßt einen, man kann hier miteinander reden. Wir helfen uns hier alle gegenseitig, hier sind viele Leute total freundlich und so. Ich habe zum Beispiel einen südafrikanischen Tanz gelernt und einen australischen Tanz." "Ich habe einen irischen Tanz gelernt", erzählt eine andere Teilnehmerin.
Einige haben bereits auf der Vortour vor dem Treffen die Grenze zu Nordkorea besucht, die südkoreanische Hauptstadt Seoul angeschaut, an einer Teezeremonie teilgenommen. Für sie wird es trotz der Probleme ein besonderes Erlebnis bleiben, sind sich die Jugendlichen einig.
Gernot Knittel ist der Kontingentsleiter der Deutschen. Der Schwabe spricht von einer Verkettung infrastruktureller Probleme. "Wir hatten vor dem 'Jamboree' Schulungen zur koreanischen Kultur und Umgang mit Problemen und ähnlichem. Mit unserer mitteleuropäischen Art stoßen wir einfach massiv an unsere Grenzen. Wir tauschen uns eng mit unseren europäischen Freunden aus. Aber mehr wie gemeinsam dastehen und Kopf schütteln erreichen wir leider nicht", so Knittel.
Zwar gibt es inzwischen Busse mit Klimaanlagen, neue Toiletten wurden aufgestellt, das Reinigungspersonal aufgestockt. Doch alles gehe viel zu langsam, beklagt der deutsche Leiter.
Bei einer Pressekonferenz auf dem Zeltgelände wirkte die zuständige Familienministerin Kim überfordert, als sie die koreanische Presse heftig attackierte. Eine Mehrheit der Jugendlichen sei sehr zufrieden mit dem Weltpfadfindertreffen, das habe eine Statistik gezeigt, sagte sie mit ausdruckslosem Gesicht.
So schlecht die Organisation, so beeindruckt hat die deutschen Pfadfinder das Engagement der Bevölkerung. "Die sind bei uns in die sanitären Anlagen gegangen und haben dort mit ihren eigenen Utensilien geputzt. Sie haben versucht, das Jamboree so gut es geht mit eigenen Kräften zu unterstützen. Außerdem haben sie Geld zusammengelegt für mindestens drei Gefriertruhen", sagt Teilnehmerin Anna.
Camp wird geräumt
Nun kündigt sich auch noch die Rückkehr von Taifun "Khanun" an. "Der Boden ist so verdichtet, dass hier absolut nichts abfließt. Und das ist bei einem Zeltlager einfach eine pure Katastrophe. Und das bedeutet: Wenn dieser Regen kommt, geht’s hier nicht weiter", sagt Knittel.
Und das wird es nun tatsächlich nicht. Das ganze Camp soll am Dienstag vorzeitig geräumt, die Pfadfinder auf andere Zeltplätze im Land verteilt werden. Eigentlich sollte das Treffen bis zum 12. August dauern.