Abstimmung im UN-Sicherheitsrat (Archivbild).

Nach US-Angriffen in Nahost Russland ruft den UN-Sicherheitsrat an

Stand: 03.02.2024 21:15 Uhr

Russland hat wegen der US-Luftangriffe in Syrien und im Irak eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrats beantragt. Laut Medienberichten soll das höchste UN-Gremium am Montag zu dem Thema tagen. 

Der UN-Sicherheitsrat kommt laut Medienberichten am Montag auf Antrag Russlands zu einer Dringlichkeitssitzung wegen der US-Luftangriffe in Syrien und im Irak zusammen. Das Treffen des mächtigsten UN-Gremiums ist Diplomatenkreisen zufolge für 22 Uhr MEZ vorgesehen. Das melden die Nachrichtenagenturen dpa und AFP.

US-Luftangriffe auf pro-iranische Milizen in Syrien und im Irak nach Tod von drei US-Soldaten

Eric Beres, ARD Kairo, tagesthemen, 03.02.2024 23:30 Uhr

Russland hatte zuvor mitgeteilt, die Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats verlangt zu haben. "Wir haben soeben eine dringende Sitzung des UN-Sicherheitsrats wegen der Bedrohung des Friedens und der Sicherheit durch die US-Angriffe auf Syrien und den Irak gefordert", erklärte der stellvertretende russische UN-Botschafter Dmitri Poljanski. 

Das russische Außenministerium in Moskau hatte erklärt: "Washington, das sich seiner Straffreiheit sicher ist, setzt seine Saat des Chaos und der Zerstörung im Nahen Osten fort." Das Außenministerium fügte hinzu, es habe die Angriffe "entschieden verurteilt". 

Angaben zu Todesopfern

Laut Aktivisten und offiziellen Angaben wurden bei den Angriffen im Irak und in Syrien mindestens 39 Menschen getötet. Unter den 16 Todesopfern im Irak seien auch Zivilisten, teilte ein irakischer Regierungssprecher mit. Eine Zahl nannte er nicht. Zudem habe es 36 Verletzte gegeben sowie Schäden an Wohngebäuden und an Privatbesitz.

Der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London zufolge wurden in Syrien mindestens 23 Mitglieder proiranischer Milizen getötet.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Vergeltungsangriffe nach Tod dreier US-Soldaten

Das US-Militär hatte nach eigenen Angaben in der Nacht zum Samstag mehr als 85 Ziele in Syrien und im Irak angegriffen, die mit den iranischen Revolutionsgarden und von ihnen unterstützten Milizen in Verbindung stehen. Damit reagierten die USA auf den gewaltsamen Tod dreier US-Soldaten, die vor einer Woche in Jordanien nahe der Grenze zu Syrien getötet wurden.

Die Regierung in Washington macht dafür radikale und vom Iran unterstützte Milizen verantwortlich. Seit Mitte Oktober gab es mehr als 165 Angriffe auf Stützpunkte im Irak, in Syrien und in Jordanien, auf denen Soldaten der US-Armee und ihrer Verbündeten stationiert sind.

Es sei nun darum gegangen, die Fähigkeiten der iranischen Revolutionsgarden und ihrer Verbündeten in der Region zu schmälern, weitere Attacken auf US-Kräfte zu verüben, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates des USA, John Kirby. Präsident Joe Biden kündigte an, die US-Vergeltungsangriffe würden zu gegebener Zeit weitergehen. 

Karte: Al Qaim, Irak, mit Nachbarländern Syrien und Iran

Die Angriffe richteten sich nach Angaben der USA gegen pro-iranische Ziele im Irak und Syrien. Lokale Medien berichteten, im Irak seien Stellungen in Al Qaim sowie die Kommandozentrale der pro-iranischen Volksmobilmachungeinheiten an der Grenze zu Syrien getroffen worden.

Iran: "Strategischer Fehler"

Kritik an den US-Angriffen kam aus dem Iran. Sie verletzten die Souveränität und die territoriale Integrität der beiden Länder, erklärt der Sprecher des Außenministeriums, Nasser Kanaani. Die Angriffe stellten "einen weiteren abenteuerlichen und strategischen Fehler der Vereinigten Staaten dar, der nur zu einer erhöhten Spannung und Instabilität in der Region führen wird".

Der Sprecher warf den USA vor, damit israelische Kriegsverbrechen in Gaza vertuschen zu wollen. Dies sei eine "strategische Fehlkalkulation" der US-Regierung und werde Washington nur noch weiter in den Konflikt zwischen Israel und Palästina hereinziehen.

Tilo Spanhel, ARD Kairo, tagesschau, 03.02.2024 13:39 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. Februar 2024 um20:00 Uhr.