Stichwahl in der Türkei Erste Ergebnisse liefern kein klares Bild
Die Türkei zählt die Stimmen der Stichwahl um die Präsidentschaft aus. Die regierungsnahe Agentur Anadolu sieht bei ersten Ergebnissen Amtsinhaber Erdogan vorne, die oppositionsnahe Agentur Anka meldet ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
In der türkischen Präsidentschaftswahl melden zwei Nachrichtenagenturen auch nach Auszählung von rund zwei Dritteln aller Wahlurnen unterschiedliche Ergebnisse. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu kommt Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan auf etwa 53 Prozent, sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu auf rund 46 Prozent.
Bei der oppositionsnahen Agentur Anka zeichnete sich jedoch ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab. Demnach liegen beide Kandidaten bei etwa 50 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag vorläufig bei rund 85 Prozent.
Die Nachrichtenagenturen beziehen ihre Daten aus abgeschlossenen Auszählungen von Wahlurnen, deren Ergebnisse von Personal vor Ort gesammelt werden. Je nach Region fallen die inoffiziellen Resultate unterschiedlich aus.
Bisher etwa ein Viertel der Stimmen ausgezählt
Die Wahlbehörde in der Türkei rief zur Geduld auf. Es seien bislang rund 25 Prozent der Daten eingegeben, sagte der Chef der Behörde, Ahmet Yener, in Ankara. Er bitte darum, auf das endgültige Ergebnis zu warten.
87 Prozent Wahlbeteiligung bei erster Wahlrunde
Erdogan gab seine Stimme heute mit seiner Frau Emine in einem Wahllokal in Üsküdar, einem Viertel im asiatischen Teil Istanbuls, ab. Dabei rief er zu reger Beteiligung an dem Urnengang auf. "In keinem Land der Welt gibt es eine Wahlbeteiligung von 90 Prozent", sagte er. "Die Türkei hat sie fast erreicht. Ich rufe meine Mitbürger auf, nicht nachzulassen und zur Wahl zu gehen." Bei der ersten Wahlrunde am 14. Mai hatten 87 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben.
Der oppositionelle Kandidat Kilicdaroglu warb bis zuletzt um Wählerstimmen: Als er in Ankara seine Stimme abgab, forderte er seine Mitbürgerinnen und Mitbürger auf, die "autoritäre" Herrschaft von Erdogan zu beenden. "Damit echte Demokratie und Freiheit hier Einzug halten, damit wir uns von einer autoritären Regierung befreien, rufe ich die Bürger zur Wahl auf", sagte Kilicdaroglu.
Bei der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen hatte Erdogan vor seinem Herausforderer Kilicdaroglu gelegen, er verfehlte aber mit 49,5 Prozent der Stimmen knapp die nötige absolute Mehrheit. Der 74-jährige Kilicdaroglu, der Vorsitzende der sozialdemokratischen Republikanischen Volkspartei CHP, kam auf 44,9 Prozent. Mehr als 64 Millionen Menschen waren zur Stimmabgabe aufgerufen.