Koranverbrennungen Irak droht Schweden mit Beziehungsabbruch
Der Irak hat Schweden für den Fall einer erneuten Koranverbrennung mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gedroht. Nach dem Sturm der schwedischen Botschaft in Bagdad verurteilte Stockholm die Angriffe und bestellte irakische Diplomaten ein.
Als die irakischen Sicherheitskräfte am Vormittag endlich den Bereich um die schwedische Botschaft großflächig räumten, waren nur noch wenige Demonstranten vor Ort. Die meisten waren schon vor Sonnenaufgang abgezogen. Die letzten Verbliebenen lieferten sich hier und da noch Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Auf Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur AFP ist zu sehen, wie am Morgen noch immer Rauch über dem Gebäude der schwedischen Botschaft aufsteigt. Einige der Demonstranten halten Porträts des schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr in die Höhe - dieser hat viel Einfluss im Irak. Seinem Protestaufruf waren bereits Ende Juni Tausende gefolgt, nachdem ein Mann in Stockholm öffentlich einen Koran verbrannt hatte.
Feuer im Botschaftsgebäude
Offenbar empört über eine für heute in Stockholm angekündigte Koranverbrennung, waren in der vergangenen Nacht Hunderte Menschen zur schwedischen Botschaft gezogen. Sie kletterten teils über die Absperrungen und legten Feuer im Botschaftsgebäude. Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie schwarzer Rauch in den Nachthimmel aufsteigt.
Einer der Demonstranten fordert gegenüber der Nachrichtenagentur AFP die schwedische und irakische Regierung auf, eine Koranverbrennung nicht zuzulassen. Es würde die Gefühle aller Muslime verletzen.
Irak droht mit Abbruch diplomatischer Beziehungen
Die angekündigte Koranverbrennung sorgte auch bei der irakischen Regierung für Unmut. Sie drohte Schweden deshalb mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Wenn dort wie im Juni erneut ein Koran-Exemplar angezündet würde, werde der Irak die Beziehungen zu Schweden abbrechen, teilte das Büro von Ministerpräsident Mohammed al-Sudani nach einem Krisentreffen mit. Man habe die schwedische Regierung darüber "auf diplomatischen Kanälen" informiert, erklärte das Büro bei Twitter.
In einem Telefoninterview mit dem Nachrichtensender Sky News Arabeyya, verurteilte ein Sprecher des irakischen Außenministeriums den Vorfall. Er rief in dem Interview aber auch Schweden dazu auf, eindeutige Maßnahmen einzuleiten, um provokative Handlungen wie die angekündigte Koranverbrennung zu unterbinden.
Nach Angaben des schwedischen Außenministeriums sollen alle Mitarbeitenden der Botschaft in Sicherheit sein. In Stockholm verurteilte man die Angriffe aufs Schärfte und bestellte irakische Topdiplomaten ein. Die irakischen Behörden hätten die Pflicht, diplomatische Missionen und deren Personal zu schützen, heißt es in einer offiziellen Mitteilung des schwedischen Außenministeriums.
Politikexperte sieht Mitschuld der irakischen Regierung
Auch der irakische Politikwissenschaftler Maan al-Jubouri gab der irakischen Regierung eine Mitschuld. "Auch wenn sich solche Menschenmassen nur schwer kontrollieren lassen, müssen die Sicherheitskräfte doch in Alarmbereitschaft sein", so der irakische Experte im Interview mit Sky News Arabeyya. Aber wenn es zu so einer Situation komme, dann trage die irakische Regierung dafür die Schuld.
Das irakische Außenministerium kündigte eine Untersuchung an, wie es zu dem Vorfall kommen konnte. Die Beteiligten sollen identifiziert und zur Rechenschaft gezogen werden.