Box-WM-Kampf in Riad Am Ende gewinnt Saudi-Arabien
In Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad boxen Tyson Fury und Oleksandr Usy um den Titel des Weltmeisters im Schwergewicht. Ein Gewinner steht bereits fest: Saudi-Arabien poliert seit Jahren mit Sportswashing den eigenen Ruf.
Sowohl der Engländer Tyson Fury als auch der Ukrainer Oleksandr Usyk pflegen ihre Gegner meistens recht zügig k.o. zu schlagen; weshalb die Sache, die am Samstagabend in Saudi-Arabien steigt, auch ganz schnell vorbei sein kann. Es kann natürlich auch sein, dass es in Riads Kingdom Arena über volle zwölf Runden geht. Beide Boxer sind zäh. Jeder hält sich für den Größten. Jeder will das werden, was es so noch nie gab: unumstrittener Schwergewichtsweltmeister aller vier Boxverbände.
Aber ganz egal wie es ausgeht - am Ende gewinnt Saudi-Arabien, weil das Land wieder einmal als Austragungsort eines sportlichen Megaevents weltweit Schlagzeilen machen wird. Darum geht es vor allem anderen, zumindest aus Sicht des saudischen Königshauses.
Mit Sportevents gegen den schlechten Ruf
In der Vergangenheit hat die Ölmonarchie eher durch das öffentliche Enthaupten von Mördern und Drogendealern, das Unterdrücken von Oppositionellen, das Diskriminieren von Frauen von sich reden gemacht. Kronprinz Mohammed bin Salman aber, der das Königreich de facto regiert, will das Land modernisieren, wozu unter anderem der Einkauf sportlicher Großereignisse zählt.
Sportswashing wird das genannt: "Das machen Länder, die durch gezieltes Sport-Sponsoring ihren schlechten Ruf aufbessern wollen", sagt James Dorsey vom Nahost-Institut der Universität Singapur. "Und der Ruf der Saudis ist schwer angeschlagen, das reicht weit über den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi und die vielen Repressionen gegen Andersdenkende hinaus. Das Königreich hatte schon immer einen schlechten Ruf."
"Sportswashing? Ist mir doch egal"
Dagegen arbeitet es an. Unter Bin Salman sponsert Saudi-Arabien die weltweit größten Golfverbände. Im Fußball wurden Weltstars wie Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Neymar gekauft, in Riad wird der spanische Supercup ausgetragen und Saudi Arabien bewirbt sich für die WM 2030. Das Land veranstaltet die Formel 1, die Dakar-Rally - und jetzt auch noch den Weltmeisterschaftskampf im Schwergewichtsboxen.
Als kürzlich ein US-Moderator Bin Salman auf Sportswashing ansprach, kam die Antwort des Kronprinzen wie eine rechte Gerade:
Wenn wegen Sportswashing unser Bruttosozialprodukt um ein Prozent steigt, dann mach ich weiter Sportswashing. Ist mir doch egal. Es bringt uns ein Prozent mehr in den Staatshaushalt, und ich arbeite auf weitere eineinhalb Prozent hin.
Die Frage nach den politischen Verhältnissen wird verdrängt
Sportswashing ist eine Strategie, die funktioniert - auch wenn viele die Absicht dahinter durchschauen. Aber vielleicht werden spätestens am Samstagabend um 18 Uhr die politischen Verhältnisse in Saudi-Arabien von der Frage verdrängt, ob nun Tyson Fury oder Oleksandr Usyk Weltmeister im Schwergewicht wird.
Usyk ist übrigens voll austrainiert und technisch brillant. Tyson Fury hingegen schleppt immer etwas Hüftgold mit sich herum und geht die Dinge eher mit philosophischer Gelassenheit an. Er trainiere jeden Tag ein-, zweimal, sagte er kürzlich einem Reporter. Man könne dick oder dünn sein, das sei egal. "Es kommt drauf an, wie du kämpfst. Und dass du jeden morgen aufwachst und dich drüber freust. Weil, wenn das nicht passiert, bist du fuckin' dead."