Taliban-Geiselnahme in Pakistan Viele Tote bei Kämpfen um Gefängnis
In Pakistan haben Soldaten eine Geiselnahme in einem Gefängnis beendet und dabei viele Geiselnehmer getötet. Extremisten hatten die Anlage gestürmt, um eine Ausreise von Taliban-Kämpfern nach Afghanistan zu erzwingen.
Das pakistanische Militär hat eine Geiselnahme in einem Gefängnis für inhaftierte Terroristen beendet. Spezialkräfte hätten bei der Befreiungsaktion in der von Unruhen geprägten nordwestlichen Provinz Khyber Pakhtunkhwa 33 Geiselnehmer getötet, sagte Verteidigungsminister Khawaja Asif im Parlament. Beim Sturm der Anlage seien auch zwei Soldaten getötet sowie mehrere Häftlinge und Sicherheitskräfte verletzt worden.
Extremisten wollten Ausreise nach Afghanistan
Die eigentliche Befreiungsaktion dauerte gut eine Stunde, die Geiselnahme deutlich länger: Bereits am Sonntag hatten militante Extremisten die Haftanstalt gestürmt und mehrere Sicherheitskräfte in ihre Gewalt gebracht.
Die Angreifer wollten Häftlinge befreien und eine unbehelligte Ausreise ins Nachbarland Afghanistan erzwingen, das seit August 2021 wieder von den islamistischen Taliban beherrscht wird. Unter den Geiselnehmern waren nach Angaben aus Sicherheitskreisen auch Anhänger der pakistanischen Taliban (TTP).
Der Militäroperation waren gescheiterte Verhandlungen vorausgegangen. Es folgten lange Feuergefechte, auch Explosionen seien zu hören gewesen, sagte ein Polizeioffizier. In der Nacht zu Dienstag wehrten pakistanische Soldaten zudem den Versuch Dutzender Angreifer ab, einen Militärposten zu stürmen.
Verstärkte Angriffe auf Sicherheitskräfte
Die Taliban in Pakistan sind mit den afghanischen Taliban verbündet, agieren aber unabhängig. Sie kämpfen seit 15 Jahren gegen die Regierung in Islamabad und haben ihre Angriffe auf Sicherheitskräfte seit November verstärkt. Ende November erklärten die pakistanischen Taliban eine im Mai vereinbarte Waffenruhe mit der Regierung in Islamabad für beendet und riefen ihre Kämpfer zu Anschlägen auf.
Die TTP ist eine Dachorganisation militanter islamistischer Gruppen, die mehrere Tausend Kämpfer umfassen soll. Das pakistanische Militär vertrieb sie zwischen 2008 und 2014 nach Afghanistan. Seit der Machtübernahme der afghanischen Taliban in Kabul hat sich die TTP in ihren ehemaligen Hochburgen an der afghanischen Grenze neu formiert.