Krieg im Nahen Osten Israel weitet Bodeneinsatz auf ganzen Gazastreifen aus
Israelische Bodentruppen sind im Kampf gegen die Terrormiliz Hamas jetzt offenbar auch im südlichen Teil des Gazastreifens im Einsatz. Das verschärft die Lage für die dortige Zivilbevölkerung. Die USA mahnen zur Einhaltung des Völkerrechts.
Gut fünf Wochen nach dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens hat das Militär seine Einsätze am Boden auf das gesamte Palästinensergebiet ausgeweitet.
"Die Armee operiert überall dort, wo die Hamas Hochburgen hat", sagte Armeesprecher Daniel Hagari. Die Armee habe im nördlichen Gazastreifen stark und gründlich gekämpft und tue dies nun auch im südlichen Gazastreifen, hatte Israels Generalstabschef Herzi Halevi kurz zuvor gesagt - ohne dabei explizit von einer Bodenoffensive zu sprechen.
Augenzeugen hatten zuvor der Nachrichtenagentur dpa berichtet, israelische Bodentruppen seien in ein Gebiet östlich der Stadt Chan Yunis im Süden des Gazastreifens vorgerückt. Das Militär führte eigenen Angaben zufolge seit dem Ende der mehrtägigen Feuerpause am Freitag im Süden massive Luftangriffe durch.
USA mahnen Israel, Zivilisten besser zu schützen
In der Nacht wurde nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa bei einem Angriff ein Eingang des Krankenhauses Kamal Adwan im Norden der Stadt Gaza getroffen und mehrere Menschen getötet.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Für die palästinensische Zivilbevölkerung hat sich die Lage dadurch noch einmal verschärft. Hunderttausende Palästinenser waren in den vergangenen Wochen nach Anweisungen des israelischen Militärs aus dem umkämpften Norden des abgeriegelten Küstengebiets in den Süden geflohen - wo es nun auch verstärkt Kämpfe am Boden geben dürfte.
Führende US-Politiker mahnten Israel unterdessen, Zivilisten bei den Kampfhandlungen besser zu schützen. "Wir glauben, dass Israel mehr tun muss, um unschuldige Zivilisten zu schützen", sagte US-Vizepräsidentin Kamala Harris am Rande der Weltklimakonferenz in Dubai. "Die Vereinigten Staaten sind unmissverständlich der Meinung, dass das humanitäre Völkerrecht eingehalten werden muss. Zu viele unschuldige Palästinenser sind getötet worden." Zuvor hatte bereits US-Verteidigungsminister Lloyd Austin Israel eindringlich zum Schutz von Zivilisten im Gazastreifen aufgerufen.
Harris fordert Perspektive für Palästinenser
Harris sprach auf ihrem Rückflug von der Klimakonferenz zudem mit Israels Staatspräsidenten Isaac Herzog sowie mit dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, über die Lage in Gaza, wie das Weiße Haus mitteilte. Sie habe erneut darauf hingewiesen, wie wichtig die Planung für den Tag nach Ende der Kämpfe in Gaza sei, hieß es.
Die USA setzten sich für eine Zweistaatenlösung ein. Das habe sie auch Abbas gesagt. Harris habe Abbas die Unterstützung der USA "für das palästinensische Volk und dessen Recht auf Sicherheit, Würde und Selbstbestimmung" zugesichert. Das palästinensische Volk brauche eine "klare politische Perspektive", teilte das Weiße Haus weiter mit.
Außenminister Antony Blinken habe zudem mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, über "die laufenden Bemühungen, die sichere Rückkehr aller verbleibenden Geiseln zu ermöglichen und die Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu erhöhen", gesprochen.
IStGH-Chefankläger ruft zur Wahrung des Völkerrechts auf
Auch der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Karim Khan, rief Israel und die Hamas auf, sich an internationales Recht zu halten. "Alle Beteiligten müssen das humanitäre Völkerrecht wahren", sagte Khan nach einem viertägigen Besuch in Israel und dem Westjordanland. "Wenn sie es nicht tun, dürfen sie sich nicht wundern, dass wir gezwungen sind zu handeln."
Zivilisten müssten Zugang zu Grundnahrungsmitteln, Wasser und den nötigsten medizinischen Produkten haben, "ohne weitere Verzögerung, zügig und angemessen", so Khan.