Ein israelischer Panzer in der Nähe der Grenze zwischen Israel und Gaza, im Süden Israels.

Krieg in Nahost Israels Militär kündigt "taktische Pausen" im Süden Gazas an

Stand: 16.06.2024 09:18 Uhr

Israels Militär hat eine tägliche, mehrstündige "taktische Pause" seiner Aktivitäten im südlichen Teil des Gazastreifens verkündet. Sie soll mehr Hilfslieferungen ermöglichen - und gilt nur für einen eng begrenzten Bereich.

Die israelische Armee hat angekündigt, im Süden des Gazastreifens bis auf Weiteres eine tägliche "taktische Pause der militärischen Aktivität" einzuhalten.

Die örtlich begrenzte Pause solle jeweils von 8 bis 19 Uhr gelten und die Auslieferung einer größeren Menge an Hilfsgütern ermöglichen, teilten die Streitkräfte über X und Telegram mit. Sie betreffe den Weg, der vom Grenzübergang Kerem Schalom bis zur Salah-al-Din-Straße und dann weiter in den Norden führe. Die Entscheidung sei infolge von Beratungen mit den Vereinten Nationen und anderen Organisationen getroffen worden, hieß es weiter. 

Acht israelische Soldaten getötet

Die Kämpfe in Rafah, wo die israelische Militär gegen die militant-islamistische Hamas vorgeht, würden allerdings weitergehen. Bei Kämpfen in Rafah an der Grenze zu Ägypten waren zuvor am Samstag nach Militärangaben acht israelische Soldaten getötet worden. Zuvor hatte die Hamas erklärt, bei einem Angriff auf einen Truppentransporter in Rafah mehrere israelische Soldaten getötet und verletzt zu haben.

Lage für die Menschen katastrophal

Die humanitäre Lage in dem Palästinensergebiet ist katastrophal, Hilfsorganisationen weisen seit Monaten auf einen Mangel an Lebensmitteln und anderen wichtigen Waren hin. Tausende Menschen haben nicht genug Trinkwasser und Essen, zahlreiche Kinder leiden an akuter Mangelernährung. 

Das Welternährungsprogramm (WFP) hatte davor gewarnt, dass die Menschen im südlichen Teil des von der islamistischen Terrororganisation beherrschten Gazastreifens schon bald unter der gleichen katastrophalen Hunger-Lage leiden könnten wie jene in den nördlichen Gebieten zuvor. "Die Situation im südlichen Gaza verschlechtert sich rasch", sagte der stellvertretende WFP-Direktor Carl Skau nach einem zweitägigen Besuch der Region am Freitag.

Eine Million Menschen aus Rafah vertrieben

Eine Million Menschen seien aus Rafah an der Grenze zu Ägypten vertrieben worden und bei brütender Sommerhitze in einem überfüllten Gebiet entlang des Strandes eingepfercht. Im nördlichen Teil Gazas habe sich die Versorgung mit Hilfsgütern zwar etwas verbessert, sagte Skau. Nachhaltig abgesichert sei die Verteilung von Nahrungsmitteln aber nicht.

Der Krieg in Nahost war durch den Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden, bei dem islamistische Kämpfer laut israelischen Angaben 1.194 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt hatten. Als Reaktion geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, wurden dabei bislang mehr als 37.290 Menschen getötet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 16. Juni 2024 um 08:00 Uhr.