Behördenvorstoß in Indien Kühe umarmen statt Rosen verschenken
Eine indische Regierungsbehörde sieht hinduistische Traditionen in Gefahr. Statt Valentinstag zu feiern, sollten die Menschen lieber Kühe ehren. Der "Tag der Kuhumarmung" blieb ein Intermezzo - der Spott bleibt.
Kühe umarmen ist gar nicht so einfach. Deshalb besser üben für den "Hug a cow day", dem "Tag der Kuhumarmung" also. Das dachte sich auch ein Reporter des indischen Nachrichtensenders NDTV und machte einen Selbstversuch. Ergebnis: Die Kuh schüttelte ihn ab - blauer Fleck inklusive. "Ich glaube, sie mag es nicht", stellte er fest. "Ich hab versucht, eine Kuh zu umarmen, aber ich bin wohl nicht der Typ dafür".
Soziale Medien voller erfolgloser Kuhumarmungen
Die sozialen Medien sind inzwischen voll von erfolglosen Kuhumarmungen. Verschmähte Kuhliebhaber machen schmerzhafte Erfahrungen mit Kühen, die menschliche Liebe nicht erwidern. Spottlieder gibt es natürlich auch. "Rettet die Kuh vor Gangstern" heißt eines - es zeigt, wozu die Kuh alles fähig ist, wenn der Mensch sich ihr nähert.
Erlass einer indischen Regierungsbehörde
Angefangen hatte alles am Montag vergangener Woche mit einem Erlass einer indischen Regierungsbehörde. Nach Ansicht des staatlichen Amtes für das Tierwohl ist die Kuh das Rückgrat der indischen Kultur und der ländlichen Wirtschaft - hinduistische Traditionen seien von der westlichen Kultur bedroht. Die Botschaft: Vergesst den (westlichen) Valentinstag, umarmt eine Kuh. Das mache glücklich und gebe positive Energie.
Super, dachte sich dann auch Pal Singh, der Tierzuchtminister des größten indischen Bundesstaates Uttar Pradesh.
Die Anordnung für den 14. Februar ist großartig. Das begrüße ich, das ist toll.
Die Kuh sei die "Mutter der Nation", ergänzte Singh. Außerdem sagte er: "Mutter Kuh ist die Beste und ich bitte und fordere die Menschen in Uttar Pradesh dazu auf, sich am 14. Februar vor ihr zu verbeugen, sie zu umarmen und ihre Wertschätzung zu zeigen".
Kuhumarmung ja, Valentinstag nein
So sieht man es auch auf Delhis Kotla-Markt, wo die Kühe frei herumlaufen. Kuhumarmung ja, Valentinstag nein, sagt auch Ravinder Sharma. Er sagt: "Die Kuh sollte von jedem umarmt werden, sie ist unsere Mutter". Der Valentinstag gehöre der westlichen Welt - man begehe ihn nicht. "Unsere junge Generation, die feiert den Valentinstag, den Rosentag, den Schokoladentag, diesen oder jenen Tag. Das ist nicht unsere Kultur", ergänzt Sharma.
Gemüsehändler Ankur Kumar ist da schon etwas kritischer - aus beruflichen Gründen. Er erklärt: "Die Kuh stört mich hier sehr; sie frisst mein ganzes Gemüse weg". Außerdem gebe es auf dem Markt viele streunende Kühe. Das sei ziemlich lästig - er versuche immer, sie zu verscheuchen. Aber dann fügt Kumar hinzu: "Aber obwohl sie mich nerven, bringe ich ihnen abends eine Opfergabe."
Indiens Kühen geht es oft nicht gut
Tatsache ist, dass es Indiens Kühen oft nicht gut geht. Sie streunen durch die Straßen und müssen Müll fressen. Über das Wohl der Tiere wird viel gesprochen, aber wenig getan. Der Muslim-Aktivist Aadil Hassan kritisiert deshalb: "Wenn ihr den Kühen Respekt zollen wollt, warum nicht 365 Tage im Jahr, warum nur an einem?"
Am vergangenen Freitag war das "Breaking News"-Thema dann, dass der "Tag der Kuhumarmung" wieder abgesagt ist - ohne Angaben von Gründen. Indien rätselt seither warum. Klar aber ist: Wem jetzt am Valentinstag nach Kuh umarmen ist, der kann das tun - wenn die Kuh es zulässt.