COP28 in Dubai Nahostkrieg spaltet Aktivisten auf Klimakonferenz
Eigentlich geht es um die Zukunft des Planeten, um den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Auf der Weltklimakonferenz in Dubai wird der Krieg im Nahen Osten aber immer mehr zum zentralen Thema - und spaltet die Aktivisten.
Bunte Kinderschuhe stehen ordentlich aufgereiht auf einem der zentralen Wege der Weltklimakonferenz (COP). Große und kleine, in allen Farben - dazwischen Babysocken. Besucherinnen und Besucher schlendern vorbei, bleiben verwundert stehen. In der Mitte zwischen den Schuhen steht ein schwarzes Schild mit nur wenigen Worten: "Keine Klimagerechtigkeit ohne Menschenrechte."
"Das ist in Solidarität mit Palästina", meint Eduardo aus Chile. "Es geht um die Kinder in Gaza."
Auch Shamem aus Tansania betrachtet die Schuhe. Sie ist sichtlich bewegt: "Ich stehe hier schon lange und stelle mir vor, ich und die Kinder meines Landes wären in so einer Situation. Und dann kommen hier diese Staatschefs und tun, als ob nichts wäre." Man können nicht über Klima und Klimagerechtigkeit reden, wenn so etwas passiere. "Wir sagen hier, wir wollen die Welt zu einem besseren Ort machen - wie soll das gehen, wenn Kinder sterben?", so die junge Frau.
Krieg in Nahost ist Schlüsselthema
Der Krieg in Nahost ist auf der Klimakonferenz in Dubai ein großes Thema. Aktivstengruppen reden sich die Köpfe heiß - viele von ihnen sind pro-palästinensisch eingestellt. Die tägliche COP-Zeitung des Climate Action Networks CAN hat seit Tagen nur eine Forderung auf dem Titelblatt: "Waffenstillstand jetzt."
"Der Gaza-Konflikt ist ein Schlüsselthema hier", erklärt Janet Milongo von CAN. "Wir sind ja ganz in der Nähe hier, es ist definitiv in allen Köpfen und es wird ein Faktor sein bei allen Verhandlungen und Entscheidungen hier auf der COP."
Nicht nur die Politiker, auch die Aktivistengruppen auf der COP sind gespalten - und haben Mühe, noch mit einer Stimme zu sprechen. Vor allem Vertreter aus der deutschen Zivilgesellschaft wünschen sich einen differenzierteren Blick auf das Thema. In einem gemeinsamen offenen Brief bekennen sich die deutschen Organisationen unter anderem unverbrüchlich zum Existenzrecht Israels.
Aktivisten zwischen Israel und Palästina
Die Spaltung zwischen den Gruppen droht die Klimaverhandlungen zu belasten. Luisa Neubauer von Fridays for Future meint dazu: "Die Klimakrise und die vielen anderen Konflikte auf der Welt spalten Zivilgesellschaften, Regierungen, Regionen auf der Welt. Und diese Konferenz ist ein Ort, wo wir zusammenkommen müssen. Das heißt, dass wir natürlich über Differenzen sprechen, aber immer mit dem Ziel, dass wir wieder zusammenfinden."
Und Christoph Bals von Germanwatch fügt hinzu: "Ich glaube und hoffe immer noch, dass wir einiges auch gemeinsam haben. Die Empathie, vor allem mit Zivilisten, die von diesem Krieg und dem Anschlag der Hamas betroffen sind - dass wir die Menschenrechte, die für alle gelten, als eine Grundlage haben." Er hoffe, dass die Aktivisten bei allen polarisierten Diskussionen immer wieder auf diese gemeinsamen Nenner zurückkommen.
Droht der Konflikt im Nahen Osten abzulenken vom eigentlichen Thema der Weltklimakonferenz? Auf politischer Ebene gibt es nur wenige, aber deutliche Signale: Die COP begann etwa mit einer Schweigeminute für die Opfer in Nahost. Der französische Präsident Macron nutzte seine Ansprache und Pressekonferenz, um über Gaza zu sprechen.
"Nicht der richtige Ort, das zu diskutieren"
Gute Zeiten für eine Einigung der Weltgemeinschaft scheinen es nicht zu sein. Und auch die Besucherinnen und Besucher auf der Klimakonferenz sind gespalten: "Ich konnte es nicht glauben, dass die Waffenruhe wieder aufgehoben wurde", mein etwa Sherine aus dem Libanon. "Und das, während doch hier die Welt zusammensitzt. Die Welt schaut zu!"
Anders sieht das Ferose aus Südafrika: "Ich denke nicht, dass das hier der richtige Ort ist, das zu diskutieren. Hier geht es ums Klima." Ähnlich verhalte es sich mit dem Krieg in der Ukraine - er gehöre ebenfalls nicht zur Klimakonferenz. "Lassen wir die Diplomaten ihren Job machen."
Nur in einem Punkt sind sich alle Aktivisten und Besucherinnen einig, nämlich dem Wunsch nach Waffenstillstand und Frieden, einer Lösung im Nahen Osten. Nur dann, so sagen einige, könne sich die Menschheit hier wieder auf das eigentliche Thema der COP konzentrieren: den Klimawandel.