Comic aus Japan Kriegsmanga wird zum Hit in der Ukraine
Ein japanischer Mangakünstler hört von einem vermeintlichen ukrainischen Kriegshelden. Er zeichnet über dessen Geschichte den Comic "Geist von Kiew" - und sorgt damit in der Ukraine für Furore.
Juko Matsuda faszinieren Kriegsgeschichten. Sie sind die Fundgrube für seine Mangas. In den vergangenen Jahren hat der Japaner nach eigenen Angaben bisher rund 30 gezeichnet und sie dann in Verlagen für Amateurkünstler veröffentlicht. Schaut man sich seine Zeichnung an, so ist das Interesse Matsudas für die Luftwaffe unübersehbar.
"Im März", so schreibt Juko Matsuda auf Nachfrage, "sah ich einen Artikel mit dem Titel 'Geist von Kiew' und fand ihn interessant, weil sich ein Held gegen einen mächtigen Feind stellt." Er zeichnete eine Illustration und postete sie in den sozialen Medien. Die Resonanz sei so positiv gewesen, dass er sich entschlossen habe, daraus einen ganzen Comic zu zeichnen.
Erfundener Kriegsheld
In dem Artikel, der Matsuda für seinen Manga inspiriert hat, ging es um einen ukrainischen Kampfpiloten. Der Pilot, so hieß es zunächst vom ukrainischen Geheimdienst, habe im Krieg zahlreiche Flugzeuge der russischen Streitkräfte abgeschossen, die in den ukrainischen Luftraum eingedrungen waren.
Die Meldung erschien kurz nach Kriegsbeginn im Februar 2022 und verbreitete sich rasend schnell im Internet. Doch ebenso schnell kamen Zweifel an der Echtheit der Geschichte auf, die offenbar auch erfunden wurde, um die Moral der ukrainischen Truppen hochzuhalten. Im Frühjahr erklärte die ukrainische Luftwaffe dann, dass es einen solchen Ausnahme-Kampfpiloten nicht gegeben habe.
Der ukrainische Ranok-Verlag nahm mithilfe des ukrainischen Botschafters in Japan Kontakt mit dem Mangazeichner Matsuda auf und ließ 25.000 Exemplare seines Comics auf Ukrainisch drucken.
Unpolitischer Hobbyzeichner
Doch das ließ den japanischen Mangazeichner unbeeindruckt: "Ich wusste nicht, ob die Geschichte echt war oder nicht, ich wollte einfach etwas Interessantes machen." Was für ihn, der weder sein Alter nennen, noch ein Foto senden will, viel wichtiger ist: "Dass der 'Geist von Kiew' gut zu Manga passt und eine leicht zu schreibende Geschichte war."
Und eine, die ganz offensichtlich den Nerv der ukrainischen Öffentlichkeit treffen könnte, dachte sich der Präsident des ukrainischen Ranok-Verlages. Der hatte die erste Illustration gesehen und nahm mithilfe des ukrainischen Botschafters in Japan Kontakt mit Matsuda auf.
In erster Auflage wurden 25.000 Exemplare auf Ukrainisch und 5000 auf Englisch gedruckt. Buchhandlungen in der Ukraine, in Polen und in Deutschland, die den "Geist von Kiew" in ihr Sortiment aufnahmen, verkauften es blendend. Das Verlagsziel ist mittlerweile eine Auflage von 100.000 Ausgaben.
Dass seine Geschichte als Propaganda genutzt werden könnte, findet der Zeichner nicht. "Ich denke, auch Russen könnten Spaß beim Lesen haben", meint er.
"Auch Russen könnten Spaß beim Lesen haben"
Hobbyzeichner Matsuda ist immer noch "mehr als erstaunt" über den Erfolg. "Ich möchte mich bei allen Beteiligten dafür bedanken." Dass seine Geschichte als Propaganda genutzt werden könnte, findet er nicht. "Der Inhalt hat nichts Propagandistisches an sich. Ich denke, auch Russen könnten Spaß beim Lesen haben", schreibt der Japaner.
Er habe sich nicht politisch positionieren wollen. Doch andererseits meint er: "Der Krieg in der Ukraine könnte das Japan von Morgen sein. Wir Japaner und Japanerinnen beobachten ihn mit einem neuen Krisenbewusstsein." Wie er zu dieser pessimistischen Einschätzung kommt, bleibt offen.
Fest steht jedoch: Im Frühjahr kommt ein weiteres, größeres Werk von ihm über den Krieg in der Ukraine auf den Markt. Vielleicht kann Matsuda doch irgendwann mal von seinen Mangas leben. Bisher sei ihm das unmöglich gewesen.