Trotz Erdbebengefahr Japan verlängert Laufzeit von Atomreaktoren
Um die Abhängigkeit von Öl und Gas zu verringern und Klimaschutzziele zu erreichen, können Atomkraftwerke in Japan künftig unbegrenzte Zeit laufen. Das Parlament setzte ein entsprechendes Gesetz in Kraft - trotz der Gefahr von Erdbeben.
Nach der Atomkatastrophe von Fukushima fuhr die Regierung in Japan die Atommeiler im Land runter. Nun sollen sie wieder ans Netz gehen, ihre Laufzeit soll verlängert werden. Das Parlament hat ein Gesetz in Kraft gesetzt, mit dem die Betriebsdauer nicht mehr auf 60 Jahre beschränkt wird - sondern potenziell unbegrenzte Laufzeiten möglich werden.
CO2-Ausstoß soll reduziert werden
Zum einen will das rohstoffarme Land ähnlich wie Deutschland seine Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten verringern. Zum anderen will Japan seine Klimaschutzziele erreichen: Bis zum Jahr 2050 soll der CO2-Ausstoß auf Null reduziert werden. Die Nutzung erneuerbarer Energien soll dafür ausgebaut werden.
Zugleich wird Kernenergie als unerlässlich angesehen - ungeachtet der Gefahr durch Erdbeben und der Atomkatastrophe in Fukushima von 2011. Von Japans gegenwärtig 33 betriebsbereiten Reaktoren sind bislang erst zehn Meiler wieder ans Netz genommen worden. Für weitere Reaktoren haben die Betreiber die Genehmigung zum Wiederanfahren beantragt, doch dauert dies lange. Zudem gibt es starken lokalen Widerstand gegen das Wiederanfahren von abgeschalteten Atommeilern.
Neue Reaktoren sollen alte ersetzen
Die Regierung will bis zum Jahr 2030 etwa 20 bis 22 Prozent der Stromerzeugung aus Kernenergie und 36 bis 38 Prozent aus erneuerbaren Energien gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten fast 30 Reaktoren wieder in Betrieb genommen werden, was jedoch angesichts der langwierigen Genehmigungsverfahren und des lokalen Widerstands dagegen unrealistisch sei, befand die Zeitung "Nikkei Asia".
Nach dem neuen Gesetz wird die Atomaufsichtsbehörde den Zustand von Reaktoren nach 30 Betriebsjahren mindestens alle zehn Jahre überprüfen, um die Sicherheit der alten Anlagen zu gewährleisten. Die Pläne der Regierung sehen zugleich den Bau von neuen Atomreaktoren der nächsten Generation vor, die langfristig die alten Reaktoren ersetzen sollen.
Fukushima-Kühlwasser soll ins Meer geleitet werden
Unterdessen nimmt ein Team der Internationalen Atomenergiebehörde in Japan eine letzte Prüfung vor, bevor das Land beginnt, große Mengen aufbereitetes radioaktives Wasser aus dem havarierten Kernkraftwerk Fukushima Daiichi ins Meer zu leiten - ein Plan, der von örtlichen Fischern und Nachbarländern abgelehnt wird.
Die beim Super-Gau 2011 zerstörten Reaktoren müssen weiter mit Wasser gekühlt werden, das bislang gefiltert in Hunderten von riesigen Tanks gelagert wird. Wegen Überlastung soll das verstrahlte Wasser gefiltert und verdünnt in den Pazifischen Ozean geleitet werden. Die Entsorgung des Wassers wird derzeit vorbereitet.