Lage in Nahost Israel beruft Reservisten zur Luftverteidigung ein
Offenbar bereitet sich Israel auf einen möglichen Angriff des Iran vor: Die Armee baut die Luftverteidigung aus und berief dazu Reservisten ein und verhängte eine Urlaubssperre. Zudem wurde das Ortungssystem GPS gestört.
Die israelische Armee will zur Raketenabwehr Reservisten mobilisieren. Nach einer Lagebeurteilung sei beschlossen worden, die Personalstärke zu erhöhen und Reservisten für die Luftverteidigung einzuberufen, teilte das israelische Militär mit. Zudem wurde für Soldaten eine Urlaubssperre verhängt - selbst kurzfristige Wochenendbesuche bei der Familie sind nicht mehr möglich. Die Gründe dafür nannte die Armee nicht explizit. Israelische Medien berichteten, Hintergrund seien Drohungen aus Teheran.
Israel hatte bei einem Angriff am Montag auf ein Konsulargebäude neben der iranischen Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus den hochrangigen Offizier der Islamischen Revolutionsgarden Mohammed Reza Zahedi, seinen Stellvertreter und weitere Militärs getötet. Irans Oberster Führer, Ayatollah Ali Khamenei, hatte daraufhin Rache geschworen. Auch Irans Präsident Ebrahim Raisi kündigte Vergeltung an und erklärte, der Angriff werde "nicht unbeantwortet bleiben". Als möglichen Termin für eine Reaktion des Mullah-Regimes nannten israelische Militärexperten den morgigen Freitag - den letzten Freitag des Ramadan.
GPS-Signal gestört
Zudem weitete Israel die Störung der GPS-Satellitennavigationssysteme auf das Zentrum des Landes, den Raum Tel Aviv und Jerusalem aus. Damit funktionieren für Zivilisten etwa Navigationsapps nicht - wer eine Adresse in Tel Aviv eingibt, wird von Google Maps beispielsweise zum Flughafen der libanesischen Hauptstadt Beirut geführt, wie ARD-Korrespondentin Bettina Meier berichtet.
So will die die Armee Drohnenangriffe und Beschuss mit Lenkraketen verhindern. Die Störungen waren bislang vor allem im Norden des Landes zu spüren gewesen, von Haifa bis zur libanesischen Grenze. Dort beschießt die vom Iran finanzierte Terrormiliz Hisbollah immer wieder israelisches Territorium.
Uneinigkeit im Weltsicherheitsrat
Zu dem Angriff auf das iranische Konsulat äußert sich die israelische Regierung weiterhin nicht. Doch selbst die USA gehen davon aus, dass Israel hinter dem Beschuss steckt. Im UN-Sicherheitsrat in New York scheiterte eine Verurteilung des Angriffs. Die USA, Großbritannien und Frankreich lehnten eine von Russland entworfene Erklärung ab. Presseerklärungen des 15-köpfigen Rats müssen einstimmig verabschiedet werden. Das Gremium hatte in der Vergangenheit mehrmals Angriffe auf diplomatische Einrichtungen verurteilt.
Diplomaten berichteten einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters zufolge, die USA hätten bei einem Treffen am Dienstag erklärt, viele der Fakten über die Geschehnisse in Damaskus seien noch unklar. So sei noch nicht bestätigt, dass es sich bei dem getroffenen Gebäude um eine diplomatische Einrichtung gehandelt habe. Frankreich und Großbritannien hätten die USA unterstützt.
"Dies ist ein klares Beispiel für die Doppelmoral der westlichen 'Troika' und ihre tatsächliche und nicht nur deklaratorische Einstellung zu Legalität und Ordnung im internationalen Kontext", schrieb der stellvertretende russische UN-Botschafter, Dmitri Poljanski, auf der Plattform X.
EU und Deutschland mahnen zur Zurückhaltung
Die EU verurteilte den Luftangriff und forderte Zurückhaltung. "In dieser äußerst angespannten regionalen Situation ist es unerlässlich, äußerste Zurückhaltung zu üben", schrieb Peter Stano, ein Sprecher der Europäischen Kommission, auf X. "Der Grundsatz der Unverletzlichkeit der diplomatischen und konsularischen Einrichtungen und des Personals muss in allen Fällen und unter allen Umständen im Einklang mit dem Völkerrecht respektiert werden."
Die Bundesregierung äußerte sich verhaltener. "Wir kennen die Berichte, dass das ein Gebäude des Iran, der iranischen Botschaft ist, dass es iranisches Konsulatsgebäude gewesen sein soll", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. "Wir kennen auch Äußerungen aus anderer Quelle, die das bestreiten." Dies könne man nicht abschließend überprüfen.
"Aber gewaltsame Maßnahmen oder militärische Operationen, die sich gegen Botschaften oder Konsulate richten, bergen gefährliches Eskalationspotenzial", fügte der Sprecher hinzu. "Und jeder bestätigte bewaffnete Angriff gegen eine Botschaft oder ein Konsulat wäre ein Grund zur Sorge."