Nach Angriff auf Golanhöhen Israel greift Hisbollah-Kommandeur in Beirut an
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben bei einem Angriff in Beirut einen Kommandeur der Hisbollah ins Visier genommen. Er soll für den Tod von zwölf Minderjährigen bei dem Raketenangriff auf den Golanhöhen verantwortlich sein.
Drei Tage nach einem tödlichen Raketenangriff auf den Golanhöhen hat Israel in der libanesischen Hauptstadt Beirut einen "gezielten Angriff" auf einen Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah durchgeführt. Das berichtete die israelische Armee. Der Kommandeur soll demnach für den Tod von zwölf Minderjährigen auf den Golanhöhen verantwortlich sein.
Hisbollah-Kommandeur bereits von US-Behörden gesucht
Laut verschiedenen Medienberichten und libanesischen Sicherheitskreisen soll es sich bei der Zielperson um Fuad Schukr handeln. Er gilt als enger Berater von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und zählt zu den höchsten Militärkommandeuren in der Bewegung. Er ist nach Angaben der US-Regierung Mitglied des höchsten militärischen Gremiums der Hisbollah. Seit 2017 wird er außerdem von US-Behörden wegen Verstrickungen in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht.
Ob Schukr den Angriff überlebt hat, ist bislang unklar. Die Angaben dazu gehen auseinander. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf Sicherheitskreise, der Kommandeur habe überlebt.
Medienberichten zufolge sollen bei dem Angriff eine Frau getötet und weitere Menschen verletzt worden sein. Das bestätigte auch eine Sprecherin der Hisbollah der Nachrichtenagentur dpa.
Mehrere Gebäude getroffen
Die libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von einem "feindlichen Überfall" im Beiruter Vorort Haret Hreik. Der Hisbollah-nahe Fernsehsender Al-Manar zeigte Bilder von chaotischen Szenen. Mindestens vier Gebäude seien bei dem Angriff beschädigt worden.
Wie im Fernsehen zu sehen war, riefen Menschen auf der Straße: "Gott segne Nasrallah." Andere riefen: "Netanyahu wird den Preis dafür zahlen." Augenzeugen berichteten, dass der Angriff auf ein achtstöckiges Gebäude gezielt habe. Demnach wurde das Obergeschoss getroffen.
Libanon will Beschwerde bei UN einreichen
Der geschäftsführende Ministerpräsident des Libanon, Najib Mikati, verurteilte die Tat als "offensichtliche israelische Aggression". Laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA bezeichnete Mikati den Angriff als eine "kriminelle Tat". Sie sei Teil einer Reihe aggressiver Operationen, bei denen Zivilisten getötet würden. "Die israelische Tötungsmaschinerie" habe noch nicht genug davon, die libanesischen Gebiete im Süden und in der Bekaa-Region anzugreifen, sagte er weiter.
Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib kündigte an, der Libanon wolle eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen einreichen. Bou Habib sagte zudem, er hoffe, dass eine Reaktion der Hisbollah nicht zu einer Eskalation führen werde.
Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant schrieb auf der Online-Plattform X: "Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten."
Die radikal-islamische Hamas verurteilte den Beschuss auf Beirut. Der Angriff sei eine "gefährliche Eskalation", hieß es. Die Huthi-Rebellen im Jemen äußerten sich ähnlich und bezeichneten den Beschuss als "eklatante Verletzung der libanesischen Souveränität."
Das russische Außenministerium nannte den Luftangriff auf Beirut eine "schwerwiegende Verletzung des Völkerrechts", wie die Nachrichtenagentur TASS berichtete.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, betonte, dass ein Krieg zwischen der Hisbollah und Israel nicht unvermeidbar sei.
Israel und Hisbollah bekämpfen sich seit Monaten
Am Samstagabend hatte ein Angriff auf die von Israel annektierten Golanhöhen einen Fußballplatz in der Stadt Madschdal Schams getroffen. Israel machte die schiitische Hisbollah-Miliz für den Angriff verantwortlich und kündigte Vergeltung an. Die Hisbollah bestritt jegliche Beteiligung.
Israel und die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah liefern sich seit Beginn des Nahost-Krieges im Oktober fast täglich Feuergefechte an der Grenze. Beide Seiten scheinen bisher darauf bedacht zu sein, eine Eskalation zu vermeiden. Doch die Angriffe nahmen zuletzt zu.
Die Schiitenmiliz handelt nach eigenen Aussagen in Solidarität mit der Hamas: Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es auch in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.