Nach Hamas-Gefangenschaft Frühere Geiseln berichten von sexualisierter Gewalt
Erstmals haben zwei Frauen, die Geiseln der Hamas waren, vor einem Ausschuss des israelischen Parlaments über ihre Gefangenschaft berichtet. Täglich hätten sie und entführte Mädchen sexuelle Übergriffe erleiden müssen, erzählten sie.
Im November waren Aviva Siegel und Chen Goldstein-Almog unter jenen 80 Geiseln, die während einer siebentägigen humanitären Feuerpause von der radikal-islamischen Hamas freigelassen wurden und nach Israel zurückkehren konnten. Nun haben die beiden Frauen vor einem Parlamentsausschuss über ihre Gefangenschaft berichtet. Die war von sexueller Gewalt geprägt.
"Mädchen wie Puppen behandelt"
Es habe in ihren 51 Tagen Gefangenschaft keine Minute gegeben, in der die Geiseln keinen Missbrauch erlebt hätten, zitierte die Zeitung "Haaretz" Aviva Siegel, die bei dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober aus ihrem Haus im Kibbuz Kfar Aza im Süden Israels entführt worden war. Die 62-Jährige erklärte, die Terroristen behandelten die verschleppten Mädchen wie Puppen, "mit denen sie machen können, was sie wollen".
"Ich kann nicht atmen, ich kann nicht damit umgehen, es ist zu schwer. Es ist fast vier Monate her, und sie sind immer noch da", sagte Siegel laut Medienberichten. Die Mädchen in Gefangenschaft seien wie ihre Töchter gewesen, sagte sie weiter. Die Frau betonte Medien zufolge, dass Männer die gleichen Erfahrungen machten. "Sie können nicht schwanger werden, aber sie machen es auch durch."
"Die Welt schweigt"
Ihr Mann wird den Berichten zufolge noch immer im Gazastreifen festgehalten. "Ich kann nicht verstehen, wie die Welt schweigt," erklärte Siegel. Der Zeitung "Times of Israel" zufolge sagte ihre Tochter vor den Abgeordneten: "In diesem Moment wird jemand in einem Tunnel vergewaltigt."
Die ebenfalls freigelassene Geisel Chen Goldstein-Almog sagte, bei einigen mitgefangenen Frauen sei die Periode ausgeblieben. Dies könne auf "die schwierigen Bedingungen in der Gefangenschaft" zurückzuführen sein und sie hoffe, dass sie nicht schwanger sind, erklärte die 48-Jährige. Die größte Angst der Geiseln war laut Goldstein-Almog, dass die israelischen Behörden sie aufgeben könnten.
1.200 Menschen wurden beim Überfall getötet
Am 7. Oktober 2023 verübten Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen im Süden Israels ein Massaker. Dabei töteten sie 1.200 Menschen und verschleppten 253 weitere in den Gazastreifen. Israel geht davon aus, dass noch 105 von ihnen am Leben sind und dass viele in dem unterirdischen Tunnel-Netzwerk der Hamas festgehalten werden.
Freigelassene Geiseln hatten in den vergangenen Wochen auf Kundgebungen bereits ein Bild des Schreckens gezeichnet und auf die Umstände hingewiesen, unter denen die entführten Menschen im Gazastreifen festgehalten werden. Die Rednerinnen sprachen dabei unter anderem auch von sexuellem Missbrauch der Frauen. Auch vom Massaker am 7. Oktober gibt es etliche Berichte über brutale sexualisierte Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen.