Verhandlungen in Nahost Hoffnung, aber noch kein Abkommen
In Katar sind die Gespräche über eine Waffenruhe in Gaza und die Freilassung israelischer Geiseln weitergegangen - "vielversprechend" heißt es von den USA. Die Vermittler hatten zuletzt noch einmal den Druck erhöht.
Im Nahen Osten bleibt die Sorge vor einer weiteren Eskalation in der Region groß. Vor diesem Hintergrund sind in Katar nun die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der dort festgehaltenen israelischen Geiseln wieder aufgenommen worden. Die Gespräche sollen am Freitag fortgesetzt werden.
Joe Bidens Plan dient als Grundlage für Gespräche
Zuvor hatte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, bereits gesagt: "Angesichts der Komplexität des Abkommens gehen wir nicht davon aus, dass wir heute mit einer Einigung aus diesen Gesprächen hervorgehen. Ich gehe sogar davon aus, dass die Gespräche bis morgen andauern werden." Kirby sprach aber auch von einem "vielversprechenden Beginn" der Verhandlungen.
Als Grundlage für die Gespräche dient ein von US-Präsident Joe Biden Ende Mai vorgestellter Vorschlag für eine Waffenruhe. Der mehrstufige Plan sieht zunächst eine sechswöchige Waffenruhe vor, die für Verhandlungen über ein dauerhaftes Ende der Kämpfe verlängert werden könnte. Dazu soll sich die israelische Armee aus bewohnten Gebieten des Gazastreifens zurückziehen. Aus Israel entführte Geiseln in der Gewalt der Hamas sollen im Austausch für palästinensische Gefangene freigelassen werden.
Seit Monaten immer wieder Verhandlungen
Die Vermittler versuchen seit Monaten, eine Feuerpause im Krieg zwischen Israel und der Hamas zu erreichen. An den Verhandlungen in Katar nehmen unter anderem CIA-Chef William Burns, Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und Ägyptens Geheimdienstchef Abbas Kamel teil sowie für Israel der Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea.
Die Hamas nimmt nicht direkt teil. Sie soll aber laufend von Ägypten und Katar über den Inhalt der Gespräche informiert werden.
Kritiker hatten Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu zuletzt vorgeworfen, mit immer neuen Bedingungen in den Gesprächen einen Deal zu blockieren. Netanyahu selbst wies das jedoch zurück.
Die USA hatten zuletzt auch die Hoffnung geäußert, eine Einigung über eine Waffenruhe könnte auch den Iran von einem Angriff auf Israel abhalten - und so eine weitere Eskalation in der Region verhindern. Auch Deutschland, Frankreich und Großbritannien hatten zuletzt den Druck auf die Konfliktparteien für eine Verhandlungslösung erhöht.
USA verstärkten zuletzt die Präsenz in der Region
Der Iran und die libanesische Hisbollah-Miliz drohen Israel seit den Tötungen von Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran und Hisbollah-Militärchef Fuad Schukr in Beirut Ende Juli mit Vergeltung. Die Hamas und der Iran machen Israel für beide Angriffe verantwortlich. Angesichts der drohenden Eskalation verstärkten die USA, Israels engster Verbündeter, ihre Militärpräsenz in der Region und entsandten weitere Kriegsschiffe und Kampfjets.
US-Sicherheitsberater Kirby betonte, es sei unklar, ob der internationale Druck und die Verhandlungen den Iran dazu gebracht hätten, seine Position zu überdenken. Die Gefahr eines iranischen Angriffs bestehe aber weiter. "Ein Angriff könnte mit wenig oder gar keiner Vorwarnung erfolgen", möglicherweise in den nächsten Tagen, sagte er. "Darauf müssen wir vorbereitet sein."
Israel hatte nach dem beispiellosen Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober mit verheerenden Angriffen im gesamten Gazastreifen begonnen. Die Zahl der Opfer stieg hier nach palästinensischen Angaben über 40.000 Tote. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde unterscheidet bei den Zahlen nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. In Gaza werden noch immer etwa 110 israelische Geiseln festgehalten. Wie viele von ihnen noch am Leben sind, ist unklar.