Nach Hamas-Angriff Raus aus Israel - aber wie?
Tausende deutsche Staatsbürger haben Israel bereits verlassen, viele von ihnen mit Flügen von Lufthansa und Bundeswehr. Wie viele Deutsche sind noch in dem Land? Und welche Optionen bleiben ihnen? Ein Überblick.
Wie viele deutsche Staatsbürger konnten bereits ausreisen?
Dem Auswärtigen Amt zufolge sind seit Beginn der Angriffe auf Israel am 7. Oktober etwa 3.000 Deutsche mit Angeboten, die von der Bundesregierung bereitgestellt wurden, aus dem Land ausgereist. Hinzu kommt demnach eine vierstellige Zahl an Personen, die Israel eigenständig verlassen haben, beispielsweise mit kommerziellen Flügen oder per Fähre.
Vor der Großoffensive durch die militant-islamistische Hamas lebten nach Informationen der Bundesregierung etwa 100.000 Menschen in Israel, die die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.
Auf welchem Weg konnten Deutsche Israel bisher verlassen?
Um deutsche Bürgerinnen und Bürger aus Israel herauszubringen, organisierte die Lufthansa insgesamt acht Sonderflüge. Auch die Bundeswehr startete zu vier Flügen, mit denen Material nach Israel gebracht wurde und auf dem Rückweg Deutsche ausgeflogen wurden. Mithilfe der Bundeswehr konnten etwa 220 Menschen das Land verlassen. Am Sonntag startete aus Akaba im benachbarten Jordanien ein Sonderflug. Zudem nutzten zahlreiche Deutsche kommerzielle Flugverbindungen, um aus Israel auszureisen.
Über den Landweg konnten Ausreisende Israel dem Auswärtigen Amt zufolge mit Buskonvois nach Jordanien verlassen. Eine weitere Möglichkeit bestand in der Ausreise über den Seeweg per Fähre. Hier hatte das Auswärtige Amt über Verbindungen vom israelischen Hafen Haifa nach Zypern verwiesen.
Wie viele Deutsche befinden sich noch in Israel?
Momentan stehen noch etwa 3.000 Deutsche auf der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes, der sogenannten "Elefand"-Liste. In diese sollten sich deutsche Bürgerinnen und Bürger eintragen, um bei einer Ausreise unterstützt zu werden. Die meisten der noch eingetragenen Bürgerinnen und Bürger wollen laut Auswärtigem Amt vorerst in Israel bleiben.
Auch im Gazastreifen soll sich der Behörde zufolge eine "niedrige dreistellige Zahl" deutscher Staatsbürgerinnen und -bürger aufhalten. Auch sie sollen bei der Ausreise unterstützt werden. Diese ist jedoch nur über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten möglich. Der Grenzübergang ist zur Zeit geschlossen. Das Auswärtige Amt arbeite "intensiv" daran, dass die Ausreise ermöglicht werde, teilte ein Sprecher mit.
Welche Optionen für eine Ausreise bestehen derzeit?
Weitere Sonderflüge nach Israel sind vorerst nicht geplant. Der Betrieb am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv läuft zwar, viele deutsche Airlines haben ihre Verbindungen vorerst aber gestrichen. Auf der Webseite des Flughafens werden allerdings zahlreiche Flugverbindungen in die EU angezeigt, darunter nach Rom, London, Amsterdam oder Paris.
Auch das Auswärtige Amt rät deutschen Staatsbürgern in Israel dazu, auf Angebote kommerzieller Fluganbieter zurückzugreifen und gegebenenfalls erst in ein anderes Land auszufliegen und von dort nach Deutschland weiter zu reisen.
Sollte sich die Lage in Israel weiter verschärfen, behält sich die Bundesregierung auch die Option vor, militärische Evakuierungsflüge mithilfe der Bundeswehr zu organisieren. Die bisherigen Flüge zählten noch nicht dazu. Denn wie die Bundeswehr mitteilte, befinden sich bei militärischen Evakuierungsflügen auch Waffen an Bord der eingesetzten Maschinen, um den Schutz der Ausreisenden und Soldaten zu gewährleisten. Ein solcher Einsatz müsste zunächst vom Bundestag genehmigt werden - außer, es liegt Gefahr im Verzug vor, dann kann eine nachträgliche Genehmigung erfolgen.
Auch die Ausreise über den Landweg nach Jordanien ist laut Auswärtigem Amt noch möglich. Im Norden Israels sollten dafür die Grenzübergänge Beit She'an (Jordan River)/Sheikh Hussein genutzt werden. Im Süden des Landes sei die Ausreise über den Grenzübergang Eilat (Yitzhak Rabin)/Akaba möglich.
Außerdem ist für die Einreise nach Jordanien in der Regel ein Visum nötig. Laut Auswärtigem Amt kann ein solches bei Einreise über die Grenzübergänge Eilat (Yitzhak Rabin)/Akaba und Sheikh-Hussein-Brücke (nördliche Grenze) direkt am Grenzübergang beantragt werden. Bei Einreise über die King-Hussein-Brücke aus der Westbank (Palästinensische Gebiete) werden keine Visa ausgestellt. Bei einer erstmaligen Einreise nach Jordanien über die King-Hussein-Brücke muss daher in jedem Fall vorher ein Visum bei der zuständigen jordanischen Auslandsvertretung in Tel Aviv oder online beantragt werden.
Bei einer Reise von Israel nach Jordanien auf dem Landweg, empfiehlt das Auswärtige Amt in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen, im Zweifelsfall vor Reiseantritt Kontakt mit der jordanischen Botschaft in Berlin oder in Tel Aviv aufzunehmen. Zudem warnt die Behörde, dass es derzeit zu kurzfristigen Änderungen der Öffnungszeiten sowie auch der zeitweisen Schließung der Grenzübergänge kommen könne. Auch in grenznahen Regionen Jordaniens könne es zu Sperrungen und zusätzlichen Kontrollen kommen.
Wie holen andere Länder ihre Staatsbürger aus Israel heraus?
Wie Deutschland haben mehrere EU-Staaten Sonderflüge organisiert, um eigene Staatsbürgerinnen und -bürger aus Israel auszufliegen. Dazu zählen etwa Frankreich, Italien, Österreich und Polen.
Die USA wollen die Ausreise auch über den Seeweg ermöglichen. Dafür soll eine Fähre von Haifa nach Zypern aufbrechen. Die Mitreise soll laut US-Botschaft in Israel ausschließlich US-Bürgerinnen und -bürgern und deren unmittelbaren Familienangehörige, also Ehepartnern oder Kindern, vorbehalten sein. Zudem kündigte die US-Regierung Charterflüge aus Israel an.