Hamas-Angriff auf Israel Gemischte Reaktionen aus arabischer Welt
Nach den Angriffen auf Israel setzen manche arabischen Regierungen auf Diplomatie - andere auf Solidarität mit den Palästinensern und Kritik an der Regierung in Jerusalem.
Solidarität mit den Palästinensern - das fordern die arabischen Staaten regelmäßig, vor allem, wenn es um den seit Jahrzehnten dauernden Konflikt mit Israel geht. Als eines von wenigen Ländern in der arabischen Welt hat Ägypten einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen - im Jahr 1979. In den vergangenen Jahrzehnten brachte sich das Land am Nil immer wieder als Vermittler im Nahost-Konflikt ins Gespräch.
Mit Blick auf die jüngsten Angriffe der Hamas auf Israel wendet sich die Regierung in Kairo sowohl an Israel als auch an die Palästinenser: "Ägypten warnt vor schwerwiegenden Folgen der eskalierenden Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern und ruft zu größter Zurückhaltung auf. Es sollte vermieden werden, Zivilisten weiteren Risiken auszusetzen."
Eigenen Angaben zufolge bemüht sich Kairo in Absprache mit anderen Regierungen im Nahen Osten, Europa und den USA um eine Deeskalation des Konflikts. Doch der Einfluss des bevölkerungsreichsten Staates in der arabischen Welt ist in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter geschrumpft - vor allem zugunsten der arabischen Golfstaaten und anderer Regionalmächte wie Iran und der Türkei.
Ägypten bemüht sich um Deeskalation
Auch die Vereinigten Arabischen Emirate haben mit Israel einen Friedensvertrag geschlossen - allerdings erst vor drei Jahren. Dabei standen gemeinsame Wirtschafts- und Sicherheitsinteressen im Vordergrund. Die jahrzehntealte Forderung nach Solidarität mit den Palästinensern schien dabei mehr als 70 Jahre nach der Gründung des Staates Israel höchstens noch eine untergeordnete Rolle zu spielen.
Auch jetzt hält sich die politische Führung in Abu Dhabi - anders als andere arabische Staaten - mit Kritik an der israelischen Politik zurück: Die Vereinigten Arabischen Emirate brachten in einer Erklärung ihre Sorge über die Eskalation der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern zum Ausdruck, riefen zu größter Zurückhaltung und einem Waffenstillstand auf.
Saudi-Arabien sieht Mitschuld Israels
Der große Nachbar Saudi-Arabien dagegen zeigt sich weniger diplomatisch. In einer Erklärung des saudischen Außenministeriums heißt es: "Das Königreich erinnert an seine wiederholten Warnungen vor den Gefahren einer Eskalation der Lage infolge der anhaltenden Besatzung." Mit diesem Statement gibt die politische Führung in Riad der israelischen Regierung eine Mitschuld für die Eskalation der Gewalt.
Dabei hatten sich auch die Saudis öffentlich über einen möglichen Friedensschluss mit den Israelis geäußert. Kronprinz Mohammed bin Salman schien diesen Schritt in den vergangenen Jahren voranzutreiben. Sein Vater, König Salman, gilt dagegen als Verfechter der palästinensischen Sache: Mit den zwei heiligsten Stätten des Islams gilt das Königreich als Schutzmacht der Palästinenser.
Pro-palästinensische Demonstrationen im Libanon, in Syrien und Jemen
In mehreren arabischen Ländern gab es Demonstrationen zur Unterstützung der Hamas. Demonstranten im Irak, im Libanon, in Syrien und in Jemen schwenkten palästinensische Flaggen. In vielen autokratisch regierten Staaten der arabischen Welt bekunden Menschen ihre Solidarität mit den Palästinensern in den sozialen Netzwerken.
Irak, Kuwait und Katar wiesen Israel die Schuld an der Gewalt zu. Differenzierte Debatten über den Staat Israel und die Rechte der Palästinenser werden in den Ländern der arabischen Welt von staatlicher Seite nicht gefördert.