Israelische Soldaten auf einem Geschütz nahe der Grenze zu Gaza

Krieg in Nahost "Die Operation läuft weiter"

Stand: 28.10.2023 21:05 Uhr

Israel hat die Bodeneinsätze im Gazastreifen ausgeweitet. Aus Gaza gibt es weiterhin kaum Informationen. Telefon und Internet funktionieren nicht.

Die Bodenoffensive hat offenbar begonnen. Auch wenn sie von Israel nicht als solche bezeichnet wird. Und auch wenn sie nicht - wie mancher dachte - als Großoffensive begann. Seit Freitagabend sind israelische Truppen im Gazastreifen und liefern sich schwere Kämpfe.

"Wir sind in einer neuen Phase im Krieg. Über Nacht hat der Boden in Gaza gewackelt", sagte Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant in einem Statement. "Wir haben oberirdische und unterirdische Ziele angegriffen und Terroristen jeden Ranges, überall. Die Befehle für die Truppen sind klar. Die Operation läuft weiter, bis es einen neuen Befehl gibt."

Armee: Hamas-Kommandeure getötet

Rund 150 Tunnel und Bunker der Hamas sollen in den letzten Stunden angegriffen worden sein. Die Kämpfe konzentrieren sich derzeit offenbar vor allem auf den Norden. Deshalb erneuerte Armeesprecher Daniel Hagari noch mal die Aufforderung Israels an die Zivilbevölkerung dort, das Gebiet zu verlassen.

Er sprach gegenüber der Presse von Fortschritten: "Letzte Nacht haben unsere Streitkräfte den Norden des Gazastreifens betreten und die Bodenoffensive ausgeweitet." Beteiligt seien Infanterie, Ingenieur-Korps und Artillerie, zusammen mit schwerem Feuer.

Die Streitkräfte konnten laut Hagari mehrere Hamas- und Terror-Kommandeure töten, auch den Chef der Luftabwehr, der auch wichtig war bei der Planung des 7. Oktober. "Wir haben den Chef der Seestreitkräfte von Gaza getötet - und andere Führungskräfte."

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Internet flächendeckend ausgefallen

Aus Gaza gibt es hingehen kaum Informationen. Dort sind Telefon und Internet flächendeckend ausgefallen. Das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah, im von Israel besetzten Westjordanland, veröffentlichte neue Opferzahlen. Demnach wurden im Gazastreifen bisher mehr als 7.600 Menschen getötet und fast 20.000 verletzt. Fast 180.000 Wohneinheiten wurden dort demnach zerstört. Rund 1,2 Millionen Menschen im Gazastreifen mussten, anderen Quellen zufolge, ihre Wohnungen verlassen.

Viele halten den Krieg für notwendig

Für die Angehörigen der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln ist die Ausweitung der Kämpfe keine gute Nachricht. Sie befürchten, dass nun die Chancen, Geiseln auf dem Verhandlungsweg freizubekommen, sinken. 229 Menschen wurden bei dem Angriff der Hamas am 7. Oktober auf Israel jüngsten Angaben zufolge verschleppt. Darunter sollen 30 Kinder sein.

Die meisten Menschen in Israel sind jedoch davon überzeugt, dass dieser Krieg geführt werden muss. Ein Mann sagte in Tel Aviv gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: Du kannst einen Terroristen töten oder Zehntausend Terroristen. Und das tust Du nur, damit die Gewalt und der Terror enden. Das tun wir. Wenn Kinder sterben, dann wollen wir das natürlich nicht. Aber die Hamas nutzt sie als menschliche Schutzschilde."

"Wir haben keine andere Wahl"

Und auch Dganit Cohen, ebenfalls aus Tel Aviv sieht den Krieg gegen die Hamas als notwendig an. "Wir müssen das tun, weil wir keine andere Wahl haben. Wenn wir das nicht tun, werden sie uns zerstören", sagt die Frau. Sie sei optimistisch. Israel müsse diesen Krieg gewinnen. Ansonsten sei das das Ende dieses Landes. Und der Krieg ist mit dem Beginn der Bodenoffensive noch am Anfang. Er könnte Wochen dauern, vielleicht sogar Monate.

Jan-Christoph Kitzler, ARD Tel Aviv, tagesschau, 28.10.2023 18:40 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 28. Oktober 2023 um 21:00 Uhr.