Tod von Irans Präsident Raisi Hardliner mit blutiger Vergangenheit
Der iranische Staatspräsident Raisi war ein erzkonservativer Hardliner. Als Jurist war er für den Tod vieler Oppositioneller verantwortlich, als Präsident zog er den Zorn der Bevölkerung auf sich.
Schwarzer Turban, schwarzer Mantel: Schon an der Kleidung war zu erkennen, dass Ebrahim Raisi nicht nur Politiker, sondern auch Geistlicher war. Der jetzt bei einem Hubschrauberabsturz ums Lebens gekommene iranische Staatspräsident galt als erzkonservativer Hardliner.
Als Wunschkandidat und Protegé des Religionsführers Ajatollah Ali Chamenei hatte er die Präsidentenwahl im Juni 2021 mit knapp 62 Prozent der Stimmen gewonnen. Der Kleriker wurde damit offiziell Nachfolger des eher moderaten Hassan Ruhani, der nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten durfte.
Karriere in der Justiz
Raisi, 1960 in Maschad im Nordosten des Irans geborene, galt innerhalb des islamischen Systems als sehr einflussreich. Er pflegte auch ein enges Verhältnis zu Chamenei. Laut Verfassung war Raisi Regierungschef, während die eigentliche Macht auf das Staatsoberhaupt Chamenei konzentriert ist, der in allen strategischen Belangen das letzte Wort hat.
Raisi, der Theologie und islamisches Recht studiert hatte, war vor seiner Wahl zum Staatspräsidenten mehr als drei Jahrzehnte lang in der Justizbehörde tätig gewesen. Bereits mit 20 Jahren wurde er Generalstaatsanwalt von Karadsch bei Teheran - kurz nach der islamischen Revolution von 1979.
Seine Name steht für Massenhinrichtungen
Für die Exil-Opposition ist sein Name unauslöschlich mit Verhaftungen und Massenhinrichtungen von Marxisten und anderen Linken im Jahr 1988 verbunden, als Raisi stellvertretender Staatsanwalt des Revolutionsgerichts in Teheran war. Er bestritt jegliche Verantwortung dafür.
Danach war er von 1989 bis 1994 Generalstaatsanwalt in Teheran, dann ab 2004 ein Jahrzehnt lang Vize-Justizchef und schließlich Generalstaatsanwalt des Iran.
Im Jahr 2016 ernannte Ajatollah Chamenei Raisi zum Leiter der mächtigen Astan-Kods-Rasawi-Stiftung, zu der ein Imperium aus Firmen, Banken und vielen weiteren Einrichtungen sowie ein enormer Grundbesitz gehören. 2019 wurde er Justizchef. Im selben Jahr setzten ihn die USA wegen schwerer Menschenrechtsverbrechen auf eine Sanktionsliste.
Stärkung durch Parlamentswahl
Aus der Parlamentswahl im März und Mitte Mai war Raisi gestärkt hervorgegangen - der ersten landesweiten Abstimmung seit den Massenprotesten infolge des Todes der jungen Kurdin Mahsa Amini. Sie war wegen angeblichen Verstoßes gegen die strikte islamische Kleiderordnung mit der Pflicht zum Tragen eines Kopftuchs in Polizeigewahrsam genommen worden und wenig später im Krankenhaus gestorben. Die Proteste hatten sich auch gegen die politische Führung gerichtet.
Raisi hatte sich nach der Parlamentswahl im Frühjahr über "die historische Niederlage für die Feinde des Iran nach den Unruhen" von 2022 gefreut. Das Parlament, das am 27. Mai seine Arbeit aufnimmt, wird von Konservativen und Ultrakonservativen kontrolliert.
Raisi war mit Dschamileh Alamolhada verheiratet, die an der Schahid-Beheschti-Universität in Teheran Erziehungswissenschaften lehrt. Er hinterlässt außerdem zwei Töchter.