Hubschrauber verunglückt Unklarheit über Schicksal von Irans Präsident Raisi
Dass Irans Präsident Raisi an Bord des verunglückten Helikopters war, kann man als gesichert ansehen. Aber vieles ist weiter unklar. Laut Vizepräsident Mansuri gab es Kontakt zu zwei Insassen. Helfer dementierten, dass der Hubschrauber gefunden wurde.
Seit Stunden wird nach einem Hubschrauber der iranischen Präsidentenflotte gesucht, der vermutlich im abgelegenen Grenzgebiet zu Aserbaidschan verunglückt ist. Doch auch am Abend gab es kaum gesicherte Informationen.
Nachdem die staatlich gelenkten Medien entsprechend berichtet und führende Vertreter des Regimes zu Gebeten aufgerufen haben, kann man davon ausgehen, dass Präsident Ebrahim Raisi tatsächlich an Bord des Helikopters war. Neben Raisi war demnach auch Außenminister Hossein Amirabdollahian in dem Hubschrauber. Doch wie es ihnen geht, ist unklar.
Roter Halbmond: Helikopter nicht gefunden
Auch nach Einbruch der Dunkelheit suchten Rettungsteams weiter - unter schwierigen Bedingungen und großteils zu Fuß: Die Gegend ist bergig und abgelegen, das Wetter schlecht.
Irans Vizepräsident Mohsen Mansuri sagte am späten Abend im Staatsfernsehen, die Retter hätten Kontakt zu zwei Insassen herstellen können. Nähere Details gab der Politiker nicht preis. Die Hilfsorganisation Roter Halbmond dementierte Berichte, wonach der Helikopter gefunden worden sei.
"Harte Landung"
Die Suche in der Provinz Ost-Aserbaidschan gestalte sich wegen der "ungünstigen Wetterbedingungen" mit dichtem Nebel schwierig, hatte Innenminister Ahmed Wahidi am frühen Abend gesagt.
Der Minister bestätigte zunächst nicht, dass sich Raisi tatsächlich an Bord des Hubschraubers befand, der Teil eines Konvois von insgesamt drei Hubschraubern der Präsidentendelegation war und mutmaßlich abgestützt ist. Minister Wahidi sprach von einer "harten Landung". Zwei der Helikopter landeten sicher in der Stadt Täbris im Nordwesten, nach dem dritten wird gesucht. Ein örtlicher Regierungsvertreter sprach von einem "Absturz", andere nutzten die Begriffe "harte Landung" oder "Vorfall".
EU stellt dem Iran Geodaten zur Verfügung
Eine Reihe von Staaten bot dem Iran inzwischen Hilfe an - darunter Russland, die Türkei und der Irak.
Auch die Europäische Kommission unterstützt den Iran bei der Suche nach der Unglücksstelle. Der für die EU-Krisenhilfe zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic schrieb am Abend auf der Plattform X, auf das iranische Hilfeersuchen hin werde der Kartenservice des Copernicus Notfalldiensts der Europäischen Kommission aktiviert. Der Dienst liefert eigenen Angaben zufolge auf Abruf detaillierte Informationen für Notfallsituationen, indem er auf Satellitenbasis Geodaten und Bilder bereitstellt.
Im iranischen Fernsehen sind Bilder der Suchaktion in der bergigen Region zu sehen.
Chamenei: "Keine Unterbrechung der Regierungsgeschäfte"
Am Abend meldete sich auch der Oberste Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, zu Wort. "Zu dem besorgniserregenden Vorfall heute sage ich, dass wir hoffen, dass unser lieber Präsident gesund wird und in die Arme der Nation zurückkehrt", so Chamenei.
Die iranische Verfassung regelt, dass der Vizepräsident im Krankheits- oder Todesfall des Präsidenten dessen Geschäfte übernimmt. Nach ARD-Informationen hat bereits der Nationale Sicherheitsrat getagt - ein Zeichen, dass über die Nachfolge diskutiert wird. Doch auch für diesen Fall hatte Ajatollah Ali Chamenei eine klare Botschaft: Es werde "keine Unterbrechung der Regierungsgeschäfte geben", versicherte das geistliche Oberhaupt der Islamischen Republik.
Seit Sommer 2021 Präsident
Präsident Raisi war zusammen mit Außenminister Amirabdollahian auf der Rückreise von einem Treffen mit dem Präsidenten des Nachbarlandes Aserbaidschan, Ilham Aliyev. Gemeinsam hatten sie einen Staudamm eingeweiht. Es sollte ein Zeichen der Kooperation sein, nachdem die Beziehung der Nachbarländer zuletzt angespannt war.
Raisi ist seit Sommer 2021 Präsident der Islamischen Republik Iran. Der 63-jährige gilt als Hardliner. Er hatte die blutige Niederschlagung von landesweiten Protesten nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam vor anderthalb Jahren angeordnet. Die sogenannte Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie ihr Kopftuch falsch getragen haben soll. Zudem steht er für eine harte Haltung bei den internationalen Verhandlungen über das umstrittene Atomprogramm der Islamischen Republik.
Mit Informationen von Benjamin Weber, ARD-Studio Istanbul