Vor neuen Verhandlungen Hamas signalisiert Einlenken bei Geisel-Deal
Israel soll der Hamas ein Ultimatum für ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung weiterer Geiseln gesetzt haben. Die Islamisten signalisierten ein Einlenken. Gibt es in Kairo bald einen Durchbruch?
Vor einer neuen Verhandlungsrunde zum Krieg in Gaza hat die Terrororganisation Hamas ein Einlenken signalisiert. Es gebe zwar noch Punkte zu besprechen und Klarstellungen zu treffen, insgesamt reise man aber mit einer "positiven Einstellung" zu den indirekten Verhandlungen nach Kairo, um eine Einigung zu erzielen, hieß es aus Hamas-Kreisen.
Eine Delegation werde heute in der ägyptischen Hauptstadt eintreffen, bestätigte die Islamistenorganisation. Dort sollen die indirekten Verhandlungen über eine Freilassung von Geiseln und eine Waffenruhe laut Medien fortgeführt werden.
William Burns, Chef des US-Geheimdienstes CIA, sei bereits gestern in Kairo eingetroffen, berichtete das Nachrichtenportal "Axios" unter Berufung auf drei mit dem Vorgang vertraute Quellen.
Bericht: Israel gab Hamas noch eine Woche Zeit
Israel habe der Hamas eine Woche Zeit gegeben, um einem Abkommen über eine Waffenruhe zuzustimmen, sagten ägyptische Beamte, die mit der Angelegenheit vertraut seien, dem Wall Street Journal. Anderenfalls werde Israel zur angekündigten Bodenoffensive auf die Stadt Rafah im Süden Gazas übergehen.
Nach Informationen der Zeitung hatte Ägypten gemeinsam mit Israel einen überarbeiteten Vorschlag für eine Waffenruhe ausgearbeitet, den es der Hamas am vergangenen Wochenende vorgelegt habe. Von der im Exil lebenden politischen Führung der Hamas sei erwartet worden, dass sie sich mit ihrem militärischen Flügel im Gazastreifen unter Führung von Jihia al-Sinwar berät und darauf reagiert, schrieb die Zeitung.
Doch Sinwar, von dem vermutet wird, dass er sich in Tunneln der Hamas unter dem abgeriegelten Küstengebiet versteckt hält und die endgültigen Entscheidungen trifft, habe nicht geantwortet, hieß es. Daraufhin hätten ägyptische Beamte der Hamas am Donnerstag die Botschaft aus Israel mit der einwöchigen Frist überbracht. Dies würde bedeuten, dass die Hamas bis nächste Woche Zeit hätte, einem Abkommen zuzustimmen.
Aus Hamas-Kreisen hieß es, die Antwort werde "positiv" ausfallen. Man sei entschlossen, ein Abkommen zu erzielen, das den Forderungen der Palästinenser gerecht werde, zitierte die "Times of Israel" eine Erklärung der Terrororganisation.
Bericht: Anzeichen für Einlenken der Hamas
Gegenstand der indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln, ist ein Vorschlag, der die Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas sowie die Einstellung der Kampfhandlungen seitens Israels in mehreren Phasen vorsieht, berichtete das Nachrichtenportal "Axios".
Ähnliche Vorstöße waren in der Vergangenheit daran gescheitert, dass die Hamas die endgültige Beendigung des Krieges durch Israel zur Bedingung einer auch nur teilweisen Geiselfreilassung machte. Zuletzt hatten Beobachter angenommen, dass die Hamas auch diesen mehrstufigen Vermittlervorschlag ablehnen würde. Ranghohe israelische Beamte wollen "Axios" zufolge jedoch jetzt "erste Anzeichen" dafür erkannt haben, dass die Islamisten der ersten Phase des Deals - der Freilassung von Frauen, Kindern, Älteren und Verletzten unter den Geiseln während einer zeitlich begrenzten Waffenruhe - zustimmen könnten, ohne wie bisher darauf zu beharren, dass sich Israel von vornherein zur Beendigung des Krieges verpflichtet.
Insider dämpfen Erwartungen
Ein ranghoher israelischer Beamter dämpfte jedoch gegenüber der "Times of Israel" Erwartungen, dass eine Einigung unmittelbar bevorstehe. "Auch wenn sich die Vermittler optimistisch äußern, hat Israel bisher nicht gehört, dass die Hamas bereit ist, von ihren Maximal-Positionen abzurücken", wurde der Beamte zitiert.
Der israelische Sender Kan berichtete unter Berufung auf eine palästinensische Quelle, die Delegation der Hamas werde zunächst keine Antwort auf den jüngsten Vorschlag für ein Abkommen in Kairo vorlegen. Der Quelle zufolge wolle die Delegation die Verhandlungen fortsetzen. Zu ihren wichtigsten Forderungen zähle eine Garantie dafür, dass Israel im Gegenzug für die Freilassung von Geiseln dem Ende des Krieges zustimmt.
Blinken: Nur Hamas steht zwischen Menschen in Gaza und Feuerpause
US-Außenminister Antony Blinken machte vor Beginn der Verhandlungen deutlich, dass es nun an der Hamas sei, eine Feuerpause zu ermöglichen. "Wir warten ab, ob sie tatsächlich ein Ja als Antwort auf die Feuerpause und die Freilassung der Geiseln akzeptieren können", sagte Blinken. "Die Realität derzeit ist, dass das einzige, was zwischen den Menschen in Gaza und einer Feuerpause steht, die Hamas ist."
Blinken wies auf die Schwierigkeiten in den Verhandlungen mit der Terrororganisation Hamas hin. Die Anführer der Hamas, mit denen die USA indirekt über Katar und Ägypten verhandelten, "leben natürlich außerhalb Gazas", sagte der Außenminister. Die eigentlichen Entscheidungsträger seien aber Menschen, die im Gazastreifen seien und mit denen "keiner von uns direkten Kontakt hat".