Beratungen in Kairo und Riad Kommt Bewegung in die Geiselverhandlungen?
In gleich zwei Städten wird heute verhandelt: In Kairo soll sich eine Hamas-Delegation zu einem Vorschlag für eine Geiselfreilassung äußern. In Riad treffen sich westliche und arabische Außenminister zu Gesprächen.
Kairo und Riad - zwei Städte im Nahen Osten, in denen zu Wochenanfang ein bisschen Bewegung in die festgefahrenen Vermittlungsgespräche zum Gaza-Krieg kommen könnte. In Kairo wird eine hochrangige Delegation von Hamas-Vertretern erwartet, die vor allem eines im Gepäck haben dürfte: eine Antwort. Die Antwort auf den jüngsten Vorschlag Israels für einen Deal, eine mögliche Feuerpause in Gaza.
Beide Seiten spielten aktuell mit dem Feuer, sagte Nahost-Experte Yossi Mekelberg vom britischen Thinktank Chatham House im französischen Sender France24. "Israel steht unter Druck, alles zu tun, um die Geiseln freizubekommen - und droht mit einer Offensive auf Rafah mit schrecklichen Konsequenzen, sollte es nicht zu einem Deal kommen."
Die Hamas wisse um Israels Zwänge und versuche, statt einer kurzen Feuerpause eine längere Waffenruhe auszuhandeln. "Jetzt ist die Rolle der Vermittler entscheidend, um beide Seiten unter Druck zu setzen."
Ägypten an erster Stelle
Ägypten, von Anfang an eines der Vermittlerländer im aktuellen Nahostkonflikt, engagiert sich momentan verstärkt in den Gesprächen. Auch, weil Katar als bisheriger Haupt-Strippenzieher mehrmals öffentlich seinen Frust über die festgefahrenen Verhandlungen kundgetan hat.
Nun steht Ägypten an erster Stelle. Vor wenigen Tagen war eine ägyptische Geheimdienst-Delegation in Israel. Die Gespräche seien sehr gut verlaufen, hieß es danach. Als Folge kommen nun erneut Hamas-Vertreter in die ägyptische Hauptstadt.
Israelischen Medienberichten zufolge würde es bei dem fraglichen Deal allerdings nur um ein sehr begrenztes Abkommen gehen, das vorsieht, dass einige weibliche, ältere und kranke Geiseln freikommen. Die Länge einer möglichen Waffenruhe macht Israel offenbar abhängig von der Anzahl der dann freigelassenen Geiseln.
Blinken, Baerbock und Cameron in Riad
"Es gibt gerade etwas Bewegung, ein neues Momentum in den Gesprächen über die Geiseln und für einen möglichen Weg aus der Sackgasse, in der wir uns in Gaza befinden", sagte der Präsident des saudischen Weltwirtschaftsforums, Borge Brende, am Wochenende in Riad. In der Hauptstadt Saudi-Arabiens treffen sich heute zahlreiche hochrangige Politiker zu Gesprächen über Gaza.
US-Außenminister Antony Blinken ist dabei, der britische Außenminister David Cameron, Vertreter aus Katar, Saudi-Arabien und Ägypten. Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock wird in Saudi-Arabien erwartet. Das Ziel des Treffens: Gespräche mit allen Seiten zu führen.
Zur Eröffnung des saudischen Weltwirtschaftsforums trat unter anderem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Riad ans Mikrofon - und wagte erneut einen umstrittenen Vergleich: Das, was in Gaza geschehe, habe es noch nie gegeben, nicht einmal im Zweiten Weltkrieg in Deutschland, so Abbas wörtlich. Und er warnte eindringlich vor der drohenden Offensive Israels in Rafah. "Wir hoffen, dass Israel mit diesem Militäreinsatz aufhört und wir rufen die USA auf, Israel dazu zu bringen, Rafah nicht anzugreifen", so Abbas.
Israels Finanzminister droht mit Koalitionsbruch
Berichten zufolge ist die israelische Regierung unter Umständen dazu bereit, die geplante Rafah-Offensive zu verschieben, wenn es zu einem Deal mit der Hamas kommen sollte. Auch könnte Israel zu Kompromissen bereit sein, wenn es um eine Rückkehr von Zivilisten in den nördlichen Gazastreifen geht. Der israelische Finanzminister, Belazel Smotrich, drohte dagegen bereits mit einem Bruch der Regierungskoalition, sollte der Militäreinsatz abgesagt werden.
Ob es diese Woche in der Grenzstadt Rafah mit Zehntausenden geflüchteten Zivilisten zu einer großangelegten Militäroffensive kommt oder zu einer Waffenruhe in Gaza - die Antwort darauf liegt heute wohl teilweise in Kairo und Riad, vor allem aber in Tel Aviv.