Kämpfe um Chan Yunis "Intensive Gefechte" - Fluchtaufruf für Zivilisten
Tausende Menschen sind im Süden des Gazastreifens erneut auf der Flucht: In Chan Yunis wird weiter intensiv gekämpft. Israel vermutet unter der Stadt weitläufige Hamas-Tunnel. Ihre Zerstörung kommt aber offenbar kaum voran.
Im Süden des Gazasteifens wird unvermindert gekämpft. Vor allem im Bereich der Stadt Chan Yunis gibt es nach Angaben der israelischen Armee erneut "intensive Gefechte". In einer Mitteilung hieß es unter anderem: "Die Truppen haben Terroristen ausgeschaltet und große Mengen an Waffen gefunden." Israel vermutet, dass sich im Tunnelnetzwerk unter Chan Yunis die Führung der Terrororganisation Hamas aufhält.
Angesichts der massiven Angriffe flüchteten Tausende Zivilisten aus dem Gebiet von Chan Yunis in Richtung Rafah an der Grenze zu Ägypten. Ein israelischer Militärsprecher veröffentlichte einen weiteren Fluchtaufruf in arabischer Sprache. Darin wurden Einwohner von vier Vierteln in Chan Yunis aufgefordert, sich in eine designierte Region am Mittelmeer zu begeben.
Außerdem nannte der Militärsprecher drei jeweils vierstündige Zeitfenster am Sonntag, Montag und Dienstag. Taktische Kampfpausen in der Zeit sollten Menschen in Rafah ermöglichen, sich mit Proviant einzudecken. Hilfsorganisationen warnen immer wieder vor einer Hungersnot in dem blockierten Gebiet.
Bis zu 80 Prozent der Hamas-Tunnel sollen noch intakt sein
Die israelische Armee teilte zudem mit, Truppen hätten im Norden des Gazastreifens "einen Terror-Tunnel entdeckt und zerstört, Terroristen ausgeschaltet und Waffen in dem Gebiet gefunden".
Nach Informationen der Zeitung "Wall Street Journal" sind drei Monate nach Beginn der israelischen Bodenoffensive vermutlich noch bis zu 80 Prozent der unterirdischen Tunnel im Gazastreifen intakt. Das Tunnelnetzwerk sei laut Schätzungen mehr als 480 Kilometer lang - etwa die Hälfte der New Yorker U-Bahn.
Repräsentanten Israels und der USA gingen nach Angaben der Zeitung davon aus, dass nur 20 bis 40 Prozent der Tunnel beschädigt oder nicht mehr funktionsfähig seien. Israel habe bei den Einsätzen gegen das Tunnelsystem, das der Hamas als Versteck und Kampfbasis dient, verschiedene Methoden eingesetzt, schrieb die Zeitung. Dazu gehörten Luftangriffe, flüssiger Sprengstoff sowie das Fluten mit Meerwasser.
Fluten der Tunnel "nicht so effektiv"
In diesem Monat sei auch im Bereich von Chan Yunis Wasser aus Israel eingesetzt worden. In einigen Fällen hätten jedoch unterirdische Wände oder andere Barrieren den Fluss des Wassers gestoppt. Insgesamt sei die Methode "nicht so effektiv gewesen, wie israelische Repräsentanten dies gehofft hatten". Kritiker hatten vor gefährlichen Umweltschäden durch das Fluten gewarnt.
In den Tunneln werden auch mehr als 130 Geiseln vermutet, die noch im Gazastreifen festgehalten werden. Der militärische Arm der Hamas warnte die Familien der Verschleppten, sie müssten sich auf den Tod ihrer Angehörigen durch Bombardements einstellen, sollte der Krieg weitergehen.