Nach Eindringen von Bewaffneten Israel greift Ziele im Libanon an
Israelische Kampfhubschrauber haben laut Militärangaben Ziele im Libanon angegriffen. Von dort sollen zuvor Bewaffnete die Grenze zu Israel überquert haben. Im Umland von Jerusalem sind offenbar mehrere Menschen bei Raketenbeschuss der Hamas verletzt worden.
Israels Armee hat laut eigenen Angaben mit Kampfhubschraubern Ziele im Libanon angegriffen. Soldaten hätten zuvor mehrere bewaffnete Verdächtige erschossen, die vom nördlichen Nachbarland aus nach Israel vorgedrungen seien. Nach israelischen Medienberichten kam es zu Schusswechseln. Das israelische Fernsehen berichtete, Einwohner im Norden des Landes seien angewiesen worden, in Schutzräumen zu bleiben.
Die eng mit dem Iran verbündete Schiitenorganisation Hisbollah dementierte eine Beteiligung an dem Vorfall, auf den Israel mit Beschuss von Zielen im Süden des Nachbarlandes reagierte. Sicherheitskreise im Libanon vermuten, dass militante Palästinenser hinter dem Angriff auf Israel stehen. Die Hisbollah hatte am Sonntag die Verantwortung für Raketenbeschuss aus dem Südosten Libanons auf israelisches Grenzgebiet übernommen.
Israel hat nach Militärangaben Ziele im Libanon angegriffen.
Angriffe in Israel, Gegenangriffe im Gazastreifen
Unterdessen setzte die Terrormiliz Hamas ihre Angriffe auf Israel fort. Bei mehreren Raketeneinschlägen auf Ortschaften im Umland von Jerusalem sollen mehrere Personen verletzt worden sein. Die israelische Zeitung "Haaretz" gab die Zahl der Verletzten mit zehn an, darunter zwei Schwerverletzte.
Demnach schlug eine Rakete in Har Adar, 15 Kilometer westlich von Jerusalem, ein. Eine weitere habe die benachbarte arabische Stadt Abu Gosch und eine weitere in der israelischen Siedlung Betar Illit, rund zehn Kilometer südwestlich von Jerusalem, getroffen. "Haaretz" berichtete zudem über einen weiteren Einschlag im israelischen Siedlungsblock "Gusch Etzion" südwestlich von Jerusalem mit vier Verletzten, einem von ihnen sei schwer verletzt.
Etwa zeitgleich hatte die Hamas erklärt, eine Rakete sei als Reaktion auf die Bombardierung der Häuser von Zivilisten in Gaza auf Jerusalem abgefeuert worden. Auch in Tel Aviv ertönten die Sirenen.
Vorerst offenbar kein Gefangenenaustausch
Einem möglichen Gefangenenaustausch wurde sowohl von Seiten Israels als auch der Hamas eine Absage erteilt. Der Nachrichtenagentur Reuters gegenüber sagte ein israelischer Offizieller, es gebe zurzeit keine Verhandlungen.
Auch ein Vertreter des Hamas-Politbüros schloss einen Gefangenenaustausch mit Israel nach zuvor anderslautenden Meldungen vorerst aus. "Der Militäreinsatz dauert an, deshalb gibt es derzeit keine Chance für Verhandlungen über das Thema Gefangene oder irgendetwas anderes", sagte der in Doha stationierte Hamas-Vertreter Hossam Badran der Nachrichtenagentur AFP.
Israelische Armee: Kontrolle über Orte zurückerlangt
Die israelische Armee hat inzwischen mitgeteilt, sie habe die Kontrolle in den von der Hamas angegriffenen Orten in Südisrael zurückerlangt. Allerdings könnten sich noch Terroristen in der Region aufhalten, so Armeesprecher Daniel Hagari.
Am Morgen hatte die israelische Armee zunächst noch von "zwischen sieben und acht" offenen Kampfschauplätzen im Grenzgebiet zum Gazastreifen berichtet, an denen weiterhin gekämpft werde. Er könne nicht ausschließen, dass weitere militante Kämpfer in israelisches Gebiet eindringen, hatte er gesagt.
Das Militär versucht derzeit den Grenzzaun zu sichern, der an mehreren Stellen durchbrochen wurde, berichtet ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann aus Tel Aviv. Man gehe davon aus, dass in den vergangenen Tagen 800 bis 1.000 militante Palästinenser durch den Grenzzaun durchgedrungen seien, berichtet von der Tann.
300.000 Reservisten mobilisiert
Als Reaktion auf die Angriffe der Hamas mobilisiert die israelische Armee rund 300.000 Reservisten. Dies sei die größte Mobilisierung in der israelischen Geschichte in so kurzer Zeit, bestätigte ein Armeesprecher.
In der Nacht hatte ein Sprecher der israelischen Streitkräfte erklärt, Ziel sei, dass die Hamas am Ende des Krieges militärisch nicht mehr in der Lage sein werde, Israelis zu bedrohen. Zugleich werde man dafür sorgen, dass die Hamas den Gazastreifen nicht mehr regieren könne.
Luftangriffe auf Gazastreifen - viele zivile Opfer
Als Reaktion auf den Angriff bombardiert Israel weiterhin Stellungen der Hamas im Gazastreifen. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden in Folge der Offensive bisher mehr als 1.000 Ziele im Gazastreifen getroffen, darunter auch Wohnhäuser von Hamas-Terroristen. Zugleich seien mehrere Kommandozentralen der Hamas attackiert worden, teilten Israels Verteidigungskräfte (IDF) mit.
Nach Einschätzung von ARD-Korrespondentin von der Tann kommen aufgrund der dichten Besiedlung im Gazastreifen immer mehr Zivilisten ums Leben. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte mit, bei den israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen seien mindestens 560 Menschen getötet worden. Mindestens 78 Kinder und 41 Frauen seien ums Leben gekommen. Etwa 2.900 Menschen seien verletzt worden.
Abriegelung des Gazastreifen
Zudem soll das dicht besiedelte Palästinensergebiet bis auf weiteres vollständig abgeriegelt werden. Israels Verteidigungsminister Joav Galant sagte, er habe eine entsprechende Anweisung gegeben. "Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel und keinen Treibstoff geben", so Galant. Man habe es mit Barbaren zu tun und werde dementsprechend handeln. Das israelische Sicherheitskabinett hatte in der Nacht zum Sonntag bereits einen grundsätzlichen Stopp der Einfuhr von Strom, Brennstoff und Waren in den Gazastreifen beschlossen.
Mehr als 800 Menschen in Israel getötet
Auf israelischer Seite kamen bisher nach Angaben des Pressebüros der Regierung etwa 800 Menschen ums Leben. Darunter vor allem Zivilisten und mehr als 40 Soldaten. Allein bei einem Musikfestival in der Negev-Wüste starben bei einem Angriff von Hamas-Terroristen mindestens 260 Menschen. Insgesamt erlitten mehr als 2.600 weitere Menschen Verletzungen, so die Regierung.
Laut der israelischen Regierung verschleppte die Hamas seit Beginn der Angriffe zudem mindestens 150 Menschen aus Israel in den Gazastreifen, unter ihnen Frauen, Kinder und ältere Menschen. Unter den Geiseln sind nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt auch deutsche Staatsbürger. Die Geiseln sollen der Hamas zufolge freigelassen werden, wenn im Gegenzug Tausende von Israel inhaftierte Palästinenser frei kommen.
Evakuierung von Bürgern, Warnungen vor Reisen in Region
Immer mehr Länder holen unterdessen ihre Staatsbürger aus Israel. Rumänien flog 245 seiner Bürger aus Tel Aviv aus. Dazu gehören auch zwei Pilger-Gruppen. Das teilte das rumänische Außenministerium mit.
Polen flog fast 300 Staatsbürger in drei Militärflugzeugen aus, die am Morgen in Warschau landeten. "Die ersten aus Israel evakuierten Menschen befinden sich bereits in Polen", teilte der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak im Onlinedienst X mit. Zudem sei eine Boeing-Maschine der Streitkräfte auf dem Weg nach Israel, "um weitere Menschen zu evakuieren", fügte Blaszczak hinzu.
Fluglinien wie die Lufthansa, United Airlines und Air France haben vorübergehend alle Flüge von und nach Israel ausgesetzt. Zudem haben mehrere Länder ihre Reisewarnungen für Israel und die Palästinensergebiete verschärft.