Israel und Gazastreifen Mehr als 1.100 Tote nach Hamas-Angriffen
Bei dem Hamas-Angriff auf Israel und den Gegenschlägen sind bislang mehr als 1.100 Menschen getötet worden. Die Zahl dürfte weiter steigen. Nach Angaben der israelischen Armee sind noch etliche grenznahe Orte umkämpft, der Gazastreifen wird weiter bombardiert.
Auch fast zwei Tage nach dem beispiellosen Angriff der islamistischen Hamas auf Israel gehen die Kämpfe im israelischen Grenzgebiet und im Gazastreifen weiter. "Wir kämpfen immer noch", sagte Armeesprecher Richard Hecht am Morgen. Es gebe "zwischen sieben und acht" offene Kampfschauplätze im israelischen Grenzgebiet zum Gazastreifen, "an denen wir immer noch gegen Terroristen kämpfen".
Es dauere länger als erwartet, den Einmarsch abzuwehren, räumte Hecht ein. Die Hamas sei immer noch in der Lage, nach Israel einzudringen und weitere Kämpfer und Waffen einzuschleusen. Die islamistische Hamas feuerte am Abend auch Raketen Richtung Israel ab. Im Großraum Tel Aviv und anderen Städten des Landes gab es Luftalarm.
Israelische Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen
Derweil hat Israel seine Bombardierungen des Gazastreifens intensiviert. Nach Angaben des israelischen Militärs wurden in Folge der Offensive bisher mehr als 1.000 Ziele im Gazastreifen getroffen. Man habe unter anderem ein Gebäude angegriffen, in dem Angehörige der Hamas untergebracht waren, teilten Israels Verteidigungskräfte (IDF) am frühen Morgen in ihrem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit. Zugleich seien mehrere Kommandozentralen der Hamas attackiert worden. Die IDF habe ferner eine operative Einrichtung der Hamas ins Visier genommen, die sich in einer Moschee in der Stadt Dschabalia befunden habe, hieß es.
Bis zum späten Sonntag hätten die israelischen Luftangriffe 159 Wohneinheiten im Gazastreifen zerstört und 1210 weitere schwer beschädigt, gaben die Vereinten Nationen (UN) bekannt.
Israel habe im Süden rund 100.000 Reservisten zusammengezogen, erklärte ein Sprecher der israelischen Streitkräfte in der Nacht. Die Aufgabe sei, dass die Hamas am Ende des Krieges militärisch nicht mehr in der Lage sein werde, Israelis zu bedrohen. Zugleich werde man dafür sorgen, dass die Hamas den Gazastreifen nicht mehr regieren könne.
Mehr als 1.100 Tote, Tausende Verletzte, 130.000 Vertriebene
Ungefähr 700 israelische Zivilisten und Soldaten seien getötet worden, mehr als 2.100 weitere Menschen erlitten Verletzungen, teilte das israelische Militär mit. Viele befänden sich in einem kritischen Zustand, weswegen die Zahl der Todesopfer weiter steigen könnte.
Bei den Gegenangriffen des israelischen Militärs kamen im Gazastreifen nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens 413 Menschen ums Leben, darunter 78 Kinder und 41 Frauen. Etwa 2.300 Menschen sind nach Angaben der Hamas im Palästinensergebiet verletzt worden. Die Zahl der Vertriebenen im Gazastreifen sind nach Angaben der UN um Zehntausende angestiegen. Mehr als 123.538 Menschen hätten ihre Häuser "aus Angst, aus Sorge um ihren Schutz und wegen der Zerstörung ihrer Häuser" verlassen, erklärte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (OCHA). Mehr als 73.000 Flüchtlinge seien in Schulen untergebracht.
Israel nach dem terroristischem Großangriff der Hamas - Wie geht das israelische Militär weiter vor?
Leichen auf Festivalgelände gefunden
Auf einem Festival-Gelände in der Negev-Wüste fanden Einsatzkräfte mindestens 260 Leichen, wie die Nachrichten-Website Ynet unter Berufung auf den Rettungsdienst Zaka am Sonntagabend berichtete. Die palästinensischen Terroristen töteten nicht nur Hunderte Israelis, sondern verschleppten nach israelischen Angaben auch mehr als 100 Menschen, unter ihnen Frauen, Kinder und Alte, in den Gazastreifen. Sie sollen der Hamas zufolge freigelassen werden, wenn im Gegenzug Tausende von Israel inhaftierte Palästinenser frei kommen. Unter den Verschleppten und Getöteten sind auch Angehörige anderer Nationalitäten.
Die Hamas hatte am Samstagmorgen von Gaza aus überraschend Raketenangriffe gegen Israel begonnen. Gleichzeitig drangen bewaffnete Palästinenser über Land, See und Luft nach Israel vor und griffen Menschen in mehreren Orten in Grenznähe an. Der israelische Militärsprecher bezifferte die Zahl der nach Israel eingedrungenen bewaffneten Palästinenser auf etwa 1.000. Sie waren am jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) in Orte eingedrungen und gingen auf der Suche nach Opfern von Haus zu Haus.
USA verlegen Kriegsschiffe Richtung Israel
Bei den israelischen Vergeltungsangriffen im Gazastreifen wurde nach Angaben der Vereinten Nationen auch eine Schule des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) getroffen und schwer beschädigt. Darin hätten sich mehr als 225 Menschen vor Angriffen in Sicherheit gebracht, teilte das Hilfswerk am Sonntag mit. Es seien aber keine Opfer gemeldet worden, hieß es weiter.
Die USA verlegen als Reaktion auf den Konflikt den Flugzeugträger "USS Gerald R. Ford" und weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer. Außerdem seien Vorbereitungen getroffen worden, um Luftwaffengeschwader der Air Force mit ihren Kampfjets in die Region zu verlegen, teilte das US-Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Israels Streitkräften werde zusätzliche Ausrüstung und Munition zur Verfügung gestellt, erklärte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Eine erste Lieferung werde bereits in den kommenden Tage in Israel eintreffen, so Austin.