Afghanistan Fast 2.500 Tote nach Erdbeben
Nach den starken Erdstößen in Afghanistan ist die Situation dramatisch: Helfer suchen weiter nach Verschütteten, die Krankenhäuser sind voll ausgelastet. Die Zahl der Todesopfer stieg laut Talibanregime auf fast 2.500.
Nach mehreren starken Erdbeben in Afghanistan steigt die Zahl der Todesopfer weiter an. Wie ein Sprecher der radikalislamischen Taliban mitteilte, sind fast 2.500 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 2.000 weitere wurden verletzt. Es werde befürchtet, dass die Opferzahl noch weiter steigt.
Hilfs- und Rettungsteams der Regierung seien in der Erdbebenregion im Einsatz, hieß es. Afghanistan befindet sich bereits in einer schweren humanitären Krise, nachdem seit der Rückkehr der Taliban an die Macht im Jahr 2021 Unterstützung aus dem Ausland weitgehend abgezogen worden war.
Die Erdstöße am Samstag hatten eine Stärke von bis zu 6,3. Damit handelt es sich um das schwerste Beben in Afghanistan seit 1998. Ein Epizentrum lag 40 Kilometer nordwestlich der Stadt Herat. Die Region wird häufig von Erdbeben heimgesucht. Herat gilt als Kulturhauptstadt Afghanistans und ist zugleich die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, in der nach Angaben der Weltbank aus dem Jahr 2019 schätzungsweise 1,9 Millionen Menschen leben.
Erschütterungen auch im Iran zu spüren
Herat liege am Boden, beschrieb die Direktorin von World Vision Afghanistan Thamindri de Silva die Situation. "Die Menschen in den Dörfern versuchen verzweifelt, Überlebende aus den Trümmern zu retten, und das Krankenhaus hier ist voll ausgelastet."
Die Erschütterungen waren Medien zufolge auch im benachbarten Iran und den afghanischen Provinzen Farah und Badghis zu spüren. Die Taliban baten auf der früher als Twitter bekannten Plattform X wohlhabende Landsleute um Hilfe für die Betroffenen.
Insgesamt waren laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 4.200 Menschen von der Katastrophe betroffen, mindestens 600 Häuser wurden zerstört. Die Telefonverbindungen in Herat waren unterbrochen.
Hilfsorganisationen im Einsatz
Die WHO schickte zwölf Krankenwagen nach Herat, die Verletzte in Krankenhäuser brachten. Die meisten seien Frauen und Kinder, teilte die WHO auf X mit. Teams in Krankenhäusern unterstützen die Behandlung und ermittelten den zusätzlichen Bedarf an Hilfsmitteln.
Die UN-Migrationsbehörde schickte vier Krankenwagen mit Ärzten und psychosoziale Betreuer zum Regionalkrankenhaus. Mindestens drei mobile Teams waren auf dem Weg in den Bezirk Senda Dschan, einen der am schwersten betroffenen. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen errichtete am Regionalkrankenhaus fünf Zelte zur medizinischen Versorgung von bis zu 80 Patienten.
Das Kinderhilfswerk UNICEF entsandte Hilfsgüter wie Winterkleidung, Decken und Zeltplanen. Irfanullah Scharafsai, ein Sprecher der Afghanischen Roter-Halbmond-Gesellschaft, sagte, sieben Teams seien an den Rettungsarbeiten beteiligt, andere träfen aus Nachbarprovinzen ein.
EU-Hilfsteams im Land
Die Europäische Union versicherte der betroffenen Bevölkerung Afghanistans ihre volle Solidarität, wie EU-Chefdiplomat Josep Borrell beim Kurznachrichtendienst X schrieb. "EU-Teams haben das Katastrophengebiet bereits erreicht, um zu helfen", teilte er mit, ohne Details zu nennen.