Weiterhin Zweifel an Daten China meldet Rückgang von Corona-Zahlen
Am Wochenende startet in China das Neujahrsfest - inmitten der bisher stärksten Corona-Welle des Landes. Zwar melden Behörden, der Höhepunkt sei überschritten. Die WHO und Datenexperten sind aber noch immer skeptisch.
China hat kurz vor Beginn des chinesischen Neujahrsfestes nach Angaben der Behörden den Höhepunkt schwerer Corona-Infektionen erreicht. Die Zahl der Patienten mit kritischem Zustand in Krankenhäusern habe am 17. Januar um mehr als 40 Prozent unter dem Höchststand vom 5. Januar gelegen, erklärte ein Beamter der Nationalen Gesundheitskommission. Das Land habe damit den Höhepunkt der Welle an schwer erkrankten Patienten in Fieberkliniken und Notaufnahmen überschritten.
Allerdings hatte sich Präsident Xi Jinping erst am Vortag besorgt gezeigt, dass die ländlichen Gebiete der Volksrepublik nicht in der Lage seien, mit dem erwarteten Anstieg der Infektionen durch die Reisewelle zum Neujahrsfest, das in der Nacht zum Sonntag beginnt, umzugehen. Der Präsident betonte der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge daher die Notwendigkeit, "die Mängel bei der Epidemieprävention und -bekämpfung in ländlichen Gebieten zu beheben".
WHO sieht "sehr bedeutende Informationslücken"
Die offiziellen Coronadaten des Landes werden weithin skeptisch betrachtet. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es einige "sehr bedeutende Informationslücken". Am Samstag hatte China infolge der Kritik die Todeszahlen im Zusammenhang mit dem Virus stark nach oben korrigiert und fast 60.000 Todesfälle seit Beginn der Corona-Lockerungen Anfang Dezember gemeldet - ein Anstieg um das Zehnfache gegenüber früheren Angaben.
Die Statistik berücksichtigt jedoch nur Todesfälle innerhalb medizinischer Einrichtungen. Offen bleibt damit, ob weitere Personen im eigenen Zuhause im Zusammenhang mit Corona starben. Zudem haben einige Ärzte des Landes erklärt, dass sie davon abgehalten werden, Covid-19 als Todesursache auf den Totenscheinen anzugeben.
Kritik an westlichen Medien
China kritisierte wiederum die Berichterstattung "einiger westlicher Medien" über das Ende der Null-Covid-Politik scharf. Die Berichte setzten auf "total voreingenommenen Hype, Verleumdung und politische Manipulation mit Hintergedanken", hieß es in einem Leitartikel in der Zeitung "Renmin Ribao", dem Sprachrohr der Kommunistischen Partei.
Bis zu 36.000 Tote täglich erwartet
Da zum Neujahresfest viele Millionen Menschen in ihre Heimatorte reisen, könnte nach jüngsten Schätzungen des britischen Gesundheitsdatenunternehmens Airfinity die Zahl der täglichen Corona-Infektionen auf bis zu 4,8 Millionen ansteigen. Damit schätzt das Unternehmen zum Höhepunkt bis zu 36.000 Todesfälle täglich - etwa 11.000 Fälle mehr als bei bisherigen Schätzungen. Andere Experten gehen in diesem Jahr von mehr als einer Million Corona-Toten im Land aus.
"Unsere Prognose geht von einer erheblichen Belastung des chinesischen Gesundheitssystems in den nächsten zwei Wochen aus, und es ist wahrscheinlich, dass viele behandlungsfähige Patienten aufgrund überfüllter Krankenhäuser und mangelnder Versorgung sterben werden", erklärte Matt Linley von Airfinity.
Um der rasant steigenden Nachfrage nachkommen zu können, verdreifachen die chinesischen Arzneimittelhersteller derzeit in aller Eile ihre Produktionskapazitäten für wichtige Fieber- und Hustenmittel, wie die staatliche Zeitung "China Daily" berichtete.