Coronavirus-Pandemie China lehnt neue US-Ermittlungen ab
China wehrt sich gegen neue Untersuchungen durch US-Geheimdienste zum Ursprung des Coronavirus: Die USA versuchten, China die Schuld an der Pandemie zu geben - und mit der Suche von ihrer eigenen "Inkompetenz" abzulenken.
China lehnt Pläne von US-Präsident Joe Biden für neue Ermittlungen der amerikanischen Geheimdienste zum Ursprung des Coronavirus ab. Außenamtssprecher Zhao Lijian warf den USA vor, die Suche zu politisieren und China die Schuld an der Pandemie geben zu wollen. Er wehrte sich auch gegen den Verdacht, dass das Virus nach einem Unfall aus einem chinesischen Labor entwichen sein könnte. Den US-Geheimdiensten sprach er jede Glaubwürdigkeit ab.
Der Ministeriumssprecher hob hervor, dass Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Ermittlungen in der zentralchinesischen Stadt Wuhan im Februar festgestellt hatten, dass eine undichte Stelle in einem Labor "extrem unwahrscheinlich" sei. Auch hätten sie Chinas Offenheit gelobt. "Einige Leute in den USA verschließen die Augen vor den Fakten", sagte Zhao. Dort werde versucht, von einer eigenen "inkompetenten Antwort" auf die Pandemie abzulenken.
"Die USA versuchen, China die Schuld zuzuschieben"
Der Diplomat verwies auf 33 Millionen Infektionen und fast 600.000 Tote allein in den USA. "Die USA reflektieren nicht über ihre eigenen Probleme, sondern versuchen vielmehr, China die Schuld zuzuschieben." Er machte auch Andeutungen, dass das Virus aus einem US-Militärlabor in Fort Detrick oder anderswo entsprungen und von Teilnehmern der Militärweltspiele im Oktober nach Wuhan gelangt sein könnte.
"Es gibt viele Zweifel über Fort Detrick - und die USA haben mehr als 200 biologische Labors in der Welt" sagte der Außenamtssprecher. "Wie viele Geheimnisse halten die USA zurück?" Wenn die USA China aufforderten, sich an einer umfassenden Untersuchung zu beteiligen, fordere China seinerseits die USA auf, dem chinesischen Beispiel zu folgen und internationale Ermittlungen zuzulassen.
Biden beauftragt US-Geheimdienste
US-Präsident Joe Biden hatte am Mittwoch die amerikanischen Geheimdienste damit beauftragt, den Ursprung der Corona-Pandemie zu ermitteln. Die bisherigen Untersuchungen hätten unterschiedliche Einschätzungen ohne abschließende Folgerungen geliefert, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme Bidens. Daher sollten nun die Nachrichtendienste des Landes ihre Bemühungen verstärken und binnen 90 Tagen einen weiteren Bericht dazu vorzulegen.
Biden offenbarte dabei auch, dass ein möglicher Laborunfall in China - ein Vorwurf, den sein Vorgänger Donald Trump lautstark verbreitet hatte - zumindest in Teilen des US-Geheimdienstapparates für möglich gehalten wird. Ein Bericht des "Wall Street Journal" hatte diesen Mutmaßungen zuletzt neuen Auftrieb gegeben.
Stammt das Virus aus dem Institut für Virologie?
Das Coronavirus war Ende 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan erstmals nachgewiesen worden. Seit langem kursieren unbelegte Mutmaßungen, das Coronavirus könne aus dem dortigen Insititut für Virologie stammen und womöglich durch einen Unfall freigesetzt worden seien. Trump und auch sein Außenminister Mike Pompeo hatten in der Vergangenheit wiederholt behauptet, sie hätten Hinweise, dass das Virus aus einem Labor stamme.
Trump hatte gesagt, womöglich sei ein "schrecklicher Fehler" geschehen: "Wahrscheinlich war es Inkompetenz, jemand war dumm." Belege für die Anschuldigungen präsentierten aber weder er noch Mitglieder seiner Regierung. Die Chinesen haben die Vorwürfe vehement zurückgewiesen. China hatte in den vergangenen Tagen auch den Bericht des "Wall Street Journal" dementiert, wonach drei Wissenschaftler des Instituts für Virologie in Wuhan laut US-Geheimdienstinformationen im November 2019 so schwer erkrankten, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten.
China ermöglichte Inspektoren lange keinen Zugang
Biden beklagte weiter, dass in den ersten Monaten der Pandemie - also noch in der Amtszeit der Trump-Regierung - US-Inspektoren keinen Zugang für Ermittlungen bekommen hätten. Dieses Versäumnis werde "immer jede Untersuchung" behindern.
Auch international gab es bereits große Bemühungen herauszufinden, wie die verheerende Corona-Pandemie ihren Anfang genommen hat. Die Weltgesundheitsorganisation WHO kam in einer im März vorgelegten Studie zu dem Schluss, dass das Virus außer in Fledermäusen auch in Schuppentieren seinen Ursprung haben könnte. Die Theorie, dass es aus einem Labor entwichen sein könnte, bezeichneten die beteiligten Wissenschaftler dagegen als "extrem unwahrscheinlich".
Die USA zogen die Qualität der Untersuchung jedoch in Zweifel und forderten eine Fortsetzung der Nachforschungen. Sie warfen China ungebührliche Einflussnahme auf die daran beteiligten internationalen Experten vor. Peking habe die Untersuchungen kontrolliert und eingeschränkt, so der Vorwurf. So hätten die Wissenschaftler keinen Zugang zu kompletten Originaldatensätzen und Proben gehabt. Die internationalen Experten waren erst nach monatelanger Verzögerung durch chinesische Stellen Anfang des Jahres nach Wuhan gereist.