Grabeskirche in Jerusalem Katholiken feiern vorgezogene Ostermesse
Die Grabeskirche in Jerusalem ist an Ostern Pilgerstätte vieler Gläubigen. Der Andrang ist groß. Die Katholiken mussten deshalb schon am Samstagmorgen feiern.
Für deutsche Ohren ist das ein sehr früher Ostergruß, den Pierbattista Pizzaballa, der lateinische Patriarch von Jerusalem, ausspricht. Schon früh am Samstagmorgen. Aber so sind die Regeln in der Grabeskirche.
Es ist eine lange Feier, manchmal wirkt sie etwas improvisiert: Da wird schnell noch ein Tisch neben den berühmten Salbungsstein gestellt, auf dem Jesus in das Leichentuch gewickelt worden sein soll. Auf dem Tisch brennt ein kurzes Osterfeuer.
Vor dem Allerheiligsten, dem Grab, stehen ausnahmsweise Bänke für die rund 200 Geistlichen, die mit dem Patriarchen feiern. Die Prozession durch die große Kirche läuft etwas rumpelig. Auch Marie-Armelle ist gekommen. Die Französin lebt schon lange in Jerusalem - für sie ist es wichtig, hier zu sein:
Leider müssen wir schon Samstagmorgen Auferstehung feiern. Wir sollten etwas mehr Stille haben. Aber die Grabeskirche teilen sich unterschiedliche Konfessionen. Wir müssen am Morgen feiern. Aber die Auferstehung von Christus ist für die Menschheit Freiheit. Für alle, und für alles dem wir uns stellen müssen, Schwierigkeiten, der Tod. Wir sind von Christus befreit.
Alle teilen sich die Grabeskirche
Die Grabeskirche in Jerusalem wird von vielen christlichen Kirchen genutzt, nicht nur die Katholiken feiern hier Karfreitag und Ostern. Eine Woche später sind in diesem Jahr die Feierlichkeiten nach dem orthodoxen Ritus. Wer wann die Kirche nutzen darf, ist seit Jahrzehnten genau festgelegt - und bisweilen umkämpft. Deshalb bleiben die Katholiken beim Samstagmorgen, obwohl überall sonst auf der Welt Ostern erst später gefeiert wird.
Die Franziskaner sind die vielleicht wichtigsten Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land, auch der Patriarch ist Franziskanermönch. Und auch Bruder Gregor ist viele Jahre dabei: "Also die Auferstehung ist ja eigentlich erst morgen. Aber hier, aus Tradition und Absprachen mit den anderen Konfessionen wird die schon am Samstag gefeiert", sagt er.
"Egal ob gestern am Gedächtnis vom Leiden Jesu auf Calvaria oder heute bei der Auferstehung: Es ist das Zentrum der Christenheit auf der ganzen Welt", sagt Bruder Gregor. Die Vielfalt der Religionen, die hier nicht immer ganz einträchtig, aber doch weitgehend ganz gut nebeneinander existierten, sei für ihn jedes Mal wieder beeindruckend.
"Die ganze Welt kommt hierher"
Ein paar Hundert Gläubige nehmen an der Osterliturgie teil - und durch das offene Portal drängen auch viele Touristen in die Kirche.
Auf dem Vorplatz ist James barfuß unterwegs. Mit einem Stab, den langen Haaren, dem Bart und dem altertümlichen Gewand, sieht er ein wenig aus wie der, dessen Auferstehung heute gefeiert wird. Doch James ist Amerikaner und seit Jahren ein beliebtes Fotomotiv - im Internet wird er nur "The Jesus Guy" genannt.
"Weißt Du, die ganze Welt kommt hierher. Das ist der originale Ort. Das ist einmalig. Es ist hier ganz besonders. Deshalb hat Jesus diesen Ort gewählt", schwärmt James. "Gott hat gesagt: Das ist das Heilige Land."