Zehntausende protestierten in London Unermüdlich gegen den Brexit
Die Brexit-Gegner geben nicht auf. Zwei Jahre nach dem Referendum gingen Zehntausende in London auf die Straße. Sie wollen erneut abstimmen. Doch das scheint derzeit in weiter Ferne.
Vor zwei Jahren stimmten die Briten für den Brexit - doch die Gegner der Abspaltung von der EU geben nicht auf. Bei einer Kundgebung in London forderten Zehntausende Teilnehmer eine erneute Befragung der Bevölkerung.
Organisator ist die Anti-Brexit-Kampagne "People's Vote". An der Veranstaltung nahmen auch viele Mitglieder der oppositionellen Labour-Partei, der Liberaldemokraten und einige Konservative teil. Aus dem ganzen Land reisten die Teilnehmer zur Demonstration an. "Ich hoffe, dass dann diesmal alle aufwachen und sehen, welches Desaster der EU-Austritt für uns ist", sagt eine Frau aus Buckinghamshire.
52 Prozent stimmten für den Brexit
"Der Ausgang eines möglichen zweiten Referendums wäre unklar", sagt Politikwissenschaftler John Curtice. Es sei möglich, dass die Briten wieder die gleichen Antworten geben würden wie im ersten Anlauf. Beim Referendum vor zwei Jahren hatten 52 Prozent der Briten für einen EU-Austritt gestimmt. Aktuelle Umfragen deuten nicht auf einen Stimmungsumschwung unter den Briten hin.
Auch politisch wäre der Weg zu einer erneuten Abstimmung schwierig. Sowohl die Konservativen in der Regierung als auch Labour in der Opposition sind dagegen. Nur die kleine liberaldemokratische Partei steht an der Seite der Demonstranten. Ihr Vorsitzender Vince Cable erklärte, man müsse diesen Schlamassel stoppen, und deshalb müsse das Volk das letzte Wort haben.
Johnson stichelt
Dennoch forderten die Demonstranten eine erneute Befragung. Auf Plakaten begründeten sie ihren Protest auch mit der Zukunft ihrer Enkelkinder. Die Kundgebung zog bis vor das Parlament.
Außenminister Boris Johnson, eine der Galionsfiguren des Austrittslagers, verteidigte in einem Gastbeitrag für die "Sun" die Entscheidung als Befreiung aus dem Korsett der EU-Bestimmungen und mahnte eine harte Verhandlungslinie der Regierung an. "Sie wollen keine Brexit-Klopapierrolle - weich, ergiebig und scheinbar endlos lang." Er forderte Regierungschefin Theresa May dazu auf, keinen "halbherzigen Brexit" abzuliefern. Handelsminister Liam Fox drohte der EU damit, die Austrittsverhandlungen abzubrechen. Kein Deal sei besser als ein schlechter.
Industrie warnt
Die Industrie warnte angesichts solcher Töne vor einem Arbeitsplatzabbau in Großbritannien: Siemens, mit 15.000 Beschäftigten in den Standorten auf der Insel, forderte die Regierung in London zu konstruktiven Verhandlungen auf.
Der EU-Austritt von Großbritannien ist für den 29. März 2019 geplant.