Angriff in Saudi-Arabien Kein US-Vergeltungsschlag - vorerst
US-Präsident Trump bekräftigt seinen Verdacht, dass der Iran für die Angriffe saudische Ölanlagen verantwortlich sei. Er kündigte an, Saudi-Arabien zu unterstützen - einen militärischen Konflikt will er aber vermeiden.
Nach den jüngsten Angriffen auf zwei saudische Öl-Anlagen hat US-Präsident Donald Trump erneut erklärt, dass er den Iran hinter den Attacken vermute. Zugleich sagte er, dass er keinen Krieg wolle. Er beabsichtige keine Vergeltungsaktion, bevor der "definitive Beweis" vorliege, dass Iran hinter den Angriffen vom Wochenende stecke, die der saudischen Ölproduktion schweren Schaden zufügten.
Sollte eine Antwort notwendig werden, seien die USA darauf vorbereitet, so Trump: "Das war ein sehr großer Angriff. Er könnte von unserem Land sehr leicht mit einem viel, viel größeren Angriff erwidert werden." Er bekundete allerdings zugleich seine Bereitschaft, Saudi-Arabien nach diesen Attacken zu "helfen".
Kriegsmüde US-Bevölkerung
Auch Außenminister Mike Pompeo sagte, dass "zutage tretende Informationen darauf hindeuten, dass die Verantwortung (für die Angriffe) beim Iran liegen". Trump kündigte an, Pompeo werde nach Saudi-Arabien reisen, sagte aber nicht, wann dies passieren werde.
ARD-Korrespondent Jan Philipp Burgard sieht in den gemischten Signalen ein Zeichen dafür, dass Trump kein echtes Interesse habe, einen Krieg gegen den Iran zu führen: Im nächsten Jahr ständen Präsidentschaftswahlen bevor, viele Amerikaner seinen kriegsmüde. Allerdings bestehe die Gefahr, dass er an Glaubwürdigkeit verliere, wenn er dem Iran immer drohe, dann aber nicht auf Provokationen aus Teheran reagiere. Daher sei ein Vergeltungsschlag nicht auszuschließen.
US-Verteidigungsminister Mark Esper bekundete die Entschlossenheit seiner Regierung, die internationale Ordnung zu "verteidigen". Beratungen von Regierung und Militär der USA mit internationalen Partnern über eine Antwort auf diese "beispiellosen" Attacken seien im Gange, schrieb Esper auf Twitter. Der Pentagonchef beschuldigte Teheran, damit "die internationale, auf Regeln basierende Ordnung" zu untergraben.
Saudi-Arabien will internationale Untersuchung
Saudi-Arabien will die Vereinten Nationen und internationale Experten einladen, sich an den Ermittlungen zu den Angriffen zu beteiligen. Wie zuvor ein saudischer Militärsprecher erklärte am Montagabend auch das Außenministerium in Riad, bei den Bombardierungen am Samstag seien iranische Waffen benutzt worden. Ziel der Angriffe sei in erster Linie die internationale Energieversorgung gewesen. Der saudische Ölkonzern Aramco habe rund die Hälfte der Produktion stoppen müssen.
Der Sprecher der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition, die im Bürgerkriegsland Jemen im Einsatz ist, hatte bereits zuvor erklärt, bei den Angriffen seien iranische Drohnen eingesetzt worden. Sie seien jedoch nicht von jemenitischem Boden aus gestartet worden.
Die größte Ölanlage in Saudi-Arabien wurde massiv beschädigt.
Iran: Angriff war "Selbstverteidigung" der Huthis
Der Iran bestreitet indes jegliche Beteiligung an den Angriffen. Der iranische Präsident Hassan Rouhani bezeichnete die Angriffe jedoch als "Selbstverteidigung" der jemenitischen Rebellen. "Jemen ist täglich das Ziel von Bombenangriffen", sagte Rouhani in Ankara nach einem Dreiergipfel mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Russlands Staatschef Wladimir Putin. Das jemenitische Volk müsse auf die Angriffe antworten. "Sie machen nichts anderes, als sich zu verteidigen", fügte der iranische Staatschef hinzu. Der Iran unterstützt die Huthi-Rebellen im Bürgerkrieg im Jemen.
Russland warb für ein Treffen zwischen den Präsidenten Trump und Rouhani. "Nach unserer Ansicht ist jeder direkte Kontakt zwischen (Konflikt)-Parteien gut", sagte Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja. Er wolle aber nicht spekulieren, ob es tatsächlich zu einem Gespräch am Rande der UN-Generaldebatte kommt, die am 24. September in New York beginnt.