Nach Attacke auf Raffinerie Trump droht mit Vergeltung
Die USA sind laut Präsident Trump zu einer Vergeltungsaktion für die Drohnenangriffe auf saudische Ölanlagen bereit. Weil der Ölpreis seit den Angriffen anzieht, will Trump bei Bedarf die strategische Ölreserve anzapfen.
US-Präsident Donald Trump hat den Urhebern des Anschlags auf saudische Förderanlagen mit Vergeltung gedroht. "Wir haben Anlass zu glauben, dass wir den Täter kennen", schrieb er auf Twitter. Die USA seien auf einen Einsatz vorbereitet, warteten aber auf eine Bestätigung und auf Angaben der saudischen Führung, wen sie für den Angriff verantwortlich mache und unter welchen Bedingungen vorgegangen werden solle.
Die USA seien außerdem bereit, nach den Angriffen die globalen Ölmärkte mit Öl aus ihrer strategischen Reserve zu stützen, schrieb Trump. "Weil die Angriffe in Saudi Arabien einen Einfluss auf die Ölpreise haben könnten, habe ich bewilligt, dass bei Bedarf Öl aus der strategischen Reserve abgegeben werden kann, in einer noch zu bestimmenden Menge, um das Angebot auf den Märkten aufrecht zu erhalten." Er habe außerdem die Behörden angewiesen, die Genehmigungen von geplanten Öl-Pipelines in Texas und anderen Staaten zu beschleunigen.
Reserven lediglich drei Mal angezapft
Die Ölpreise sprangen am Sonntag bei der Markteröffnung deutlich nach oben - der Preis für ein Barrel der Nordsee-Sorte Brent um rund 20 Prozen. Nach den Äußerungen Trumps schrumpften die Preisanstiege auf etwas über zehn Prozent zusammen.
Bisher wurden die amerikanischen Ölreserven mit Hunderten Millionen Barrel Rohöl nur drei Mal angezapft, zuletzt im Jahr 2011 inmitten der Unruhen in Libyen. Experten gehen davon aus, dass sich durch eine Freigabe der Reserven ein Anstieg der Ölpreise vermeiden ließe.
Durch den Angriff auf die Rohöl-Verarbeitungsanlage Abkaik und das Ölfeld Churais vom Samstag hat sich die saudische Ölproduktion halbiert. Das tägliche Produktionsvolumen fiel um geschätzt 5,7 Millionen Barrel Rohöl, was mehr als fünf Prozent der weltweiten Versorgung entspricht. Analysten sprachen von einem Angriff auf das Herz der saudischen Ölindustrie. Die Huthi-Rebellen im benachbarten Jemen bekannten sich zu den Attacken. Die USA machen indes Teheran verantwortlich, das die Aufständischen unterstützt.
"Angriff auf die Welt-Energieversorgung"
US-Außenminister Mike Pompeo gab auf Twitter dem Iran die Verantwortung für den Anschlag, "Inmitten der Rufe nach Deeskalation hat der Iran jetzt einen beispiellosen Angriff auf die Welt-Energieversorgung verübt. Es gibt keinen Beweis, dass die Angriffe vom Jemen kamen", so Pompeo. Er forderte alle Nationen dazu auf, die iranischen Angriffe "öffentlich und eindeutig" zu verurteilen. Die USA würden sicherstellen, dass der Iran für seine Aggression zur Rechenschaft gezogen werde. Später teilte ein Regierungssprecher mit, es gebe Hinweise darauf, dass die Flugkörper aus west-nordwestlicher Richtung und damit aus Iran gekommen seien - und nicht aus dem Jemen im Süden.
Der Iran wies eine Beteiligung zurück. Präsident Hassan Rouhani sagte, die Regierung in Washington wolle mit ihren Anschuldigungen nur davon ablenken, dass ihr Verbündeter Saudi-Arabien ständig Luftangriffe auf den Jemen fliege und Menschen töte. Die USA müssten eingestehen, "dass ihre Präsenz in der Region die Probleme schafft". Sie müssten sich selbst und ihre Politik verantwortlich machen. "Wenn wir wirkliche Sicherheit in der Region haben wollen, dann muss die amerikanische Aggression aufhören."
Internationale Energieagentur erwartet keine Versorgungsprobleme
Zuvor hatte auch der iranische Außenamtssprecher Abbas Mussawi erklärt, Pompeos Unterstellungen seien absurd und haltlos. Was im Jemen passiere, sei der Widerstand der Jemeniten gegen die Kriegsverbrechen der von den Saudis angeführten Militärkoalition. "Weil die US-Politik des maximalen Drucks auf den Iran gescheitert ist, sind die Amerikaner nun auf die der maximalen Lügen umgestiegen." Man könne zu dem Ergebnis kommen, dass sie mit solchen Unterstellungen "ganz andere Ziele" verfolgten, so Mussawi.
Die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris sah trotz des Produktionsrückgangs zunächst keine Versorgungsprobleme. Vorerst seien die Märkte gut mit reichlich kommerziellen Beständen versorgt, teilte sie mit. Man verfolge die Situation in Saudi-Arabien aufmerksam.
In Deutschland dürften sich die Auswirkungen nach Einschätzung des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) in Grenzen halten. "Aus Saudi-Arabien kommt kaum Öl nach Deutschland - 2018 war es ein Prozent", sagte eine Verbandssprecher. "Eine Engpass-Gefahr beim Öl besteht für Deutschland also nicht."
"Reale Bedrohung der regionalen Sicherheit"
Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini nannte den Angriff in Saudi-Arabien eine "reale Bedrohung der regionalen Sicherheit". Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin betonte, ein Angriff auf die "zivile und kritische Infrastruktur Saudi-Arabiens" sei "durch nichts zu rechtfertigen" und verschärfe die Spannungen in der Region noch. Der UN-Sondergesandte für den Jemen, Martin Griffiths, warnte vor einer Eskalation auf der arabischen Halbinsel. Solche Zwischenfälle würden den von den Vereinten Nationen geleiteten politischen Prozess im Jemen gefährden.
Saudi-Arabien führt im Jemen eine von den USA unterstützte Militärkoalition an, die gegen die Huthis kämpft. Diese werden wiederum vom Iran unterstützt und halten große Teile des Nordjemens inklusive der Hauptstadt Sanaa unter Kontrolle.