US-Wahlkampf Trump-Herausforderer kommen aus der Deckung
Den Start seiner erneuten US-Präsidentschaftskandidatur hatte sich Donald Trump anders vorgestellt. Erst versagten seine Kandidaten bei den Midterms. Und jetzt wächst die innerparteiliche Konkurrenz stärker, als Trump selbst das wohl erwartet hat.
"Es hat nur einen Präsidenten gegeben, der jemals das gesamte Washingtoner Establishment herausgefordert hat!" Mit diesen Worten empfahl sich Donald Trump vergangenes Wochenende bei seinem Wahlkampfauftakt in South Carolina für die erneute Kandidatur.
2016 hatte er bei den Vorwahlen, als Außenseiter und Newcomer, 16 Mitbewerber aus dem Feld geschlagen. So viele werden es diesmal wohl nicht. Aber die erste Herausforderin ist diese Woche aus der Deckung gekommen: Nikki Haley, ehemalige Botschafterin bei den UN und ehemalige Gouverneurin von South Carolina.
"Ich traue mir zu, die Partei in den Wahlkampf zu führen", so Haley, "schließlich habe ich noch nie eine Wahl verloren!"
Haley hielt anders als die meisten Republikaner an Trump-Kritik fest
Es ist eine Anspielung auf Trumps Wahlniederlage gegen Biden. Der erinnerte diese Woche postwendend daran, dass Nikki Haley eigentlich mal versprochen hatte, Trump niemals bei einer Wahl Konkurrenz zu machen. Aber das war vor dem Sturm auf das Kapitol.
Unmittelbar danach hatte Haley Trump die Gefolgschaft gekündigt und ihn öffentlich scharf kritisiert. Was sie nie zurücknahm oder relativierte, anders als andere Partei-Granden wie Senator Lindsey Graham aus South Carolina. Dessen Distanzierung von Trump hielt nach dem 6. Januar 2021 nicht lang. Und diese Woche erst schoss Graham gegen Trumps potentielle innerparteiliche Konkurrenz: "An die Adresse all dieser talentierten Leute: Ich glaube nicht, dass Ihr tun könntet, was er getan hat!"
DeSantis dürfte Trump am meisten Angst machen
Namentlich nannte Graham Trumps ehemaligen Außenminister Mike Pompeo und den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis. Pompeo hat dieser Tage erst ein Erinnerungsbuch an seine Zeit unter Trump veröffentlicht, drückt sich aber vorerst um eine eindeutige Festlegung in Sachen Präsidentschaftskandidatur. "Mit meiner Frau Susan werde ich nachdenken und beten, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Innerhalb der nächsten Monate wird es soweit sein."
Der andere Genannte, DeSantis, hat sich ebenfalls noch nicht erklärt. Aber er macht Trump wohl am meisten Angst. Denn Trump polemisiert unaufhörlich gegen DeSantis, verpasste ihm den Spottnamen "Ron DeSanctimonious", der "scheinheilige Ron" und wirft ihm immer wieder Illoyalität vor. "Ich höre, De Santis könnte antreten: Das betrachte ich als sehr illoyal!"
Umfragen sehen derzeit schlecht aus für Trump
Was Trump auch hört sind die Umfragen. In New Hampshire sprachen sich republikanische Befragte jetzt mit 42:30 für DeSantis aus. Ausgerechnet im symbolträchtigen New Hampshire, wo traditionell die ersten Vorwahlen stattfinden.
Aus der Reihe der Gouverneure gelten auch Glenn Youngkin aus Virginia und Kristi Noem aus South Dakota als potentielle Präsidentschaftskandidaten. Und dann wäre da noch Mike Pence, Trumps früherer Vize, der nach dem Sturm aufs Kapitol mit seinem Chef gebrochen hatte. "Wie dicht dran sind Sie an einer endgültigen Entscheidung?", wird Pence von einem Reporter gefragt. "Ich glaube, wir haben noch Zeit", antwortet Pence, "wir werden weiter beten und Sie auf dem Laufenden halten!"
Beten wird Pence demnächst auch gemeinsam mit einer gewichtigen Wählergruppe. Gemeinsam mit seiner Frau besucht er in den kommenden Wochen gezielt und systematisch evangelikale Mega-Churches. Also genau das Milieu, ohne das Trump 2016 sein Überraschungssieg nicht gelungen wäre. Amerikas Evangelikale bekamen diese Woche ebenfalls ihr Trump-Fett weg: Auch sie seien "illoyal", wenn sie denn 2024 einen anderen Kandidaten als ihn unterstützen.