Bidens Präsidentschaftskandidatur Das Vertrauen der Vertrauten schwindet
Sollte US-Präsident Biden für eine weitere Amtszeit kandidieren? Nun scheinen auch enge Vertraute und bisherige Unterstützer an seiner Eignung zu zweifeln. Unter ihnen Ex-Repräsentantenhaussprecherin Pelosi und Hollywood-Star Clooney.
Nicht einmal vier Monate sind es noch bis zur Präsidentschaftswahl. Doch in den Reihen der Demokraten mehren sich die Zweifel, ob sie mit dem amtierenden Präsidenten Joe Biden wirklich mit dem richtigen Kandidaten ins Rennen um das Weiße Haus gestartet sind.
Für Aufsehen sorgte nun ein Interview von Nancy Pelosi, ehemalige Sprecherin des US-Repräsentantenhauses und eigentlich enge Vertraute Bidens, für Aufsehen. In einer Morgenshow des Senders MSNBC äußerte sie sich äußerst zurückhaltend zur Frage, ob Biden als Kandidat wirklich geeignet sei. "Es liegt am Präsidenten zu entscheiden, ob er kandidiert", betonte sie zwar, fügte aber dann noch hinzu: "Wir alle ermutigen ihn, diese Entscheidung zu treffen, denn die Zeit wird knapp."
Daraufhin wandte der Moderator ein, dass Biden diese Entscheidung ja offenbar schon längst gefällt habe. Wiederholt hatte Biden zuletzt betont, er werde keinesfalls aus dem Rennen um die Präsidentschaft aussteigen. Die Reaktion Pelosis blieb verhalten.
Später allerdings versuchte sie ihre Aussage zu entkräften. "Der Präsident ist großartig", betonte sie gegenüber der New York Times. Ihr Worte seien falsch interpretiert worden, sie habe nie gesagt, Biden solle seine Entscheidung überdenken. Und sie wiederholte, diese Entscheidung liege allein beim Präsidenten.
Senator Bennet fürchtet Erdrutschsieg für Republikaner
Erstmals warnte auch ein demokratischer Abgeordneter des US-Senats vor den drohenden Konsequenzen, sollte Biden an seiner Kandidatur festhalten. "Ich glaube, dass Donald Trump auf dem besten Weg ist, diese Wahl zu gewinnen", sagte Senator Michael Bennet im CNN-Interview. Und er bezog sich damit nicht nur auf das Weiße Haus. Er fürchte, dass die Republikaner bei der Wahl im November die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses erlangen könnten. Neben dem Präsidentenamt können US-Bürgerinnen und US-Bürger dann auch über alle Sitze im Repräsentantenhaus und ein Drittel der Sitze im Senat abstimmen.
Zwar sprach Bennet keine direkte Rückzugsforderung an Biden aus. Stattdessen betonte er jedoch, es handele sich um "eine moralische Frage über die Zukunft unseres Landes".
Deutlicher formulierte es später Pat Ryan, Abgeordneter für die Demokraten im US-Repräsentantenhaus. Biden solle von seiner Kandidatur absehen, es wäre "das Beste für das Land". Sonst drohe ein Sieg Trumps, den Ryan als "existenzielle Bedrohung" für die Demokratie in den USA kritisierte.
Fahrig, unsicher, schwach
Biden ist mit seinen 81 Jahren der älteste Präsident der US-Geschichte. Die Debatte um seine Eignung, eine zweite Amtszeit anzutreten, wird zwar schon länger geführt - befeuert wurde sie jedoch durch Bidens Auftritt im ersten TV-Duell gegen seinen republikanischen Konkurrenten Donald Trump. Biden wirkte fahrig, unsicher, verlor oft den Faden. Ex-Präsident Trump, selbst derzeit 78 Jahre alt, wirkte demgegenüber deutlich sicherer und redegewandter.
Schon davor war Biden mehrfach wegen Verwechslungen und Versprechern in der Öffentlichkeit aufgefallen - sei es die Verwechslung von Altkanzler Helmut Kohl mit der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Februar hatte Biden angegeben, beim G7-Gipfel im Jahr 2021 ein ausführliches Gespräch mit Kohl geführt zu haben. Kohl war bereits 2017 gestorben. Kurz darauf brachte Biden den jetzigen französischen Präsidenten Emmanuel Macron mit dem früheren Staatschef Frankreichs, Francois Mitterand, durcheinander.
Hollywood-Star Clooney fordert neuen Kandidaten
Die immer lauter werdenden Zweifel an Bidens Kandidatur kommen aber nicht nur aus den Reihen der Politik, sondern auch aus Hollywood. Die prominenteste Stimme ist nun wohl Schauspieler George Clooney. Von sich selbst sagt Clooney, er sei schon "sein Leben lang" Demokrat gewesen, hatte die Partei im Wahlkampf beim Sammeln von Spenden unterstützt.
In einem Gastbeitrag für die New York Times sprach er sich klar für einen neuen Kandidaten für die Demokraten aus. "Ich liebe Joe Biden. Als Senator. Als Vizepräsident und als Präsident", schrieb Clooney. Doch eine Schlacht, die Biden nicht gewinnen könne, sei der Kampf gegen die Zeit. Die demokratische Partei sei wegen Trump jedoch so verängstigt, dass sie die Warnsignale ignoriert habe.
Clooneys Beitrag findet in den Reihen der Filmindustrie Unterstützung. Auch Rob Reiner, "Regisseur von Filmen wie "Stand By Me" oder "Eine Frage der Ehre", schloss sich dem Appell an. Er erkenne an, was Biden für das Land getan habe. Doch auch er sehe die Demokratie in den USA akut bedroht, darum brauche es jemand jüngeren, um dagegen anzukämpfen, schrieb Reiner beim Kurznachrichtendienst X.