US-Republikaner Mitt Romney Das "gute Gewissen" zieht sich zurück
Der republikanische Senator Mitt Romney will sich im kommenden Jahr aus der Politik zurückziehen. In seiner Partei zählt er er zu den schärfsten Kritikern von Ex-Präsident Trump - und stand damit oft alleine da.
Kaum hatte die überraschende Nachricht vom Rückzug Mitt Romneys die Runde gemacht, da belagerten auch schon Heerscharen von Reportern das Büro des Senators im Kapitol. "Was hat Sie dazu veranlasst?", so die naheliegende Frage.
Es sei eine Entscheidung "vor allem aus Altersgründen", sagte der hochgewachsene Mann mit den markanten grauen Schläfen: "Am Ende meiner zweiten Amtszeit wäre ich Mitte 80." Seine Generation solle jetzt abtreten und Jüngeren Platz machen.
Die Anspielung war unmissverständlich: US-Präsident Joe Biden und dessen Vorgänger im Amt, Donald Trump, sind die derzeit aussichtsreichsten Anwärter für eine Präsidentschaftskandidatur - und sie sind 80 beziehungsweise 77 Jahre alt. Romney betonte:
Es wäre großartig, wenn sich sowohl Biden als auch Trump zurückziehen würden.
Der "letzte aufrechte Konservative"
Willard Mitt Romney, selbst Jahrgang 1947, kann auf eine lange, facettenreiche Karriere zurückblicken: Der Jurist und praktizierende Mormone war Investment-Manager, Organisator der Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City, Gouverneur von Massachusetts und jetzt, bis zum Ende seiner Amtszeit, Senator.
Mit seiner politischen Heimat hadert Romney, seit sie von Trump geprägt ist. "Keine Frage, die heutige republikanische Partei wird von Donald Trump überschattet und dessen populistischem, demagogischem Flügel", sagt der Mann, der Liberalen als das "gute Gewissen" seiner Partei gilt, als der "letzte aufrechte Konservative".
"Donald Trump will uns glauben machen, er sei sehr, sehr smart. Das ist er etwa in der Außenpolitik ganz und gar nicht", kritisiert Romney. Den früheren Präsidenten hatte sich Romney spätestens zum Erzfeind gemacht, als er bei beiden Amtsenthebungsverfahren gegen Trump - zum Verdruss vieler seiner Parteifreunde - für eine Verurteilung des Ex-Staatschefs stimmte. Was Trump bei jeder Gelegenheit mit ätzender Häme konterte. "Mitt ist ein entsetzlich gescheiterter Kandidat“, ätzt Trump und meint das Jahr 2012, als Romney Barack Obama bei der Präsidentschaftswahl unterlag.
Als Romney 2018 für den Senat kandidierte, habe er Trump dessen Aussage zufolge um eine Wahlempfehlung angefleht, hätte sich dafür sogar auf die Knie geworfen. "Ich habe so viel mehr Geld verdient als Mitt. Ein einziger meiner Läden ist mehr wert als Mitt", wetterte Trump - und so weiter, und so fort.
Ein einsamer Kämpfer gegen Trump
Romney hat die Attacken stets an sich abperlen lassen. Aber dass alte politische Weggefährten sich nicht schützender vor ihn gestellt hätten, das habe den einsamen Kämpfer schon gefuchst. So plauderte Romneys ehemaliger Wahlkampfmanager von 2012, Stuart Stevens, auf CNN aus: Romney sei überrascht gewesen, dass sich nicht mehr Parteifreunde auf seine Seite geschlagen hätten.
Andere prominente innerparteiliche Trump-Kritiker, Liz Cheney etwa oder Adam Kinzinger, sind längst auf der Strecke geblieben. Romney, der seinen Senatssitz noch bis zur Wahl im kommenden Jahr behalten wird, dürfte sich treu bleiben. "Werden Sie Trump unterstützen, wenn er der republikanische Kandidat wird?", fragt eine Reporterin. Romneys Antwort: "Ganz sicher nicht."