Feuerwehrleute stehen vor einem Brand

Brände in Kalifornien Zahl der Toten steigt auf mindestens zehn

Stand: 10.01.2025 08:11 Uhr

Bei den Bränden im Großraum Los Angeles sind bislang mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen, etwa 10.000 Häuser wurden zerstört. Zwei Großfeuer sind weiterhin nicht unter Kontrolle. US-Präsident Biden verspricht finanzielle Hilfen.

Die gewaltige Feuerkatastrophe im Großraum Los Angeles hat eine Schneise der Verwüstung hinterlassen und ist weiterhin eine Gefahr für die Region: Etwa 10.000 Gebäude sind Medienberichten zufolge den verheerenden Bränden bereits zerstört oder beschädigt worden.

Laut der gerichtsmedizinischen Behörde ist die Zahl der Toten auf mindestens zehn gestiegen. Es wird befürchtet, dass sie noch weiter steigt.

Karte: Los Angeles und Ventura County, Kalifornien, mit den Waldbränden "Palisades Fire" bei Pacific Palisades, "Eaton Fire" bei Pasadena und "Kenneth Fire" zwischen Ventura und Los Angeles

Los Angeles und Ventura County, Kalifornien, mit den Waldbränden "Palisades Fire" bei Pacific Palisades, "Eaton Fire" bei Pasadena und "Kenneth Fire" zwischen Ventura und Los Angeles

Biden verspricht Kostenübernahme

US-Präsident Joe Biden, der bereits am Dienstag den Katastrophenzustand in Kalifornien ausgerufen hatte, sagte laut der Nachrichtenagentur dpa, dass 360.000 Menschen aus den am stärksten betroffenen Gebieten in Sicherheit gebracht worden seien. Andere Agenturen und Medien nennen 180.000 Evakuierte.

Biden versprach, dass die US-Bundesregierung in den nächsten 180 Tagen 100 Prozent der Kosten für die Beseitigung von Trümmern und gefährlichem Material, für Notunterkünfte und für die Gehälter der Ersthelfer erstatten werde. "Ich habe dem Gouverneur und den örtlichen Beamten gesagt, dass sie keine Kosten scheuen sollen, um diese Brände einzudämmen", so Biden nach einem Treffen mit hochrangigen Beratern im Weißen Haus.

Biden bezeichnete die Feuer als die schlimmsten in der Geschichte Kaliforniens. Vizepräsidentin Kamala Harris sagte wegen der Feuerkatastrophe einen geplanten Besuch in Deutschland ab. Ursprünglich wollte sie am 17. Januar die Air Base Spangdahlem in der Eifel besuchen und dort auch mit US-Soldaten sprechen.

Bislang etwa 10.000 Häuser verbrannt

Nach Angaben der Feuerwehr-Chefin von Los Angeles, Kristin Crowley, verbrannten beim derzeit größtem Feuer, dem "Palisades Fire" im Viertel Pacific Palisades, seit Dienstag mehr als 5.300 Häuser. Das Feuer brenne aktuell auf einer Fläche von rund 8.000 Hektar.

Beim "Eaton Fire" nahe Pasadena wurden bislang etwa 4.000 bis 5.000 Gebäude zerstört oder beschädigt, darunter Ein- und Mehrfamilienhäuser und Gewerbeobjekte, wie Anthony Marrone, Feuerwehrchef des Los Angeles County, bestätigte. Von dem Feuer sind derzeit mehr als 5.500 Hektar betroffen. "Das "Eaton-Fire" ist weiterhin zu null Prozent eingedämmt", betonte Feuerwehrchef Marrone. 

Es sehe aus, als ob "eine Atombombe in diesen Gebieten abgeworfen wurde", sagte der Sheriff des Bezirks Los Angeles, Robert Luna, zur Lage in den betroffenen Regionen.

Weiteres Feuer zwischen Los Angeles und Ventura

Während bei zwei weiteren Bränden Entwarnung gegeben werden konnte, ist gleichzeitig ein neues Feuer ausgebrochen, das "Kenneth Fire" im Gebiet der West Hills und Hidden Hills zwischen Los Angeles und Ventura. 

Es bewege sich gefährlich schnell auf Wohnhäuser in der hügeligen Region zu, teilte die Feuerwehr mit. Auf Videos war eine heftige Rauchentwicklung zu sehen. 900 zusätzliche Feuerwehrleute sollten dorthin entsandt werden, berichteten US-Medien unter Berufung auf Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom.

Festnahmen wegen Plünderungen, Polizei erwägt Ausgangssperren

Der Alltag in der Region Los Angeles steht wegen der Feuer teilweise still. Vor allem wegen der schlechten Luftqualität bleiben Schulen geschlossen, Sportveranstaltungen wurden abgesagt. Die für die nächsten Tage geplante Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen wurde verschoben.

Im Zusammenhang mit Plünderungen sind bislang mindestens 20 Verdächtige festgenommen worden, sagte Kathryn Barger vom Verwaltungsbezirk Los Angeles. Barger nannte die Plünderer "Opportunisten" und fügte vor Journalisten hinzu: "Ich werde nicht tatenlos zusehen und zulassen, dass eine bereits traumatische Erfahrung noch schlimmer wird." Die Polizei erwägt Ausgangssperren.

Wohl bis zu 150 Milliarden Dollar Gesamtschaden

Laut einer vorläufigen Schätzung des privaten US-Wetterdienstes AccuWeather, das auch die Auswirkungen von Unwettern bemisst, könnten der Gesamtschaden und die wirtschaftlichen Verluste bei 135 bis 150 Milliarden Dollar (131 bis 146 Milliarden Euro) liegen.

Es handele sich um eine der kostspieligsten Waldbrandkatastrophen in der modernen Geschichte der USA, sagte Chefmeteorologe Jonathan Porter laut einer Mitteilung des Unternehmens. "Orkanartige Winde ließen Flammen durch Viertel mit Häusern im Wert von mehreren Millionen Euro wüten." Die Schätzung beinhalte unter anderem die Beschädigung und Zerstörung Tausender Häuser sowie anderer Gebäude, die Schäden an Infrastruktur und die langfristigen Kosten für den Wiederaufbau, wie es weiter hieß.

Hoffnung auf weiter nachlassende Winde

Die Santa-Ana-Winde, die sehr zur Ausbreitung der Feuers beigetragen haben, sind weiterhin stark, haben aber seit den 160-km/h-Böen zu Beginn der Woche nachgelassen. Das erlaubt nun den Einsatz von Löschflugzeugen.

Die örtlichen Behörden warnten, dass der Wind über Nacht wieder zunehme werde. Bis Freitagnachmittag Ortszeit sei weiterhin mit extremer Brandgefahr zu rechnen.

Antje Sieb, ARD Los Angeles, tagesschau, 10.01.2025 06:40 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 10. Januar 2025 um 08:05 Uhr.