Möglicher US-Verteidigungsminister Hegseth kämpft für "größten Einsatz meines Lebens"
Der designierte US-Verteidigungsminister Hegseth wehrt sich gegen schwerwiegende Anschuldigungen. Für die Bestätigung im Senat werde er "kämpfen wie die Hölle". Ein weiterer von Trumps Kandidaten kündigte derweil seinen Rücktritt an.
Der umstrittene Wunschkandidat des designierten US-Präsidenten Donald Trump für das Amt des Verteidigungsministers gerät angesichts schwerwiegender Vorwürfe immer stärker in Bedrängnis. Der Ex-Fernsehmoderator Pete Hegseth geht angesichts möglicherweise fehlender Stimmen für seine Bestätigung im Senat in die Offensive. Der 44-Jährige gab Interviews, sprach im US-Kongress in Washington mit Senatoren - und sogar seine Mutter meldete sich im Fernsehen zu Wort. Ob das genügt, um den offenbar fehlenden Rückhalt in der eigenen Partei wettzumachen, bleibt ungewiss.
Seit Hegseths Nominierung für den wichtigen Ministerposten wurden nach und nach immer neue Anschuldigungen gegen ihn bekannt: unter anderem zu angeblichen sexuellen Übergriffen gegen Frauen, rassistischen Äußerungen und Alkoholmissbrauch. Der Ex-Soldat weist die Vorwürfe zurück: "Die Presse geht mit einer anonymen Geschichte nach der anderen hausieren, um mich zu verleumden und niederzumachen", schrieb er in einem Meinungsbeitrag im Wall Street Journal.
Mutter Hegseth verteidigt Sohn
Vor einigen Tagen war eine E-Mail seiner Mutter bekanntgeworden, in der diese ihrem Sohn vorwarf, Frauen schlecht zu behandeln. Hegseths Mutter bestreitet nicht, die Nachricht vor einigen Jahren geschrieben zu haben. Allerdings habe sie kurz darauf eine Entschuldigungsmail an ihren Sohn verschickt, sagt sie.
Beim rechtskonservativen Sender Fox News, bei dem Hegseth als Moderator arbeitete, verteidigte seine Mutter Penelope ihn nun: "Pete ist ein neuer Mensch", betonte sie. Ihr Sohn missbrauche Frauen nicht. Hegseth selbst kündigte in einem Interview an: "Wir werden kämpfen wie die Hölle. Warum sollten wir klein beigeben?"
Wer Minister werden will, muss im Senat bestätigt werden. Trump hatte anfangs zwar gedroht, diese Regelung mit einem verfassungstechnischen Winkelzug zu umgehen, brachte das zuletzt aber nicht mehr öffentlich auf. Im Senat gibt es selbst unter den republikanischen Mitgliedern der Kammer Vorbehalte gegen Hegseth. Wegen der knappen Mehrheit der Republikaner im Senat kann sich Hegseth nur drei Abweichler erlauben.
Kein "Tropfen Alkohol" als Verteidigungsminister
Deutlich mehr als drei republikanische Senatoren haben aber zuletzt ihr Unbehagen über die Personalie zum Ausdruck gebracht. Auch deshalb gelobte Hegseth in aller Öffentlichkeit, er werde als Pentagon-Chef nicht mehr trinken: "Dies ist der größte Einsatz meines Lebens. Dabei werde ich keinen Tropfen Alkohol auf den Lippen haben." Hegseth sagte auch, dass ein Treffen mit dem künftigen republikanischen Mehrheitsführer im Senat, John Thune, "großartig" verlaufen sei. Dieser äußerte sich selbst nicht.
Viele Senatorinnen und Senatoren halten sich aus Angst, Trump zu verprellen, mit öffentlichen Äußerungen zurück. Umso beachtlicher ist es, dass der Widerstand gegen Hegseth dennoch so groß ist, dass dieser nun alle Register ziehen muss, um überhaupt Chancen bei der Abstimmung im Senat zu haben. Die beiden eher moderaten republikanischen Senatorinnen Lisa Murkowski und Susan Collins wollen Hegseth erst kommende Woche treffen - sie gelten als mögliche Abweichlerinnen. Collins forderte, dass Hegseth sich einer Überprüfung der Bundespolizei FBI unterziehen müsse.
Namen für Hegseth-Ersatz kursieren bereits
Zweifel an der Qualifikation des Fox-News-Moderators für den mächtigen Posten an der Spitze des Verteidigungsministeriums und der schlagkräftigsten Streitmacht der Welt gab es von Anfang an. Hegseth war zwar selbst Soldat und in der Vergangenheit bei Militäreinsätzen im Ausland, aber nie in hochrangigen militärischen Leitungspositionen. Er hat auch keinerlei politische Erfahrung oder Expertise in nationaler Sicherheit.
Mittlerweile wird schon spekuliert, wer Hegseth ersetzen könnte, sollte er im Senat scheitern oder Trump dessen Nominierung zurückziehen. Dabei fällt der Name seines einstigen innenpolitischen Widersachers Ron DeSantis, der einst selbst ins Weiße Haus einziehen wollte. Im Gespräch sind auch die Senatorin Joni Ernst aus Iowa, die selbst im US-Militär diente, sowie Senator Bill Hagerty aus Tennessee.
Weiterer Trump-Kandidat erklärt Rückzug
Am Dienstag kündigte Chad Chronister, ein Sheriff aus Florida, seinen Rückzug als möglicher Chef der US-Drogenbekämpfungsbehörde (DEA) an. Die Nominierung für das Amt sei "die Ehre seines Lebens" gewesen, schrieb Chronister in einem Beitrag auf X. In den vergangenen Tagen sei ihm "die Schwere dieser wichtigen Verantwortung" bewusst geworden und er sei zu dem Schluss gekommen, sich zurückziehen zu müssen.
Trump hingegen sagte, er sei es gewesen, der die Nominierung aufgehoben habe. "Nicht er hat sich zurückgezogen, sondern ich habe ihn zurückgezogen, weil mir nicht gefallen hat, was er zu meinen Pastoren und anderen Anhängern gesagt hat", schrieb Trump auf Truth Social. Chronister hatte während der Corona-Pandemie einen Pastor festnehmen lassen, der Gottesdienste mit Hunderten von Menschen abhielt und damit gegen Corona-Regeln verstoßen hatte.
Vor wenigen Wochen musste Trump bereits einen der Kandidaten für sein Wunschkabinett austauschen: Der wegen seiner radikalen Ansichten und Agitation im Kongress auch in den eigenen Reihen umstrittene Republikaner Matt Gaetz, den Trump als Justizminister vorgesehen hatte, zog sich angesichts der geballten Kritik und des öffentlichen Drucks zurück.