Brooklyn Bridge wird 140 Jubiläum für Manhattans Juwel
Zigtausende Fußgänger und mehr als 100.000 Autos überqueren täglich das New Yorker Wahrzeichen, das Brooklyn mit Manhattan verbindet. Die Brooklyn Bridge wird heute 140 Jahre alt - entworfen wurde sie von einem Thüringer.
Eine Frauen-Erfolgsgeschichte ist sie gewissermaßen. Eine Geschichte, die New York und Deutschland für immer miteinander verbindet, ist sie allemal. Und so dauert es nicht lange, bis der deutsche Generalkonsul David Gill bei seinem offiziellen Geburtstagsgang über die Brooklyn Bridge zwei Touristen aus dem Münsterland fragen kann: "Wissen Sie, wie alt die ist, die Brücke?"
Und dann verblüfft der deutsche Diplomat Peter und Steffen Farwick aus Rheine mit der faszinierenden Geschichte des New Yorker Wahrzeichens: "Der Architekt der Brooklyn Bridge war Johann August Roebling, der ist in Mühlhausen in Thüringen geboren", erklärt Gill Vater und Sohn. "Und der kam als relativ junger Mann mit einer Gruppe von Mühlhausern hier in die USA und hat sich aufs Brückenbauen verstiegen."
Dehnen und strecken - auch für Jogger ist die Brücke ein beliebtes Ziel.
Architekt starb vor Fertigstellung
Seinen Namen hatte sich der 1831 eingewanderte Planer Johann "John" Roebling bereits mit einer zweistöckigen Eisenbahnbrücke an den Niagarafällen gemacht - bevor er dann Brooklyn mit Manhattan verband.
Die Idee dafür hatte Roebling angeblich, als er im Winter auf einer Fähre auf dem East River im Eis stecken blieb. Ihre Realisierung erlebte der deutsche Ingenieur allerdings nicht mehr: Bei den Vermessungsarbeiten wird einer seiner Füße zertrümmert. Roebling stirbt an einem Wundstarrkrampf.
Sein Sohn Washington übernimmt. Um die beiden Brückenpfeiler tief im Flussbett verankern zu können, experimentiert er mit bis dahin wenig erprobten Druckluftkammern. Er zieht sich die Taucherkrankheit zu, wie viele andere Brückenarbeiter auch.
Vom Vater zum Sohn zur Schwiegertochter
Den Bau kann Washington Roebling nur noch per Fernglas vom Fenster seiner Wohnung in Brooklyn aus beobachten. Und so übernimmt seine Frau Emily, zumindest nach der gern weitererzählten Legende. Die Realität sieht ein wenig nüchterner aus, weiß Historiker und Brooklyn-Bridge-Experte Richard Haw.
"Emily war eine beeindruckende Frau. Und sie hatte auf ihre Weise eine wichtige Rolle bei der Fertigstellung der Brücke", so Haw. "Aber nicht wie die meisten Leute denken. Sie war keine Ingenieurin. Sie war mehr die politische Kraft, die mit ihrer Überzeugungsarbeit das zuständige Kuratorium für diesen Bau bei Laune hielt."
So war Emily Warren Roebling dann auch die Erste, die die neue Brücke im Mai 1883, 14 Jahre nach ihrem Baubeginn, in einer Kutsche überqueren durfte: eine lange Hängebrücke, wie sie die Welt bis dahin nicht gesehen hatte und die auch "das achte Weltwunder" genannt wurde.
Wenn der Hubschrauber des US-Präsidenten über die Brooklyn Bridge fliegt, ist dies ein reizvolles Motiv für Fotografen.
80 Meter hohe Pfeiler
Zwischen ihren beiden neogotischen Pfeilern aus Granit, die über 80 Meter aus dem East River in die Höhe ragen, hat die Brooklyn Bridge eine Spannweite von 486 Metern. Vier Kabelstränge aus galvanisiertem Draht tragen die Brücke - je 40 Zentimeter dick.
"Diese Brücke ist eine großartige Kombination aus deutscher Ingenieurskunst und amerikanischem Unternehmertum", schwärmt Konsul Gill, als er von New Yorks Verkehrskommissar Ydanis Rodriguez einen Original-Backstein aus der Bauzeit bekommt.
30.000 Fußgänger laufen täglich über die berühmte Brücke.
30.000 Fußgänger täglich, 116.000 Fahrzeuge
Diese Brücke symbolisiere nicht nur das transatlantische Verhältnis, sagt Rodriguez, sondern auch, wie viele Einwanderer aus aller Welt im Stadtbild New Yorks verewigt sind. Die Brooklyn Bridge bleibe immer ein "Juwel in der Krone der Metropole", sagt Historiker Haw, der ein Buch über die Brooklyn Bridge geschrieben hat.
Sie sei ein einzigartiger Ort. Eine der wenigen großen Brücken der Welt mit einem zentralen Fußgängerweg. "Immer stand im Fokus, dass sie zu Fuß zu überqueren ist." Im Schnitt wird sie das täglich 30.000-mal. Während oben die Fußgänger im Touristenrummel zwischen Verkaufsständen laufen, rauschen eine Etage unter ihnen jeden Tag rund 116.000 Fahrzeuge und 3000 Radfahrer über die beliebteste Brücke New Yorks.
Bei Schnee und Eis gilt allerdings auch auf dem Wahrzeichen New Yorks: recht zugig hier!
Massenpanik kurz nach Eröffnung
Der ideale Platz für ein Foto mit der Skyline im Rücken, meint Elke Denecke aus Aschersleben. Beeindruckend sei sie, nicht nur durch ihre Schönheit, findet auch Sohn Martin Denecke. Sondern wegen ihrer faszinierenden Konstruktion. "Die Brücke wurde zu einer Zeit gebaut, als hier noch Leute in Kutschen und zu Fuß unterwegs waren. Und jetzt fahren hier am Tag ich weiß nicht wie viele Tausende Autos und Lkw drüber. Und die Brücke hält."
Nicht immer hatten die New Yorker dieses Vertrauen in diese erste Hängebrücke Amerikas, deren Pfeiler höher waren als jeder Kirchturm der Stadt. Kurz nach ihrer Eröffnung war eine Massenpanik ausgebrochen. Es gab Tote und Verletzte.
Mag die Südspitze Manhattens sich mit den Jahrzehnten immer wieder verändern - die Brooklyn Bridge prägt das Bild der Stadt seit 140 Jahren.
Elefanten fürs Vertrauen
Die Stadtpolitiker suchten nach einem Weg, um den New Yorkern wieder Vertrauen einzuflößen, weiß Generalkonsul Gill: "Und sie haben sich überlegt: Was gibt es Schweres in der Stadt? Elefanten. Und so kam es, dass etwa ein Jahr nach Eröffnung der Brücke ein Zirkusdirektor aus New York seine 21 Elefanten und 17 Kamele über die Brücke führte. Und die New Yorker und die Brooklyner von diesem Tag an glaubten, dass die Brücke halten würde."
Demnächst soll die Brooklyn Bridge weiter ausgebaut und saniert werden. Und New Yorks Kommissar für Internationale Beziehungen, Edward Mermelstein, hofft, "dass Deutschland damit auch wieder einiges zu tun haben wird".
Demnächst soll die Brooklyn Bridge weiter ausgebaut und saniert werden.