UN-Konferenz endet mit Aktionsplan "Ein Wendepunkt fürs Wasser"
Der erste UN-Wassergipfel seit knapp 50 Jahren endet mit einem dicken Aktionsplan. Darin enthalten sind 689 freiwillige Verpflichtungen von allen Ländern der Welt, um die Wasserkrise zu bekämpfen.
Einen wasserblauen Startknopf hält der Präsident der UN-Generalversammlung Czaba Körösi in der Hand. Auf die Frage: "Habe ich eure Unterstützung?" erntet er lauten Applaus aus den Mitgliedsstaaten. Körösi beschwört: "Ein bahnbrechender New York Moment" sei dieser Wassergipfel.
UN-Generalsekretär Guterres unterstreicht: "Diese Konferenz hat eine zentrale Wahrheit demonstriert: Als das wertvollste globale gemeinsame Gut verbindet uns das Wasser alle."
Projekte im Gesamtvolumen von rund 750 Milliarden Dollar
Der Hausherr hat allen Grund zu strahlen. Auf dem Tisch liegt ein dicker Aktionsplan: 689 freiwillige Verpflichtungen aus allen Ländern der Welt, um die Wasserkrise zu bekämpfen - von regionalen Renaturierungs-Maßnahmen bis hin zu grenzübergreifenden Großprojekten. Der geschätzte Gesamtwert belaufe sich auf rund 750 Milliarden Dollar, sagt Johannes Cullmann, Vize-Vorsitzender für Wasser und Wissenschaftspräsident der Generalversammlung.
Wir haben hier innerhalb von ein paar Tagen mehr Selbstverpflichtung im Volumen des Wertes bekommen als wir die Diskussion haben um die Klimafinanzierung, die wir schon seit Jahren nicht hinbekommen.
Die Lösungsvorschläge des Aktionsplans seien tatsächlich von Tausenden Menschen zusammen erarbeitet worden. Er sei positiv überrascht über das große Echo, gerade auch von privaten Organisationen, von Wirtschaft und Wissenschaft. "Ich hab in meiner Karriere in den UN noch selten soviel positive Stimmung, soviel gute Diskussion erlebt in New York zu einem Thema, das natürlich sehr fachlich ist."
Lemke unterstreicht Forderung nach Sondergesandtem
Unter anderem haben sich mehrere Länder aus Afrika und Lateinamerika auf die bislang größte gemeinsame Initiative zur Rettung geschädigter Flüsse, Seen und Feuchtgebiete geeinigt. Zu den deutschen Selbstverpflichtungen gehört die Unterstützung mehrerer afrikanischer Länder bei der Verbesserung ihres Trinkwasser-Managements.
Deutschland bringt auch seine nationale Wasserstrategie in den Aktionsplan des Wassergipfels ein und verpflichtet sich dafür zu sorgen, dass das Wasser im eigenen Land nachhaltig bewirtschaftet wird. Die Bundesregierung setzt sich auch dafür ein, dass es künftig einen UN-Sonderbeauftragten für Wasser gibt. Umweltministerin Lemke äußerte sich während ihres Aufenthalts in New York optimistisch:
Bereits 150 Länder unterstützen die Forderung nach einem Sondergesandten, um die Politik der Vereinten Nationen im Bereich Wasser in Zukunft zu stärken und besser zu koordinieren, und es sind sehr viele starke Staaten, engagierte Staaten mit unterwegs.
Folgekonferenz in zwei Jahren soll Fortschritt prüfen
Auch Lemke spricht von einer Trendwende beim Umgang mit dem Thema Wasser. Möglicherweise sei es zielführender gewesen, diesen Gipfel mit einem Aktionsplan zu beschließen, der auf Freiwilligkeit der einzelnen Länder basiere, meint die Bundesumweltministerin: "Vielleicht ist das sogar mehr, als eine verpflichtende Erklärung, die über viele Tage ausverhandelt wurde, weil es um ganz konkretes Handeln geht. Ich hoffe das zumindest sehr."
Ob die angekündigten Vorhaben auch tatsächlich umgesetzt werden, das soll unter anderem in zwei Jahren auf einer Folgekonferenz überprüft werden. Der Wendepunkt fürs Wasser sei da, sagt auch UN-Wasserexperte Cullmann - fast 50 Jahre nach der ersten UN-Wasserkonferenz. Allen sei klar:
Wir bekommen keine Nahrungssicherheit ohne Wasser, wir können keine Energie produzieren ohne Wasser, wir haben keine Gesundheit ohne Wasser. Das ist jetzt angekommen, und das ist das Schöne an der Konferenz.