UN-Sicherheitsrat Sechs Monate Krieg "ein tragischer Meilenstein"
Bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats angesichts des nunmehr sechs Monate andauernden Ukraine-Krieges haben sich einmal mehr die tiefen Gräben in dem Gremium aufgezeigt.
"Der heutige Tag markiert einen traurigen und tragischen Meilenstein. Sechs Monate sind vergangenen, seitdem die russische Invasion in die Ukraine begonnen hat", sagt UN-Generalsekretär Antonio Guterres vor dem UN-Sicherheitsrat.
Dass der Angriffskrieg Russlands jetzt schon sechs Monate dauert, war ein Grund für die Sondersitzung des UN-Gremiums. Der zweite ist der Unabhängigkeitstag der Ukraine. Trotz des Ende Juli zwischen Moskau und Kiew ausgehandelten Deals zur Ausfuhr für Getreide hat Guterres keine Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen Linda Thomas-Greenfield machte es noch deutlicher:
Sechs Monate später ist so klar wie nie, was Russland vorhat - nämlich die Ukraine von der geopolitischen Landkarte löschen.
Selenskyj warnt erneut vor Unglück an AKW
Deshalb müsse Russland aufgehalten werden - und für die Verbrechen gegen die Ukraine zur Rechenschaft gezogen, mahnte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyi. Und er hat noch einmal auf die fatale Situation rund um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja aufmerksam gemacht:
Russland hat die Welt an den Rande einer nuklearen Katastrophe gebracht. Es ist Fakt, dass sie das größte Atomkraftwerk Europas in ein Kriegsgebiet verwandelt haben.
Selenskyj war dem Gremium per Video zugeschaltet. Zuvor war Russland mit dem Versuch gescheitert, genau diese Video-Ansprache zu verhindern. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja hatte seinen Einspruch damit begründet, dass Selenskyj persönlich anwesend sein müsse - und nicht virtuell. Das ist bemerkenswert - denn es nehmen immer wieder Personen per Video an Sitzungen des Sicherheitsrates teil.
UN dringt auf Zugang zu AKW
In seiner Rede gab Nebensja der Ukraine erneut die Schuld an dem Krieg. Und er erneuerte den Vorwurf, dass Ukrainer das Atomkraftwerk Saporischschja angreifen würden. Moskau und Kiew werfen sich gegenseitig den Beschuss der Anlage vor.
Die UN versucht immer noch Zugang zu dem Kernkraftwerk zu bekommen, damit eine Expertenkommission Schäden an der Anlage inspizieren kann. Hierfür müsste es aber zumindest eine Waffenruhe in der Region geben. Aber: Nicht nur dass das Atomkraftwerk zur Kriegszone geworden ist - Energie wird als Waffe eingesetzt, so der ukrainische Präsident Selenskyj:
Es ist eine Tatsache, dass Russland absichtlich versucht, zig Millionen Menschen in Energiearmut zu stürzen, ihnen den normalen Zugang zu grundlegenden Gütern zu verwehren, indem die Energiepreise absichtlich erhöht werden.
"Die Menschen brauchen Frieden"
Die Gräben hätten kaum tiefer sein können als bei dieser Sitzung. Dabei sind im Ukraine-Krieg schon Tausende Zivilisten getötet oder verwundet worden, darunter auch hunderte Kinder, so UN-Generalsekretär Guterres. Die Welt hätte schwere Völkerrechts-Verletzungen erlebt, Häuser seien zerstört, die Ernährung von Millionen Menschen gefährdet - und das ein paar Monate vor dem Winter. Deshalb könne es nur ein Ziel geben:
Die Menschen in und jenseits der Ukraine brauchen Frieden - und sie brauchen den Frieden jetzt.